# taz.de -- Nach taz-Recherchen zur Nazi-Zeit: Luchterhand kündigt Aufarbeitun… | |
> Am Wochenende berichtete die taz, der Luchterhand Verlag habe von der | |
> Unterdrückungspolitik der Nazis profitiert. Nun zieht das Haus erste | |
> Konsequenzen. | |
Bild: Auch Werke der verstorbenen Schriftstellerin Christa Wolf erschienen im L… | |
München dpa/taz | Der Literaturverlag Luchterhand will nach dem Vorwurf der | |
Bereicherung in der Nazi-Zeit seine Vergangenheit wissenschaftlich | |
aufarbeiten. „Wir werden uns in den kommenden Wochen darum bemühen, | |
geeignete Wissenschaftler für eine unabhängige Aufarbeitung der | |
Verlagsgeschichte zu gewinnen“, teilte der Verlag am Dienstag mit. | |
Es gehe um eine fundierte Forschungsarbeit, die alle Quellen | |
berücksichtigen solle. „Fortschritte und Ergebnisse entsprechender | |
Recherchen werden wir zeitnah öffentlich kommunizieren.“ [1][Die taz hatte | |
berichtet], der Verlag haben in seinen Gründungsjahren von der | |
Unterdrückungspolitik der Nazis profitiert. | |
1939 habe sich der Luchterhand Verlag zu einem äußerst günstigen Preis in | |
die Druckerei von Otto Heinrich Scholz eingekauft, der von den | |
Nationalsozialisten drangsaliert wurde. Scholz sei wegen seiner jüdischen | |
Lebensgefährtin und späteren Frau von der Gestapo verfolgt und im Naziblatt | |
„Stürmer“ verhöhnt worden. Nach der Auswanderung des Paares nach | |
Großbritannien hätten die Nazis ein Ausbürgerungsverfahren eingeleitet. | |
Luchterhand-Verlagschef Eduard Reifferscheidt und Heinz Luchterhand hätten | |
gegen Scholz geklagt und ihn so ganz aus seiner Druckerei herausgedrängt. | |
„Wir waren wirklich überrascht davon - das war hier nicht bekannt im | |
Hause“, sagte ein Verlagssprecher am Dienstag. Nach mehreren Umzügen und | |
Besitzerwechseln sei der wichtigste Bestand des Luchterhand-Archivs seit | |
den 1990er Jahren in den Händen des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Die | |
restlichen Unterlagen befänden sich im Unternehmensarchiv von Bertelsmann | |
in Gütersloh, jedoch handele es sich hier um Dokumente erst ab dem Jahr | |
1947. | |
## Rückhaltslos aufklären | |
Dem Luchterhand Literaturverlag sei „sehr daran gelegen, die, folgt man den | |
vorliegenden „taz“-Recherchen, bestürzenden und beschämenden Vorgänge in | |
der NS-Zeit rückhaltlos aufzuklären“, teilte der Verlag weiter mit. „Wir | |
können es momentan nicht überprüfen, wir gehen aber einmal davon aus, dass | |
die Aktenlage korrekt wiedergegeben worden ist“, ergänzte der Sprecher. | |
Bei Luchterhand veröffentlichten nach dem Krieg Autoren wie Alexander | |
Solschenizyn, Christa Wolf oder Jurek Becker. Mit der „Blechtrommel“ von | |
Günter Grass erlangte der Verlag internationale Bekanntheit. Der | |
Luchterhand Verlag, 1924 von Hermann Luchterhand gegründet, wurde 1987 an | |
die niederländische Verlagsgruppe Wolters Kluwer verkauft, die kurz darauf | |
nach Protesten der Autoren den literarischen Teil an die Arche Verlag AG | |
Zürich weitergab, der seitdem Luchterhand Literaturverlag heißt. | |
Nach Krisenjahren mit weiteren Umzügen kaufte 1994 kaufte der Münchner | |
Wirtschaftsanwalt Dietrich von Boetticher den Literaturverlag, von dem ihn | |
2001 die Verlagsgruppe Random House im Bertelsmann-Konzern übernahm. | |
Daneben gibt es den Luchterhand-Fachverlag bei Wolters Kluwer Deutschland. | |
14 Aug 2012 | |
## LINKS | |
[1] /Luchterhand-Verlag-in-Nazi-Zeit/!99353/ | |
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