# taz.de -- Das Debütalbum von Pandarapper Cro: Runternudeln | |
> Klingt wie das kostspielige Demotape eines gelangweilten Abiturienten: | |
> „Raop“ von Cro ist ein HipHop-Album für Leute, die von HipHop nichts | |
> verstehen. | |
Bild: Der nimmt alles mit: Cro darf auch beim Rock am Ring nicht fehlen. | |
Der Mainstream hat mal wieder den Rap für sich entdeckt. Cro heißt der | |
junge Mann, der mit niedlicher Pandamaske und eingängigen Radio-Melodien | |
das chronisch geschädigte Image von HipHop hierzulande wieder aufpolieren | |
will. Was nach einer Sisyphos-Aufgabe klingt, wird für den 19-jährigen | |
Schwaben Carlo Waibel buchstäblich zum Kinderspiel. „Und plötzlich macht | |
dir das Rap-Ding Fun / es ist echt entspannt / denn der Typ macht das / was | |
der Rest nicht kann.“ | |
Ja, schon im ersten Vers seines Debütalbums „King of Raop“ bringt Cro es | |
auf den Punkt: Das Talent des Pandarappers begrenzt sich darauf, ein | |
Publikum zu faszinieren, das mit Rap mal so gar nichts anfangen kann. So | |
hat sich der smarte Cro für den eigenen Sound die unheimlich innovative | |
Definition „Raop“ ausgedacht, die eine Mischung aus Rap und Pop bezeichnen | |
soll. | |
Etwas, das es freilich schon gab, bevor unser Pandafreund geboren wurde, | |
aber ohne diese unrunde Bezeichnung und auch ohne Cro für Rapheads bislang | |
durchaus genießbar gewesen ist. In den Medien gilt Cro als neue Hoffnung | |
und Zukunft des deutschen HipHop, dabei bedient er nur ein uraltes Konzept: | |
die Nischenkultur auf die einfachsten Formeln reduzieren und wie Fertigware | |
an die Massen verkaufen. | |
Das YouTube-Video zum Song „Easy“ hatte sich innerhalb kürzester Zeit zum | |
Clickmonster entwickelt und Cro einen exklusiven Autorenvertrag beim | |
Universal Buchverlag gesichert. Trotz der tollen Bezahlung darf der | |
Künstler aber auf seinem Debütalbum Majorlabels explizit dissen, | |
schließlich ist das genauso Bestandteil seines lukrativen Image wie die | |
zahlreichen BMX-Räder, Skateboards und Dreiecke im Video. | |
## Nervtötender Optimismus | |
Sein Debütalbum „Raop“ klingt wie das kostspielige Demotape eines | |
gelangweilten Abiturienten, der eigentlich die Welt verbessern möchte, aber | |
zu sehr mit seinem Outfit beschäftigt ist. Es verkörpert eine Form von | |
Optimismus, die so überreizt und plakativ daherkommt, dass sie einem sofort | |
auf die Nerven geht. Das einzige, was Cro von unzähligen kleinbürgerlichen | |
Hobbykeller-Rappern unterscheidet, ist die Plastikmaske, unter der er | |
schwitzt. | |
Seine erste Tour hieß „Hip Teens Wear Tight Jeans“, und sein Pressetext | |
preist „Raop“ als „ein Album, um damit seine Jugend zu verschwenden.“ B… | |
so viel gezwungener Unbeschwertheit wandert die Hand automatisch auf die | |
Brieftasche, schützend, als ob ein aufdringlicher Straßenverkäufer einem | |
sinnlosen Kram andrehen will. | |
Mit infantiler Selbstironie versucht sich Cro in seinen Texten immer wieder | |
von der vermeintlich oberflächlichen Lebenswelt der erwachsenen | |
Kapitalisten abzugrenzen, doch scheint er nicht zu merken, dass er selbst | |
nur ein Kitsch-Produkt dieser Konsumgesellschaft ist. | |
Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden Cros Songs noch für einige Zeit im | |
Radio rauf und runter dudeln. Zum einen, weil sie so zugänglich sind wie | |
Modern Talking, zum anderen, weil sie den Hörern rein gar nichts | |
abverlangen, außer das Abtöten ihres ästhetischen Empfindens. | |
Cro: „Raop“ (Chimperator/Groove Attack/Universal) | |
10 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Fatma Aydemir | |
## TAGS | |
HipHop | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Neues Album von Rapperin Kreayshawn: In den Pophimmel gepustet | |
Kreayshawn, die 22-jährige Rapperin aus San Francisco, ist ein wandelnder | |
Shitstorm. Auf „Gucci Gucci“ folgt jetzt „Somethin Bout Kreay“. | |
Der schwäbische Rapper Cro: So ganz ohne Penis | |
Platz 1 der iTunes-Charts, vorbei an Silbermond und Toten Hosen: Mit | |
gnadenlos fröhlichen Texten und Pandamaske erobert der schwäbische Rapper | |
Cro die Charts. | |
Michi Beck über HipHop und Schwabenhass: „Ich bin kein Berliner“ | |
„Turntablerocker“-DJ und Fanta-Vier-Rapper Michi Beck über Erwachsenwerden | |
im Clubleben, Schwabenhass und die HipHop-Szenen von Stuttgart und Berlin. | |
Gangstarapper Haftbefehl: Kleine Häftlinge | |
Gangstarapper Haftbefehl aus Offenbach öffnet den Blick auf HipHop-Nerds | |
und multikulturelle Authentizität. Ein Konzertbesuch. |