# taz.de -- ARD-Reihe porträtiert Matthias Brandt: Schon als Kind berühmt | |
> Nicht kontrovers, sondern lobhudelnd und fast wie ein Nachruf: | |
> „Deutschland, deine Künstler“ widmet sich dem Leben des Schauspielers | |
> Matthias Brandt. | |
Bild: War eine „relativ lange Zeit“ nicht berühmt. 2011 bekam Matthias Bra… | |
Die ARD-Reihe „Deutschland, deine Künstler“ geht in die fünfte Staffel. D… | |
ersten dieser Filme hatte vor fünf Jahren Inga Wolfram gedreht – über den | |
Schauspieler Armin Mueller-Stahl. Nun steuert sie auch den 23. bei – über | |
den Schauspieler Matthias Brandt. Der ist der Sohn von Willy und Rut Brandt | |
und sagt: „Ich war ja als Kind auch schon berühmt. Ich war erst mal | |
berühmt, dann war ich eine relativ lange Zeit lang nicht berühmt und jetzt | |
gibt’s wieder so eine Bekanntheit oder Aufmerksamkeit.“ | |
Das ist ein typisches Matthias-Brandt-Statement. In dem Film kommen seine | |
Kollegen immer wieder auf dieses Understatement zu sprechen. Zum Beispiel | |
Hans Steinbichler: „Ich glaube, dass Matthias Brandt in sich eine solche | |
Diskretion hat gegenüber anderen Menschen, seinem Gegenüber gegenüber, dass | |
es für ihn der allergrößte Mut war und das allergrößte Wagnis, einen Beruf | |
einzugehen, der eigentlich genau das konterkariert.“ Steinbichler war der | |
Regisseur des vor einem Jahr von der ARD ins Nachtprogramm abgeschobenen | |
Skandal-Polizeirufs „Denn sie wissen nicht, was sie tun“. | |
Skandalös war damals nicht der Film, sondern seine Abschiebung aufgrund der | |
Empfehlung einer verwirrten Jugendschutzbeauftragten des Bayerischen | |
Rundfunks. Brandt hatte über diesen Vorgang keineswegs diskret geschwiegen. | |
Aber am Ende hat man ihm für seine schauspielerische Leistung den | |
Bayerischen Fernsehpreis in die Hand gedrückt. Die Preisverleihung zeigt | |
Inga Wolfram in ihrem Porträt, die Kontroverse dahinter vertieft sie | |
allerdings nicht. | |
## Brandt als Brandt-Spion | |
Das ist typisch für die Reihe, die nicht kontrovers sein will, sondern | |
lobhudelnd. Der Sound des Off-Kommentars kommt mit einer Gravitas daher, | |
dass der Zuschauer sich selbst versichern muss, es nicht mit einem Nachruf | |
zu tun zu haben: Matthias Brandt ist noch nicht verstorben! | |
„Zufall oder Ironie des Schicksals?“, fragt jene gravitätische Off-Stimme | |
im Hinblick auf Brandts Rolle in „Im Schatten der Macht“ (2003). Er spielte | |
Günter Guillaume, den DDR-Spion im Kanzleramt, dessen Enttarnung den | |
Rücktritt von Brandt senior veranlasst hatte. Die Ironie darf natürlich der | |
Regisseur Oliver Storz für sich verbuchen oder wer immer sich den | |
Besetzungs-Coup ausgedacht hat. Brandt Junior jedenfalls wurde mit dieser | |
Rolle der sogenannten breiten Öffentlichkeit als Filmschauspieler bekannt. | |
## | |
Seit vergangenem Jahr ist er nun auch noch – größere Ehre nicht denkbar – | |
als Fernsehkommissar Hanns von Meuffels am Sonntagabend zu sehen. Wolfram | |
besucht unter anderem die Dreharbeiten zu Brandts viertem Polizeiruf. Die | |
schönste Szene aus seinem ersten Polizeiruf zeigt sie nur ganz kurz – man | |
hätte das gerne in voller Länge gesehen: Der Fall ist geklärt, Brandt als | |
von Meuffels geht in ein Döner-Restaurant am Bahnhof, stellt die Stühle | |
beiseite und tanzt einen irren, irgendwie orientalisch inspirierten Tanz. | |
Brandt sagt in Wolframs Film, er finde den Irrwitz immer ein wichtiges | |
Element seines Berufs. Über sein Privatleben sagt er praktisch nichts. | |
In der Künstler-Staffel folgen noch Porträts des Jazz-Trompeters Till | |
Brönner, des Dirigenten Christian Thielemann und des Großkünstlers Markus | |
Lüpertz. | |
„Deutschland, deine Künstler“ widmet sich dem Leben des Schauspielers | |
Matthias Brandt: Mittwoch, 22.55 Uhr, ARD | |
25 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Jens Müller | |
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