# taz.de -- Russland plant eigene Raumstation: Andocken gescheitert | |
> Das neue russische Andocksystem für die Internationale Raumstation ISS | |
> soll sicherer sein – der erste Test ging aber schief. Die Nasa spricht | |
> von einem „offensichtlichen Fehler“. | |
Bild: 400 Kilometer über der Erde: die Internationale Raumstation ISS. | |
MOSKAU/ BERLIN dpa/afp | Der russische Raumfrachter Progress ist bei einem | |
Test für das neuartige Andocksystem „Kurs-NA“ an die Internationale | |
Raumstation ISS gescheitert. Wegen eines „offensichtlichen Fehlers“ habe | |
die Progress nicht wie geplant an die ISS angedockt, teilte die | |
US-Raumfahrtbehörde Nasa am Dienstag mit. Ein Sprecher des russischen | |
Kontrollzentrums bestätigte den Fehlschlag. | |
Für den Test hatte die Progress „M-15M“ am Sonntag von der Raumstation | |
abgekoppelt und sich der ISS dann wieder genähert, um das Andockmanöver zu | |
testen. Russland hat die Wiederholung des Manövers, das künftige | |
Versorgungsflüge zur ISS erleichtern soll, nach Ankunft des japanischen | |
Frachters „HTV3“ am Freitag angekündigt. | |
Derzeit prüften Spezialisten die Lage, bereiteten Empfehlungen für das | |
weitere Vorgehen vor und kontrollierten den autonomen Flug des | |
automatischen Raumschiffs. Dieses umkreise die Erde 484 Kilometer von der | |
Station entfernt auf einer mittleren Bahnhöhe von 408,1 Kilometern und sei | |
somit kein Hindernis für den japanischen Frachter. | |
Das neue System kommt im Vergleich zu seinem Vorgänger mit einer statt vier | |
Antennen aus. Es soll zudem sicherer sein und weniger Energie verbrauchen, | |
telte die Raumfahrtagentur Roskosmos mit. | |
Im vergangenen Jahr hatte eine Pannenserie im russischen Raumfahrtprogramm | |
für einige Aufregung gesorgt - auch auf der ISS. Insgesamt scheiterten fünf | |
Missionen. Unter anderem stürzte im August eine Sojus-Rakete mitsamt einer | |
Progress-Versorgungsraumfähre kurz nach dem Start ab. Daraufhin kam der | |
Shuttle-Betrieb zur ISS für rund drei Monate zum Erliegen. | |
## Russische Raumfahrtstrategie | |
Derweil liebäugelt Russland heftig mit dem Bau einer eigenen Raumstation. | |
In letzter Zeit häufen sich im Zusammenhang mit der Diskussion um eine neue | |
Raumfahrtstrategie die Aussagen führender Branchenvertreter, die auf eine | |
solche Raumstation hindeuten. Eine Entscheidung in dieser Frage könnte zum | |
Jahresende fallen. Zugleich weist Moskau darauf hin, dass es seine | |
Verpflichtungen bei der ISS einhalten werde. | |
Es werde derzeit ein wissenschaftlich-energetisches Modul (NEM) mit | |
Systemen für den autonomen Betrieb als Basisblock für eine neue Station | |
gebaut, sagte Roskosmos-Chef Wladimir Popowkin. Für den Fall, dass man ein | |
solches Modul auf der ISS-Flughöhe von rund 400 Kilometern nicht brauche, | |
könne es mit einem entsprechenden Strahlenschutz versehen auf eine höhere | |
Umlaufbahn gebracht werden. | |
Das Modul werde so ausgestattet, dass es in verschiedenen Varianten genutzt | |
werden könne. Der Roskosmos-Chef betonte aber ausdrücklich, dass die Zeit | |
noch nicht reif sei für die Entscheidung, ob man eine neue russische | |
Raumstation bauen oder die ISS über 2020 hinaus weiter nutzen werde. | |
Inzwischen zeichnen sich auch die Konturen des neuen bemannten Raumschiffes | |
immer schärfer ab, das die bewährten Sojus-Kapseln ablösen soll. Es wird | |
sechs Kosmonauten Platz bieten und ab 2018 unbemannt getestet werden. Auch | |
von dem neuen Raumschiff werde es verschiedene Varianten geben, kündigte | |
Popowkin an. So könne es sowohl für lange autonome Flüge als auch für | |
Mond-Missionen eingesetzt werden. Möglich seien auch Flüge zu einer Station | |
zwischen Erde und Mond oder „jenseits des Mondes“. | |
24 Jul 2012 | |
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