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# taz.de -- Hauptstadtairport: Topp, die Wette gilt!
> Bis Ende Juli entscheidet sich, ob der Eröffnungstermin im März 2013 zu
> halten sein wird. Die taz lässt wetten.
Bild: Welcher Großflughafen wird eher fertig? Hier die Lego-Baustelle
Wetten, dass Sie es nicht schaffen, in Berlin einen Flughafen zu eröffnen.
Wer einem Landespolitiker derzeit diese Wette anbietet, hat gute
Siegchancen. Denn ob der Hauptstadtairport Willy Brandt wie geplant am 17.
März 2013 eröffnet wird, ist ungewiss. Seit am 8. Mai die ursprünglich
bereits für Anfang Juni avisierte Eröffnung abgesagt werden musste, regiert
das Chaos. Sorge bereiten der Flughafengesellschaft vor allem die Mängel
beim Brandschutz. Der Ausgang der Wette entscheidet sich voraussichtlich
bereits in zwei Wochen: Dann dürfte klar sein, ob der zweite Starttermin zu
halten ist.
Der Sachstandsbericht der Flughafengesellschaft vom 25. Juni sieht die
BER-Eröffnung zum 17. März „nach aktuellen Erkenntnissen“ als gesichert.
Allerdings gelänge dies nur, wenn mehrere Voraussetzungen binnen der
nächsten vier bis fünf Wochen erfüllt würden. Unter anderem gelte es, nach
der Kündigung der Planungsgemeinschaft bbi eine neue Projektstruktur
aufzubauen. Vor allem müsse der Zeitplan bei der Fertigstellung der
Entrauchungsanlage garantiert sein. Diese befand sich laut
Sachstandsbericht „auf dem kritischen Weg“. Dazu seien die abschließenden
Zusagen der beteiligten Firmen einzuholen. Zudem müsse das
Brandschutzkonzept mit dem zuständigen Bauamt des Landkreises
Dahme-Spreewald (LDS) abgestimmt werden. Geplant ist, dass die
Entrauchungsanlage bis Dezember fertiggestellt ist. Dann müsste sie
getestet, anschließend vom TÜV abgenommen und am Ende vom zuständigen
Bauamt des Landkreises genehmigt werden.
Doch die Verantwortlichen scheinen die Probleme beim Brandschutz nicht in
den Griff zu bekommen. Nach einem Bericht der Bild am Sonntag haben
Gutachter bei der „Interpretation des Brandschutzkonzeptes“ mehr als 20
kritische Aspekte aufgelistet. Hierzu gehörten die Rauchableitung, aber
auch die Sprinkleranlage in der Abflughalle. Die Zeitung beruft sich auf
„Flughafenkreise“.
Bereits vergangene Woche hatten Abgeordnete der Brandenburger CDU nach
einer Besichtigung der Flughafenbaustelle ihre Zweifel an einer
rechtzeitigen Regelung des Brandschutzes geäußert. Dabei hatte der an der
Begehung teilnehmende Chefplaner Joachim Korkhaus klar gemacht, dass die
Entrauchungsanlage bis Dezember fertiggestellt werden könne, wenn das
Bauamt nicht noch Umbauten der Anlage anordne.
Nach der Besichtigung hatte der verkehrspolitische Sprecher der
Brandenburger CDU, Rainer Genilke, zudem über Probleme bei der
Notstromversorgung der Anlage berichtet. Die Anlage funktioniert elektrisch
und soll bei Feuer den Qualm aus dem Gebäude leiten. Bei Einschränkungen
der Stromversorgung müsste ein Notstromaggregat anspringen, das innerhalb
von 15 Sekunden die Anlage auf Touren bringt – so schreibt es das Bauamt
vor. Doch dies gelänge derzeit nicht, so Genilke.
Dies hat die Flughafengesellschaft mittlerweile zurückgewiesen. „Nach
unseren Erkenntnissen werden die 15 Sekunden eingehalten“, sagte
Flughafensprecher Ralf Kunkel auf taz-Anfrage. Ähnlich äußerte sich Heidrun
Schaaf, Sprecherin des Landkreis Dahme-Spreewald.
Die Flughafengesellschaft steht derzeit in engem Kontakt mit der Behörde.
Denn ebenjenes Bauamt hatte am 7. Mai endgültig eine Interimslösung beim
Brandschutz verweigert. Der Flughafengesellschaft war bereits im Dezember
2011 klar gewesen, dass eine vollautomatische Brandschutzanlage nicht
pünktlich fertigzustellen sei. In den Monaten danach hatte sie versucht,
das Amt von einer „Mensch-Maschine-Lösung“ zu überzeugen – vergebens. 7…
Menschen hätten im Brandfall 1.500 Türen manuell betreiben sollen. Das
wollte Landrat Stephan Loge (SPD) nicht erlauben.
## Druck auf die Politik
Indes ist sicher, dass eine erneute Verschiebung des Eröffnungstermins
Folgen für alle Beteiligten hätte. Klaus Wowereit als Aufsichtsratschef und
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD) als sein
Stellvertreter stehen durch das BER-Debakel massiv unter Druck. Bei einer
erneuten Verschiebung würden die Schadenersatzforderungen von Airlines und
Baufirmen weiter steigen. Vor allem die Fluglinie Air Berlin wird nicht
müde zu betonen, dass sie ohne den Flughafen als Drehkreuz ihre neuen
Umsteigeverbindungen kaum organisieren könne. „Eine erneute
BER-Verschiebung kann Tegel nicht kompensieren“, so
Air-Berlin-Aufsichtsratschef Hartmut Mehdorn. Mehdorn bezweifelt, dass die
Inbetriebnahme am 17. März klappt. „Die Verantwortlichen sagen ja immer
wieder, sie prüfen noch. Solange sie an den 17. März nicht glauben – warum
sollte ich das tun?“ Eine gute Frage.
15 Jul 2012
## AUTOREN
Johannes Kulms
Johannes Kulms
## TAGS
Baukosten
Hartmut Mehdorn
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