# taz.de -- Ökumene in Deutschland: Eine für alle | |
> Politiker unterstützen ein Manifest für die „organisatorische Einheit“ | |
> der Kirchen. In den Gemeinden wird sie oft schon praktiziert. | |
Bild: Ein Ort für alle Christen: Kapelle des Ökumenischen Forums in Hamburg. | |
BERLIN taz | In ungeduldigem Tonfall rufen nun auch prominente Katholiken | |
und Protestanten zur Ökumene auf. Zwar gebe es Unterschiede zwischen den | |
Kirchen, „entscheidend ist jedoch, dass diese Unterschiede die | |
Aufrechterhaltung der Trennung nicht rechtfertigen“, heißt es in dem Appell | |
„Ökumene Jetzt“, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt und im Internet | |
veröffentlicht wurde. | |
Die 23 Erstunterzeichner des Dokuments sind allesamt prominent und kommen | |
aus verschiedenen Bereichen, unter ihnen Bundestagspräsident Norbert | |
Lammert, Bundesbildungsministerin Annette Schavan (beide CDU), | |
SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, Antje Vollmer von den Grünen bis | |
hin zu Moderator Günther Jauch. | |
Der wichtigste Punkt des zwei Seiten langen Manifests ist der Aufruf, eine | |
gemeinsame Kirche – und nicht wie bisher zwei große Kirchen, die | |
evangelische und römisch-katholische – zu formen: Die Unterzeichner | |
appellieren an die Gemeinden, „die organisatorische Einheit anzustreben“. | |
Grundsätzlich werden diese Bemühungen auf den Leitungsebenen der | |
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der römisch-katholischen | |
Kirche positiv gesehen. | |
## Auf Gemeindeebene klappt die Kooperation | |
„Der evangelischen Kirche ist es ein hohes Anliegen, dass die beiden | |
Kirchen vertrauensvoll zusammenwirken“, sagt Reinhard Mawick, Sprecher der | |
EKD, der taz. Auf Gemeindeebene werde schon alles ökumenisch Mögliche | |
unternommen, auch die jeweilige Leitungsebene solle sich der Sache | |
annehmen. | |
Dennoch folgt Kritik: Die Gründe der Aufteilung der Kirchen hat laut Robert | |
Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, „vor allem | |
theologische Gründe“. | |
Eine andere Sicht vertritt der Katholik Hermann Häring. Der emeritierte | |
Professor für Systematische Theologie bewertet das Schreiben als positiv: | |
Der Appell „verkündet eine Vision“, sei jedoch „wenig konkret“ und „… | |
abstrakt“. Der Aufruf werde aber „auf Leitungsebene nichts bewegen“, da d… | |
„Fronten mit alten Argumenten zubetoniert“ sind, befürchtet Häring. | |
„Der jetzige Papst ist so erzkonservativ in seinem Denken, dass er keine | |
Änderung zulassen wird.“ Häring glaubt vielmehr, dass sich viele Katholiken | |
aus der Kirche zurückziehen werden und „ihren eigenen Gottesdienst machen“. | |
Der 50. Jahrestag des Zweiten Vatikanischen Konzils, das 1962 bis 1965 | |
stattfand und sich erstmals mit der Ökumene befasste, und der Ausblick auf | |
das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017 sind Anlass des Manifests. | |
Zuletzt wurde im Rahmen des Papstbesuches 2011 in Erfurt über Ökumene | |
diskutiert. | |
6 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
E. Gamperl | |
R. Sartorius | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Debatte um Einheitskirche: „Nicht alles abgelehnt“ | |
Der Promi-Aufruf zu mehr Ökumene stößt auf wenig Gegenliebe. Freundlich, | |
aber reserviert reagieren die Kirchen. | |
Ökumene in Deutschland: Um Gottes Willen! | |
Eine Gruppe prominenter Politiker und Medienmacher fordert die Fusion der | |
beiden großen christlichen Kirchen. Ein Protestant und ein Katholik sagen: | |
Nein! |