# taz.de -- Berliner Justiz: Schwelgende Reichsbürger | |
> JUSTIZ Udo Voigt, Ex-NPD-Chef, ehrt die Waffen-SS und steht vor Gericht. | |
Udo Voigt sagt es auch im Gerichtssaal noch einmal, erhebt sich hinter der | |
Anklagebank. 1945 sei kein Tag der Befreiung gewesen –schon wegen des | |
„alliierten Bombenholocausts“ nicht, so der NPD-Mann. Und | |
„selbstverständlich“ ehre er die „Soldaten der Wehrmacht und Waffen-SS, … | |
tapfer ihre Pflicht taten“. | |
Diesmal bleibt es ruhig – sitzen im Publikum des Landgerichts doch vor | |
allem ältere Gesinnungsfreunde des 60-jährigen Rechtsextremen. Als Voigt | |
seine Rede schon einmal hielt, vor zwei Jahren im Bezirksparlament von | |
Treptow-Köpenick anlässlich des 65. Jahrestags der Befreiung vom | |
Nationalsozialismus, hagelte es laute Empörung. Und eine Anzeige wegen | |
Volksverhetzung. | |
Voigt gibt sich locker, als er sich deswegen am Donnerstag verantworten | |
muss. Verschränkt die Arme, grinst. Die Anklage weist er von sich: Er habe | |
nur der Opfern des Krieges gedenken wollen, „allen Opfern“. Dass sich die | |
Parole „Ruhm und Ehre der Waffen-SS“ in der Szene großer Beliebtheit | |
erfreut, sagt Voigt nicht. Auch Linkenpolitiker Hans Erxleben, der Voigt | |
anzeigte, und Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) sprechen vor Gericht | |
von einer gezielten Provokation des NPDlers. Parlamentsvorsteher Siegfried | |
Stock (SPD) nennt die Rede eine „Zumutung“. | |
Auch bei einem NPD-Werbespot zur Berlin-Wahl 2011, den Voigt mit dem | |
damaligen Landeschef Uwe Meenen verantworten soll, spricht die | |
Staatsanwaltschaft von Volksverhetzung. „Ausländerrückführung jetzt“, | |
fordert Voigt in dem Video, zuvor wird Migranten kollektiv Kriminalität | |
unterstellt. Der RBB weigerte sich, den Spot auszustrahlen. Auch Meenen, | |
der neben Voigt angeklagt ist, macht aus seiner Gesinnung keinen Hehl. Nach | |
seiner Staatsangehörigkeit befragt, antwortet der 47-Jährige: „Deutsches | |
Reich“. Freude unter den Rechten im Publikum. | |
In ihrer Partei sind Voigt und Meenen Absteiger. Letzterer musste seinen | |
Landesvorsitz abgeben, Voigt wurde 2011 nach 15 Jahren als NPD-Bundeschef | |
abgewählt. Beide müssen am Montag zur Fortsetzung des Prozesses wieder vor | |
Gericht erscheinen. | |
KONRAD LITSCHKO | |
7 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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