Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Moderne Wettervorhersage: Schauer auf dem Schirm
> Wer diesen "Sommer" trocken überstehen will, braucht Regenradar-Apps für
> den Weg durch die Unwetter hindurch.
Bild: Ein Smartphone und viele Regentropfen.
Regen, Schauer, Gewitter: Was die Sonnenanbeter derzeit verzweifeln lässt,
freut die Hersteller von Wetter-Apps. „Bei einem Azorenhoch läuft da kaum
was, aber bei wechselhaftem Wetter steigen die Downloads“, weiß David
Kaiser von dem privaten Berliner Wetterdienstleister MeteoGroup. Vor allem
der Regenradar sei derzeit gefragt. „Wenn Sie wissen wollen, ob Sie den
Grill aus- oder wieder einpacken sollen, kommen Sie daran nicht vorbei“,
meint Kaiser. Wer will dem Mann widersprechen.
Bei MeteoGroup herrscht bei Schietwetter also eitel Sonnenschein. Mit
„WeatherPro“ hat der Anbieter außerdem eine kostenpflichtige App auf den
Markt gebracht, die mehr kann als nur Vorhersage oder Radar. Ein nützliches
Feature ist etwa das Satellitenbild, das auch die wenigen Wolkenlöcher
identifiziert. Wer mobil ist, kann so wenigstens einmal unter der
Wolkendecke hindurchschlüpfen. Im siebenstelligen Bereich, freut sich
Kaiser, liegt inzwischen die Downloadzahl von „WeatherPro“.
Aber auch kostenlose Wetter-Apps werden zurzeit heruntergeladen, dass der
Akku nur so glüht. So bietet etwa der Regenradar von wetteronline.de neben
dem „Loop“, der die Niederschlagsgebiete der vergangenen drei Stunden
zeigt, eine Prognose. Auf ihr ist zu sehen, wohin Starkregen, Schauer und
Dauernieselregen die nächsten beiden Stunden ziehen werden. „Derzeit haben
wir Zugriffe von mehreren Millionen am Tag“, freut sich der Meteorologe
Christoph Brömling von wetteronline.de.
„Im Grunde ist eine solche Prognose die Fortschreibung der vorhandenen
Daten“, erklärt Uwe Ulbrich, der stellvertretende Leiter des Instituts für
Meteorologie an der Freien Universität Berlin. Auch Ulbrich hat beobachtet,
dass der Regenradar im Alltag der Berlinerinnen und Berliner eine immer
größere Rolle spielt. „Wenn ich auf dem Rad sitze, und es kommt ein
Schauer, weiß ich, ob ich mich nur kurz unterstellen muss oder lieber eine
Stunde ins Café gehe.“ Ulbrichs Institut in Dahlem gibt einen
Wassersportinformationsdienst heraus. „Da bedienen wir uns auch des Radars
und verschriftlichen das. Das ist eine Information für die, die kein
Smartphone haben.“
Mit der klassischen Meteorologie aber haben die Anwendungen wenig zu tun.
„Ein Regenradar bildet nur den Ist-Zustand ab“, sagt Ulbrich. Möglich wird
das, indem 15 Radarstationen in Deutschland, unter ihnen die im
brandenburgischen Prötzel, auf einer Wellenlänge von fünf Zentimetern im
C-Band die Wolken mit Radarstrahlen beschießen. Je mehr Wassertropfen in
der Atmosphäre stecken, desto stärker reflektieren die Wolken. „Gibt es
keine Echos, herrscht blauer Himmel“, sagt Ulbrich.
## Wetterfrösche unersetzlich
Gleichwohl meint der FU-Meteorologe, dass der Regenradar die klassische
Wettervorhersage nicht ersetzen wird. Auch dafür hat er ein Radlerbeispiel:
„Wenn Sie wissen wollen, ob Sie übermorgen oder in drei Tagen zu einer
Radtour aufbrechen sollen, hilft ihnen der Niederschlagsradar wenig. Da
brauchen sie dann einen richtigen Wetterbericht.“ Der, räumt Ulbrich ein,
sei dann aber auch weniger genau.
Das will Karl-Heinz Schneider so nicht stehen lassen. Er ist beim Inforadio
des RBB zuständig fürs Hörertelefon. „Das beste Thema ist auch da das
Wetter“, plaudert er aus dem Nähkästchen. Aufgebrachte Hörer, die sich üb…
einen unpräzisen Wetterbericht beschweren, hatte er noch nicht am Telefon.
„Die wissen doch, dass das nicht immer stimmt.“ Er selbst verlasse sich auf
den Wetterbericht von Inforadio. Gern erzählt er die Geschichte von seinen
beiden Balkons. „Auf dem einen hat es geregnet, auf dem andern nicht.“ Da
hätten ihm auch das Internet und ein Regenradar nicht weiterhelfen können.
Weil die Vorhersage das Kerngeschäft der Meteorologen ist, schauen sie gern
schon mal in den nächsten Sommer. Das Wetter lässt sich dafür zwar noch
nicht voraussagen, wohl aber das Angebot von Features. „Wir arbeiten an
einer Anwendung, auf der man sich die Blitze der letzten Stunden zeigen
lassen kann“, sagt David Kaiser von MeteoGroup. „Wenn es eine
Unwetterwarnung für Ihre Straße gibt, kommt die per Pushfunktion auf Ihr
Smartphone.“
Einen ganz anderen Tipp hat Uwe Ulbrich parat. „Manchmal hilft ein Blick
nach draußen.“
19 Jul 2012
## AUTOREN
Uwe Rada
## ARTIKEL ZUM THEMA
Von wegen Freiluftkino: Der wolkenverhangene Himmel über Berlin
Ohne Winterjacke kein Open-Air: Besucher und Organisatoren nehmen das
schlechte Wetter gelasen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.