# taz.de -- Kommentar Gebäudereinigung: Guter Wille konterkariert | |
> Wenn die Stadt die Preise drückt, holen sich die Firmen die Einbußen beim | |
> Personal wieder. | |
Bild: Hallo Hungerlöhne: in Ostdeutschland beträgt der Mindestlohn in der Geb… | |
Das Gebäudereinigungsgewerbe ist eine prekäre Branche: Dumpingpreise | |
sichern die Marktanteile, Dumpinglöhne den Profit, auf den die Firmen trotz | |
allen Wettbewerbsdrucks nicht verzichten wollen. Und nach der | |
Privatisierung fast aller Dienstleistungen in öffentlichen Institutionen | |
sind staatliche Aufträge für Private ein wichtiges Geschäftsfeld. | |
Daher ist es löblich, dass sich die Landesinnung der Gebäudereiniger und | |
die IG Bau darauf eingelassen haben, Tarifverträge zu vereinbaren – was im | |
Handwerk nicht selbstverständlich ist. Sie haben den Tarif für die unterste | |
Lohngruppe beim Bundesarbeitsministerium für verbindlich erklären lassen – | |
als Mindestlohn der Branche. Nun mag es in der Tat so sein, dass bei den | |
Neuabschlüssen von Gebäudereinigungsverträgen die Stadt darauf geachtet | |
hat, dass der Mindestlohn Berücksichtigung findet – sonst machte sie sich | |
ja strafbar. | |
Wenn jedoch der Wettbewerbsdruck im selben Atemzug genutzt wird, den Firmen | |
bei den Fixkosten preisliche Zugeständnisse abzuringen, ist der gute Wille | |
konterkariert und nur noch Augenwischerei. Es ist doch klar, dass die | |
Betriebe die Einbußen beim Personal wettmachen werden – wenn nicht direkt | |
durch Unterschreiten des Mindestlohns, dann aber bei denen, die bisher | |
vernünftig übertariflich entlohnt wurden. | |
10 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
## TAGS | |
Mindestlohn | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Tarifverhandlung Reinigungsgewerbe: 99 Cent mehr Lohn fürs Putzen | |
Prekär beschäftigt, unterbezahlt, knallharter Wettbewerb: Die rund 540.000 | |
Gebäudereinigerinnen verlangen mehr Lohn. | |
Interview mit Christine Lieberknecht: „Die FDP-Klientel will Mindestlöhne“ | |
Die große Koalition Thüringens geht jetzt mit einem Gesetz für einen | |
einheitlichen Mindestlohn in den Bundesrat - CDU und FDP im Bund sind | |
sauer. | |
Preisdrückerei: Mitarbeiter zahlen Zeche | |
Die Sparpolitik des SPD-Senats hat auch Auswirkungen auf Firmen, die für | |
die Stadt arbeiten. Unternehmen wälzen Preisnachlässe brutal auf das | |
Personal ab. |