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# taz.de -- Kommerz oder Kultur: Möbelhaus modert weiter
> Verhandlungen über Kreativ-Nutzung des Ex-Möbelhauses Brandes ziehen
> sich. Projektentwickler schiebt es auf die vielen Interessenten und die
> Behörden.
Bild: Kommt da Kultur rein oder nicht? Das Ex-Möbelhaus Brandes an der Reeperb…
Zeit ist relativ. Das wussten die alten Griechen, das wissen moderne
Quantenphysiker, und das erklärt der Projektentwickler und CDU-Abgeordnete
Andreas Wankum jedem, der fragt, wann das Kultwerk West endlich in das
Ex-Möbelhaus Brandes an der Reeperbahn einziehen kann.
Das ist schon länger der Plan, und wenn es nach den Kultwerk-Leuten ginge,
wäre der Sommer 2013 ein schöner Termin. Derzeit residiert der
ehrenamtliche 13-Personen-Verein nämlich auf 80 Quadratmetern in der
Kleinen Freiheit und veranstaltet Diskussionen über jüdische
Widerstandskämpferinnen, Gentrifizierung, Social Media und
Museumsentwicklung auf bequemen Sofas und harten Stühlen.
Alles schön, aber: beengt. Und dann entstand irgendwann die Idee, dass man
ins Erdgeschoss des leer stehenden und eigentlich zum Abriss vorgesehenen
einstigen Möbelhauses Brandes ziehen könnte. Die 300 bis 400 Quadratmeter
dort würde ihnen ein ungenannter Mäzen mietfrei überlassen, und dann könnte
man endlich ein kleines kulturelles Zentrum daraus machen, das auch
tagsüber öffnet, mit einem Café, das Kultwerk-Frau Sigrid Berenberg selbst
betreiben wolle. Sie könnte dann als Hausmeisterin fungieren und die Räume
auch tagsüber soziokulturellen Gruppen zur Verfügung stellen: „In der
kleinen Freiheit geht das nicht, weil wir keinen haben, der auf- und
abschließen kann.“
Derzeit aber, so scheint es, stocken die Verhandlungen. Denn zwar hat Ernst
Brandes das Grundstück dem Projektentwickler Wankum zur Planung anhand
gegeben, aber Brandes ist weiterhin Grundstückseigentümer. Will sagen: Ein
unterschriebener Kaufvertrag existiert noch nicht, denn er hängt davon ab,
was genau auf dem L-förmigen Grundstück passieren soll.
Dies wiederum verhandelt Wankum, sagt er, „mit mehreren Interessenten,
darunter auch der vom Kulturwerk erwähnte Mäzen.“ Und natürlich geht es da
auch um Preise. Nicht nur, dass Brandes vermutlich möglichst viel für sein
Grundstück zwischen Nobistor und Holstenstraße erlösen will. Es geht auch
die Furcht um, dass die Preise mit zunehmender Verhandlungsdauer steigen.
Der Kultwerk-Mäzen wiederum will einen „vernünftigen“ Preis zahlen. Sollte
jemand anders mehr bieten, so die Furcht, wäre der Mäzen raus – und mit ihm
die Kultwerk-Vision. Dann würde das heruntergekommene Ex-Möbelhaus
profitableren Dingen – Wohnungen etwa – weichen.
Andererseits ist da noch Andy Grote (SPD), Leiter des Bezirksamts Mitte. Er
hat bereits gesagt, dass er sich auch Kultur auf dem Grundstück wünscht,
vielleicht sogar einen Musik-Club im Keller des Möbelhauses. „Wir bemühen
uns um eine Lösung, in die das Kultwerk einbezogen ist, aber wir sind noch
lange nicht am Ziel“, sagte er. Sein Bezirksamt muss übrigens auch den
Bauvorbescheid ausstellen, der Voraussetzung für den endgültigen
Kaufvertrag zwischen Wankum und Brandes ist.
„Behördenmühlen mahlen langsam“, sagt derweil Wankum. Zudem liege das
Grundstück genau zwischen den Bezirken Mitte und Altona, und das mache die
Sache kompliziert. Und abgesehen davon, dass er selbst wirtschaftlich
denken müsse, wolle er niemanden unter Druck setzen, und Verhandlungen
dauerten eben. Die liefen ja erst seit August 2011. „Für eine Immobilie ist
das keine lange Zeit.“
6 Sep 2012
## AUTOREN
Petra Schellen
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