# taz.de -- Finanzbehörde stellt sich stur: Stiften für Indien - geht nicht | |
> Zwei LehrerInnen wollen ihr Erbe für Schulprojekte in Indien spenden - | |
> aber eine "Verbrauchsstiftung" zu gründen, geht in Bremen nicht. | |
Bild: Braucht Hilfe: Schule in Assam Linsey im Himalaya. | |
BREMEN taz | Eigentlich wollen Irmgard Tomfohrde und Eberhard Plümpe nur | |
Gutes tun. Beide waren Jahrzehnte lang Lehrer im bremischen Schuldienst und | |
haben keine direkten Erben – sie wollen ihre Gelder nach ihrem Tod an zwei | |
indische Schulprojekte stiften. Seit Jahren fahren sie regelmäßig in das | |
Himalaya-Gebiet und helfen diesen Schulprojekten. „Da ist wirkliches | |
Elend“, sagt Tomfohrde auf die Frage, warum sie ihr Geld nicht weniger | |
entfernten Projekten spendet. | |
Eine Verbrauchsstiftung wollten die beiden gründen: eine moderne | |
Stiftungsform, die nicht für die Ewigkeit das Stiftungskapital unantastbar | |
macht. Angesichts der niedrigen Zinsen würden 100.000 oder 200.000 Euro | |
auch wenig Zinsen abwerfen – in einer Verbrauchsstiftung kann die Satzung | |
regeln, dass das Stiftungskapital über einen Zeitraum von zehn oder 15 | |
Jahren ausgeschüttet wird und die Stiftung dann automatisch erlischt. | |
Bei der zuständigen Stiftungsbehörde in Bremen, die beim Innensenator | |
angesiedelt ist, bekamen sie mit ihrer Idee eine schroffe Absage: Sowas gab | |
es bisher nicht und sowas machen wir nicht, habe die zuständige Referentin | |
für die Stiftungsaufsicht erklärt. „Und die Finanzsenatorin hat uns gesagt, | |
wir wollten ja nur das Geld an der Steuer vorbeischummeln“, sagt Eberhard | |
Plümpe. | |
30 Prozent Erbschaftssteuer würden bei einer testamentarischen Schenkung | |
zugunsten der Landeskasse abgezogen. „Aber wir haben das Geld verdient, | |
also schon einmal versteuert“, kontert Plümpe. In Hamburg, so hat ihnen das | |
Bremer Stiftungshaus geraten, seien sie mit ihrem Stiftungsmodell | |
willkommen. | |
Die beiden Stiftungswilligen haben sich ihr Leben lang in der Dritten Welt | |
engagiert und vor Jahren bei Afrika-Projekten kennengelernt. Eher zufällig | |
sind sie auf das Problem der desolaten Schulsituation in Indien gestoßen. | |
Zwar gibt es das staatliche Schulsystem auch in Assam Linsey und in Pudung | |
im Stammesgebiet der Lebscha im Himalaya, in Wirklichkeit aber sind die | |
Wege lang und manches Kind wird von den Eltern nicht zur Schule geschickt, | |
sondern als Stonecrusher im Straßenbau verdingt. | |
Die katholische Kirche organisiert dort Grundschulen, „die sind weitgehend | |
korruptionsfrei“, sagt Plümpe, und im Zweifelsfall werden die Kinder über | |
die Woche im Schulinternat untergebracht. Mit dem Bischof sind die beiden | |
inzwischen fast befreundet, obwohl sie persönlich alles andere als | |
katholisch sind. Mal sammeln sie für neue Schulräume, derzeit für dringend | |
benötigte Matratzen für das Internat. | |
Eigentlich wollen Plümpe und Tomfohrde nicht nach Hamburg „stiften“ gehen. | |
Sie setzen darauf, dass die bremischen Behörden ihr schroffes Nein | |
überdenken. Man müsse den Einzelfall prüfen, sagt der Sprecher des | |
Innensenators zur taz, „so etwas hatten wir bisher noch nicht“. Letzteres | |
zumindest stimmt nicht: Vor zwei Jahren wurde die Kultur-Stiftung „StArt“ | |
in eine Verbrauchsstiftung umgewandelt. Es geht also doch, wenn man will. | |
7 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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