# taz.de -- Olympia – Wasserball: Der Tyrann führt Kroatien zu Gold | |
> Die Mannschaft, die das beste Turnier gespielt hat, holt Gold im | |
> Wasserball: Die Kroaten sind zum ersten Mal Olympiasieger. Ohne eine | |
> Niederlage bezwingen sie auch Italien mit 8:6. | |
Bild: Die Schachbretter schmeißen den Tyrann ins Wasser | |
Die Startbedingungen: Der amtierende Weltmeister und dreimalige | |
Olympiasieger Italien hat sich im olympischen Halbfinale gegen Serbien | |
recht souverän durchgesetzt. Die Kroaten – Weltmeister von 2007 - haben | |
allerdings das souveränste Turnier von allen gespielt: Kein Spiel verloren, | |
65 Tore erzielt und Italien in der Vorrunde mit 11:6 klar besiegt. So | |
richtig aufgedreht hatten sie gegen die Italiener allerdings erst in den | |
letzten beiden Vierteln (dauern jeweils 8 Minuten). Über den kroatischen | |
Trainer, genannt „Der Tyrann“, Ratko Rudic ist [1][an dieser Stelle] | |
bereits fast alles gesagt worden, außer, dass er 1992 als Trainer Italiens | |
Olympiasieger wurde. | |
Die Entscheidung: Finger im Auge, Ball ins Gesicht der bis zu 118 Kilo | |
schweren Männer. Das Match geht ruppig los. Italien geht mit einem frühem | |
Treffer in Führung. Der Kapitän der Italiener Stefano Tempesti ist ein | |
Knaller von Torwart, hält jeden Wurf der Kroaten. Keine halbe Minute nach | |
dem 0:2 von Maurizio Felugo – ohne [2][Badekappe], die hatte er kurz vorher | |
verloren – haut der Kroate Ivan Buljubasic aber endlich einen rein, 1:2. | |
Die Kroaten decken sehr eng und weit weg vom Tor. Die Italiener suchen nach | |
Strategien, finden aber keine. Der kroatische Rechsaußen Marko Jokovic wird | |
wunderbar freigespielt und haut einen präzisen Aufsetzer zum Ausgleich ins | |
linke Eck. Gegen alle Kritik kann Wasserball ja durchaus ein schöner Sport | |
sein. Aber dieses Match ist es definitiv nicht. | |
Der kroatische Kapitän Samir Barak wirft dann aus der Distanz ins linke Eck | |
zur ersten kroatischen Führung - 3:2 -, Tempesti ist sauer, denn die | |
italienische Abwehr hat gepennt. Sie versuchen es mit einem Heber vor Josip | |
Pavics Tor, der aber an die Latte geht, ebenso wie der Versuch von | |
Presciutti kurz danach. 3:2 gehts in die Halbzeit. | |
Felugo trifft kurz nach Anpfiff zum dritten Viertel aus der Distanz und | |
gleicht aus. Beim nächsten Angriff der Kroaten ziehen sie das Spiel in die | |
Breite, Musikstudent Miho Boskovic wirft über den Kopf des Centers ins Tor | |
- 4:3 - und kurz darauf direkt vor dem Torwart ins rechte Eck - 5:3. | |
Italien nimmt einen Time-Out, der ihnen aber nichts bringt. Ihre Angriffe | |
bleiben einfallslos, bis auf ein paar Verlegenheitsheber kommt nichts. | |
Das letzte Viertel: Die Italiener kommen nicht einmal in Tornähe und wenn | |
sie ins Netz treffen, dann nur mit offensichtlichem Foul. Jetzt nimmt der | |
„Tyrann“ eine Auszeit und kurz darauf trifft Jokovic zum 7:3. Und das | |
animiert die Italiener. Endlich: Alex Giorgetti trifft - 7:4. Sandro Supno | |
aber schraubt seine zwei Meter übers Wasser und haut Tempesti den Ball über | |
die Ohren - 8:4. Presciutto trifft noch zum 8:5. Pavic hält 30 Sekunden vor | |
Abpfiff noch einen Angriff, ballt aber die Fäuste und schickt schon | |
Küsschen ins Publikum. Italien verkürzt zwar nochmal auf 8:6. Aber Sekunden | |
später springen sämtliche Schachbretter ins Wasser, auch der Tyrann. | |
Kroatien ist zu ersten mal Olympiasieger im Wasserball. | |
Das Drama: Leider war es kein Ex-Jugos-unter-sich-Finale. Das wäre sicher | |
um einiges Härter geworden. | |
Die Schlussfolgerung: Es braucht schon einen Tyrannen, um die Kolosse der | |
Adria-Liga zu Olympiasiegern zu machen. | |
Und sonst? Serbien hat sich wie in Peking die Bronzemedaille gesichert. In | |
einer Neuauflage des kleinen Finals von 2008 gewinnen die Serben in einem | |
spannenden Spiel knapp mit 12:11 gegen Montenegro. Im Schlussviertel kann | |
das Team von Coach Dejan Udovicic einen 8:11-Rückstand aufholen. | |
12 Aug 2012 | |
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## AUTOREN | |
Doris Akrap | |
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