# taz.de -- Schmiergeldprozess in München: Schlag auf Schlag, Klage gegen Klage | |
> Anton Weinmann, früher im Vorstand der MAN AG, sieht sich vor Gericht dem | |
> Vorwurf der Beihilfe zur Bestechung ausgesetzt. Nun zeigte er zwei | |
> Staatsanwälte an. | |
Bild: Verhält sich wuchtig wie ein Laster: Anton Weinmann, Ex-Vorsitzender des… | |
MÜNCHEN taz | Angriff ist die beste Verteidigung, dachte sich offenbar | |
Anton Weinmann, der frühere MAN-Konzernvorstand und Chef der | |
Nutzfahrzeugsparte. Der 56-jährige Topmanager soll sich am Donnerstag vor | |
Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Beihilfe zur | |
Bestechung vor. Weinmann habe von Schmiergeldzahlungen beim Verkauf von | |
Lastwagen und Bussen ins Ausland gewusst, sei aber nicht dagegen | |
eingeschritten. | |
Schon vor Beginn des Verfahrens kam es zu einem ungewöhnlichen | |
Schlagabtausch: Weil der Manager Teile der Anklageschrift als „tiefgehend | |
ehrverletzend empfunden“ habe, wie sein Anwalt wissen ließ, zeigte er | |
seinerseits zwei Staatsanwälte wegen angeblicher Beleidigung und | |
Rechtsbeugung an. Die Generalstaatsanwaltschaft fand laut der | |
Nachrichtenagentur dapd allerdings „keinerlei Anhaltspunkte“ dafür, dass | |
die Juristen „wider besseres Wissen falsche Behauptungen“ aufgestellt | |
hätten. | |
Um zu verhindern, dass Details in der Öffentlichkeit bekannt wurden, | |
erwirkte Weinmann zudem per Eilantrag beim Verwaltungsgericht, dass die | |
Presse vorab keinen Auszug aus der Anklageschrift erhielt. | |
Im Mittelpunkt der Affäre stehen korrupte Zahlungen, die bei dem | |
Lastwagenbauer jahrelang geflossen sein sollen, um den Verkauf seiner | |
Fahrzeuge nach Belgien und Slowenien anzukurbeln. Medienberichten zufolge | |
soll es in Weinmanns Dienstzeit ein regelrechtes Schmiergeldsystem gegeben | |
haben, um die Konkurrenz bei den Kunden auszustechen. Der Beschuldigte habe | |
die illegalen Praktiken toleriert, heißt es. Weinmann bestreitet das. | |
## Sechs Verhandlungstage | |
Andere Manager des Konzerns hätten zuvor eingeräumt, dass es üblich gewesen | |
sei, Abnehmer der Fahrzeuge zu bestechen – anfänglich in bar, später über | |
Beraterverträge. Man habe sogar die Rechtsabteilung einbezogen, um legale | |
Wege für illegale Zahlungen zu finden, soll der ehemalige Slowenien-Chef | |
von MAN den Ermittlern gebeichtet haben. | |
Die Staatsanwaltschaft will Weinmann nun offenbar nachweisen, dass er | |
persönlich über den endgültigen Inhalt von Revisionsberichten entschieden | |
habe. Im Gespräch mit Untergebenen habe er heikle Details mit den Worten | |
kommentiert, er dürfe das eigentlich gar nicht wissen. Der Angeklagte | |
wiederum soll sich ganz sicher sein, so etwas nie gesagt zu haben. | |
Weinmann hatte ab 2005 die wichtigste Sparte des Nutzfahrzeug- und | |
Maschinenbaukonzerns MAN geleitet, seinen Posten nach Aufdeckung der | |
Korruptionsgeschäfte 2009 jedoch räumen müssen – zusammen mit Vorstandschef | |
Hakan Samuelsson und anderen Managern. | |
Die inzwischen zum Volkswagen-Konzern gehörende MAN AG hatte 2009 eine | |
Geldbuße von 151 Millionen Euro gezahlt. Drei frühere Manager erhielten | |
Bewährungsstrafen. Gegen Samuelsson wird nicht ermittelt. Die Firma fordert | |
von ihm aber 237 Millionen Euro Schadenersatz für Verluste, die sie durch | |
Geldbußen und Steuernachzahlungen erlitt. | |
Die zuständige Wirtschaftskammer am Landgericht München I hat für den | |
Prozess gegen Weinmann sechs Verhandlungstage bis zum 5. September | |
angesetzt. | |
16 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Marlene Halser | |
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