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# taz.de -- Wegsperren oder resozialisieren?: St. Florian in Moorburg
> Eine demokratische Gesellschaft muss es aushalten, wenn ehemalige
> Straftäter in ihr leben
Bild: Das idyllische Ortsschild.
Dass drei ehemalige Sicherungsverwahrte, zwei davon Sexualstraftäter, nun
in Hamburg-Moorburg untergebracht werden sollen, löst in dem
800-Seelen-Nest Befürchtungen aus. Das ist keine Überraschung, und die
Ängste sind nachvollziehbar – wobei Angst eben immer auch einen nicht
rationalen Kern hat.
Wenn die von Hafenerweiterung und Kraftwerksbau gebeutelten Moorburger nun
aber sagen, sie hätten genug ertragen, gerät die Argumentation in eine
Schieflage: Landfraß und Lärm sind nicht vergleichbar mit der bewachten
Unterbringung dreier Menschen, die Verbrechen begangen und ihre Strafe
verbüßt haben.
Tausche ein Kohlekraftwerk gegen zwei frühere Sicherungsverwahrte – wer
solche Rechnungen aufmacht, behauptet, die Moorburger hätten bessere
Gründe, die Unterbringung abzulehnen, als zuvor die in Jenfeld. Ein
Wettlauf der Verweigerung, der doch nichts anderes ist als ein kaschiertes
St. Floriansprinzip.
Die drei früheren Häftlinge sind nach ihrer Entlassung freie Menschen mit
dem Recht auf freie Wohnortwahl und dem Anspruch auf Resozialisierung –
inmitten der Gesellschaft. Und wo die Mitte der Gesellschaft ist, sind auch
immer Kinder, die eines besonderen Schutzes bedürfen. Dass sie unter
Umständen neben einst straffällig Gewordenen aufwachsen, muss eine
Gesellschaft aushalten können, wenn sie nicht jeden Täter für immer
wegsperren will.
28 Aug 2012
## AUTOREN
Marco Carini
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