| # taz.de -- Shopping-Manie in der Schlossstraße: "Sehr nah am Trend" | |
| > Wie genau Primark produziert, weiß Axel Augustin nicht. Aber der | |
| > Textilverbandssprecher weiß: Skandale kann sich keine Kette mehr leisten. | |
| Bild: Sehnsuchtsort für Teenies: Primark-Filiale in London. | |
| taz: Herr Augustin, warum ist Primark so billig? | |
| Axel Augustin: Zum einen ist es eine Kette, die vom Design bis zum Verkauf | |
| mehrere Stufen in einer Hand hält – ähnlich wie H&M. Damit sparen sie | |
| einige Kosten, die klassische Einzelhändler und deren Lieferanten | |
| üblicherweise haben. Zum anderen geht Primark über Masse. In Deutschland | |
| sind sie noch relativ klein, aber auf den Britischen Inseln sind die eine | |
| große Nummer. Darum können die große Mengen produzieren. So machen es auch | |
| KiK und Takko. | |
| Aber die sind nicht trendy. | |
| Stimmt, Primark ist wirklich sehr nah am Trend. England ist modisch oft | |
| eine Saison oder zwei weiter als Deutschland. | |
| Aber warum gibt es bei Teenies so einen Kult? Für diesen Laden reisen junge | |
| Mädchen durch die halbe Republik. | |
| Das gab es bei H&M auch, als die neu waren. Die waren damals auch ein | |
| Preisbrecher und extrem modisch. Eine Rolle spielt natürlich auch der Reiz, | |
| sich abzugrenzen. Meine 16-jährige Tochter fährt sogar gern in andere | |
| Städte und will keinen Primark vor der Haustür – weil ja dann alle | |
| Freundinnen die gleichen Teile haben. | |
| Was weiß man über die Produktionsbedingungen? | |
| Wenig. Die Teile werden sicher nicht von Hand in England genäht. Wie alle | |
| anderen Modeketten schreibt Primark sich Nachhaltigkeit auf die Fahne. Ohne | |
| so ein Programm geht es heute in Deutschland auch nicht mehr, da sind viele | |
| Verbraucher sehr sensibilisiert. Sogar KiK hat eine Nachhaltigkeitskampagne | |
| aufgelegt. Aber das kann schon aus Kapazitätsgründen nicht alles | |
| Ökobaumwolle sein. Wie die Produktion in der Realität aussieht, wissen wir | |
| nicht. | |
| Also lieber nicht zu Primark? | |
| Die großen Modeketten arbeiten alle ähnlich. Nur wenige haben eigene | |
| Fabriken, meist wird ein Auftrag ausgeschrieben, und wer das beste Angebot | |
| macht, stellt dann eben her. Natürlich werden den Fabriken Standards | |
| vorgegeben, aber es liegt an den Ketten, zu überprüfen, ob die auch | |
| eingehalten werden. Was in Bangladesch und Hinterindien sicher nicht ganz | |
| einfach ist. Aber wie alle großen Modekonzerne fürchtet Primark Skandale, | |
| wenn irgendwo unhaltbare Zustände aufgedeckt werden. Das schadet dem | |
| Verkauf, und darum passen heute alle Ketten sehr auf. | |
| Primark setzt zum Run auf den deutschen Markt an. Ein Problem für die alten | |
| Läden? | |
| Die etablierten Ketten haben großen Respekt vor Primark, zumindest die, die | |
| sich bei ähnlichen Zielgruppen tummeln. H&M, C&A und KiK sind über die | |
| Expansion ganz bestimmt wenig erfreut. Primark ist Kult bei vielen Kids, | |
| und die geben ihr Taschengeld dann eben bei Primark aus und nicht bei den | |
| Wettbewerbern. Das wird an denen nicht ohne Spuren vorbeigehen. Aber so ist | |
| nun mal der Markt. | |
| INTERVIEW: | |
| 11 Jul 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Miriam Hauft | |
| ## TAGS | |
| Textil-Discounter | |
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