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# taz.de -- Im Hérault: Tipps von Zombies für Genießer
> Region für eine Kurzreise oder ein ganzes Leben. Austern schlürfen, Wein
> trinken, die Märkte besuchen oder direkt bei den regionalen
> Kunsthandwerkern in Pézenas einkaufen.
Bild: Landleben, Landlust, Lavendel im Süden Frankreichs.
Wer den französischen Süden zu genießen versteht, kommt wieder oder fliegt
gar nicht erst wieder weg“, grinst Lisa Haury gewinnend. Zugegeben, die
Freiberuflerin macht PR für den Airport von Béziers, mitten in der
Landschaft des Département Hérault. Doch das Hérault Méditérranée ist seit
über zehn Jahren die Wahlheimat der Amerikanerin.
Sie arbeitete bei einer Modezeitschrift in New York, dann ein paar Jahre in
Paris und wohnt heute in einem ehemaligen Posthaus des pittoresken Dorfs
Mons la Trivalle. Ihre Adresse möchte sie nicht verraten, doch wer ihre
Webseite [1][languedoczombies.com] aufruft, versteht, warum man im
Languedoc hängen bleibt. Fashion Victims und Liebhabern französischer
Küchenkunst geben Lisa und ihre Freundin Helen dort verführerische
Anregungen.
Wein trinken und Austern schlürfen – im Urlaub sollte man es den beiden
nachtun und noch viel mehr als Strand und Wasser genießen. Beispielsweise
die Tropfen der Winzer aus den umliegenden Weingebieten von Saint-Chinian
bis zum Minervois probieren – Picpoul de Pinet, Clairette du Languedoc, Vin
de Pays de Caux, Muscat Sec …
Wer zum Beispiel das Faugères mit dem Auto oder zu Fuß durchstreift, hat
von den Weinbergen Fernsicht auf das Mittelmeer. Warum nicht ein Besuch bei
Noilly Prat ([2][noillyprat.com]) in dem kleinen Küstenort Marseillan, wo
seit 1813 Wermuth hergestellt wird? Sich in der Bar einen Cocktail mixen
lassen oder probieren, ob der rote Würzige oder der bernsteinfarbene Süße
das richtige Mitbringsel ist.
Ein spezieller Genuss ist das Austernschlürfen. Zumindest ganz Frankreich
spricht von den „huîtres de Bouzigues“, die in den Lagunenbecken an der
Küste von Agde bis Sète gezüchtet werden und günstig vom Straßenstand zu
haben sind.
Echte südfranzösische Märkte mit frischen lokalen Produkten findet man in
den hübschen historischen Ortskernen von Agde, Vias und Pézenas. Agde wurde
im 5. Jahrhundert v. Chr. von den Phöniziern gegründet. Marco Polo nannte
den Ort „schwarze Perle“, wegen der Häuser aus schwarzem Vulkangestein vom
Mont Saint-Loup, einem südlichen Ausläufer der Auvergne. In Vias könnte man
Stunden in einem der Terrassencafés neben der Markthalle verbringen.
## Ein kurioses Museum
Wenn man Französisch spricht, lohnt ein Abstecher nach Bassan in das Musée
des Meubles Modestes. Ein Museum für bescheidene Möbel? Man sehe und
staune. In seinem Atelier neben seinem Wohnhaus hat Alain Fornells,
Krankenpfleger spanischer Abstammung, aus alten Holzkisten kuriose Möbel
geschaffen. „Links wohne ich, rechts träume ich“, sagt der 57-Jährige und
bittet seine Gäste ins Atelier. Dort führt er seine Möbel wie ein
Puppenspieler vor und erzählt Geschichten. Sie sind geprägt von den Märchen
Okzitaniens und Erzählungen aus dem Spanischen Bürgerkrieg.
Pézenas trägt als einzige Stadt des Hérault das Label „Stadt der Kunst“,
wobei hier eher die Architekten früherer Jahrhunderte wahre Künstler waren.
Die von Herrenhäusern aus dem 15. bis 18. Jahrhundert geprägte Altstadt ist
zugleich ein Einkaufsparadies. Kunsthandwerker aus der Region haben entlang
der Kopfsteinpflastergassen Ateliers eröffnet. Fotoapparate sehen sie gar
nicht gern, denn sie fürchten um das Copyright ihrer Designs.
Molière und seine Theatergruppe führten von 1647 bis 1657 in Pézenas ihre
Komödien auf öffentlichen Plätzen auf. Ein echtes Molière-Museum gibt es in
ganz Frankreich nicht, da der Nachlass des Jean-Baptiste Poquelin, so sein
bürgerlicher Name, nicht erhalten blieb. Scénovision Molière
([3][scenovisionmolière.com]) in dem Herrenhaus Hôtel de Peyrat
dokumentiert Molières Geschichte umso anschaulicher. Das regionale Museum
für zeitgenössische Kunst eröffnete aber nicht in Pézenas, sondern in
Sérignan und zeigt in großzügiger moderner Architektur wechselnde
Ausstellungen.
Ein Geheimtipp, für den weder Kenntnisse der französischen Sprache noch der
Kultur nötig sind, ist das Schlosshotel. Es ist im Stil eines ländlichen
Gästehauses gebaut und gehört dem im westfälischen Hamm geborenen deutschen
Architekten Peter Plück und seiner Frau Margarete. Die Gebäude aus
Naturstein des 70 Hektar großen Anwesens gehen historisch auf die
Versorgungsdomäne der zwei Kilometer entfernten Benediktinerabtei Abbaye de
Valmagne zurück. Als der Spezialist für historische Immobilien mit der
Restaurierung begann, war er dem Charme des Languedoc längst verfallen.
Ob sie Deutschland ein wenig vermissen? „Wir fahren jedes Jahr mit dem Auto
nach Freiburg, um den Weihnachtsbaum für uns und unsere Gäste zu holen“,
erzählt Margarete und fächelt sich bei 24 Grad im Schatten mit der
Serviette auf der Restaurantterrasse am Pool Luft zu. Keine Spur von
Heimweh.
Gäste dürfen das Öl von den selbst angebauten Oliven probieren. In den 35
bis 120 Quadratmeter großen Wohnungen kann man sich selbst verpflegen, es
gibt Leihfahrräder, einen Bouleplatz. Lust auf eine Wanderung, einen
Restauranttipp, einen Reitausflug, eine Kajaktour auf dem Fluss Hérault?
Die Vermieter kennen sich aus. Denn da war doch noch was – Béziers, der
Canal du Midi …
14 Jul 2012
## LINKS
[1] http://languedoczombies.com
[2] http://noillyprat.com
[3] http://xn--scenovisionmolire-9ua62c.com
## AUTOREN
Petra Sparrer
## TAGS
Reiseland Frankreich
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