# taz.de -- Kommentar: Der Verkauf des Karoviertels: Das falsche Signal | |
> Der Hamburger Senat schlägt ein interessantes Angebot der | |
> Mietergenossenschaft Karolinenviertel aus, um durch einen Deal mit der | |
> Wohnungsbaugesellschaft Saga Haushaltslöcher zu stopfen. | |
Bild: So sah's im Karoviertel früher aus: Da gab's noch den Bauwagenplatz Bamb… | |
Hamburg ist, was das Wohnen angeht, ein teures Pflaster. In vielen | |
sogenannten Szene-Stadtteilen der westlichen inneren City sind Wohnungen | |
für einen Normalverdiener kaum erschwinglich, viele gut Verdienende, die | |
sich Eigentum leisten können, haben bereits zugeschlagen. | |
Das Karolinenviertel bildet hier aufgrund seiner Geschichte eine Ausnahme. | |
Auch hier hat Schickimicki natürlich schon Einzug gehalten, Boutiquen und | |
Cafés haben das Straßenbild verändert. Doch die gemischte Bewohnerstruktur | |
ist weitgehend intakt geblieben, da die Wohnungen bislang bezahlbar und für | |
Spekulanten wenig attraktiv waren. | |
Es liegt daher auf der Hand, dass die Mieter in den sanierten Häusern | |
darauf drängen, ihre Wohnbedingungen zu erhalten, und dabei nicht einmal | |
vor dem ungewöhnlichen Schritt zurückschrecken, das Areal für 50 Millionen | |
Euro zu kaufen. | |
In der Tat ist es für den Außenstehenden völlig unverständlich, warum sich | |
die SPD-Regierung nicht ernsthaft mit dem Angebot auseinandersetzt – wo | |
doch gerade SPD-Bürgermeister Olf Scholz die Genossenschafts-Idee preist. | |
Denn wenn die städtische Saga den Kaufpreis von 80 Millionen in das | |
Stadtsäckel abführt, ist das nichts anderes als „linke Tasche, rechte | |
Tasche“. Aber die Saga muss das Geld zur Refinanzierung des Deals irgendwo | |
wieder reinholen – und wo will sie das tun, wenn nicht bei ihren Mietern? | |
16 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
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