# taz.de -- Suizidversuch: Touristin überlebt Selbstverbrennung | |
> In einem Neuköllner Hinterhof überschüttet sich eine 15-jährige | |
> Italienerin mit Spiritus und zündet sich an. Sie schwebt weiter in | |
> Lebensgefahr. Von einer politischen Botschaft ist nichts bekannt. | |
Bild: In der Rettungsstelle des Unfallkrankenhaus' Marzahn. | |
Grausamer Suizidversuch in Neukölln: Wie die Polizei bestätigte, hat sich | |
am Freitagabend eine 15-jährige Italienerin in einem Hinterhof an der | |
Schillerpromenade mit Spiritus überschüttet und angezündet. Ein Passant | |
habe die Flammen gesehen und zu löschen versucht, sagte ein Polizeisprecher | |
am Sonntag. In Medienberichten war auch davon die rede, dass Anwohner mit | |
Handtüchern das Feuer erstickten. Das Mädchen wurde mit einem Helikopter | |
ins Unfallkrankenhaus Marzahn geflogen. Es schwebte auch am Sonntag noch in | |
Lebensgefahr. | |
„Im Moment spricht alles für einen Suizidversuch“, sagte der | |
Polizeisprecher. Das Motiv für die Tat sei noch völlig unklar. Von einer | |
Botschaft des Mädchens wisse die Polizei nichts. Den Beamten zufolge war | |
die in Verona geborene Anna mit ihrem Vater als Touristin nach Berlin | |
gekommen, die Polizei stehe in Kontakt mit dem Vater. | |
Die Jugendliche habe schwerste Verbrennungen erlitten, sagte die Sprecherin | |
des Unfallkrankenhauses Marzahn, Angela Kijewski. „Über 50 Prozent der | |
Körperoberfläche sind betroffen.“ Sie sei operiert worden und befinde sich | |
nun im künstlichen Koma. Dieser Zustand werde sechs bis acht Wochen | |
aufrechterhalten, so Kijewski. Denn die Wunden könnten sich entzünden, und | |
im Wachzustand könnte der Kreislauf kollabieren. | |
Um den Heilungsprozess zu befördern, haben Mediziner dem Mädchen Hautzellen | |
von unverbrannten Stellen entnommen und Kulturen angelegt. Die gezüchteten | |
Zellen sollen dann auf verletzte Stellen aufgebracht werden. „Wichtig ist, | |
dass die großen Wunden schnellstmöglich gedeckt werden“, sagte Kijewski. | |
Selbstverbrennungen kommen in Berlin sehr selten vor. 2004 hatte sich ein | |
Mann aus Sierra Leone in der Ausländerbehörde angezündet, um seine | |
Abschiebung zu verhindern. Ein Jahr zuvor hatte eine Türkin versucht, sich | |
und ihre Kinder vor dem Reichstag zu verbrennen – offenbar ebenfalls aus | |
Angst vor Abschiebung. Die Polizei konnte die Selbstverbrennung damals | |
verhindern. | |
Selbstverbrennungen werden als sehr brutale Art, sich das Leben zu nehmen, | |
oft mit einer politischen Botschaft verbunden. In diesem Jahr gab es etwa | |
in Tibet bereits eine ganze Serie von Selbstverbrennungen von Mönchen, die | |
gegen die chinesische Unterdrückung protestierten. Bei der 15-jährigen | |
Italienerin deutet bislang nichts darauf hin, dass sie ein politisches | |
Zeichen setzen wollte. | |
5 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Antje Lang-Lendorff | |
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