# taz.de -- Kommentar Perspektiven der SPD: Kongress statt Zukunft | |
> Der Zukunftskongress der SPD beginnt am Freitag. Es soll der Auftakt ins | |
> Wahljahr sein. Mit ihren Kanzlerkandidaten zeigt sie jedoch besser, wo | |
> sie steht. | |
An diesem Freitag beginnt der Zukunftskongress der SPD-Fraktion. Die | |
Veranstaltung in Berlin soll den Auftakt zum Wahljahr darstellen; sie soll | |
Orientierung bieten für die kommenden zwölf Monate. Doch obwohl sich auf | |
den Podien und in sämtlichen Reden alles um das Wort Zukunft dreht, | |
erscheint derzeit kaum eine Partei so der Vergangenheit verhaftet wie die | |
SPD. | |
Festmachen lässt sich dieser Befund an den drei potenziellen | |
Kanzlerkandidaten. Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Peer | |
Steinbrück sind Protagonisten der Agenda 2010. | |
Während Fraktionschef Steinmeier die SPD zuletzt 2009 zu einem desaströsen | |
23-Prozent-Ergebnis geführt hat, ist Steinbrück noch gut als | |
deregulierender Finanzminister unter Merkel präsent. Und Parteichef Sigmar | |
Gabriel ist gerade dabei, es sich in der Rentenfrage mit den Gewerkschaften | |
zu verderben. Das Personaltableau der Sozialdemokraten besteht aus | |
mittelalten, westdeutsch sozialisierten und vom politischen Wollen und Sein | |
her irritierend ähnlichen Männern. Hat die Partei nichts anderes zu bieten? | |
Vielleicht sogar – Frauen? | |
Doch. Seit 1988 gilt bei den Sozialdemokraten eine 40-Prozent-Quote für | |
Ämter und Mandate. Dennoch stehen im Jahr 2012 wieder nur drei Männer zur | |
Debatte. Das ist nicht nur bedenkenswert hinsichtlich des | |
Wählerinnenverhaltens in zwölf Monaten. Es wirft auch ein Licht auf die | |
parteiinterne Kultur. Denn auch wenn immer wieder versichert wird, man | |
wolle ja Frauen in Spitzenpositionen, aber die wollten | |
unverständlicherweise nicht in die Verantwortung – letztlich zählt nur das | |
Ergebnis. | |
Eine Frau, die es reißen könnte, wäre Hannelore Kraft. Die | |
nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin steht für eine moderne, auch | |
pragmatische Politik. Sie wäre eine starke Merkel-Herausforderin. Aber sie | |
bleibt in NRW. Vorerst. Wenn 2017 wieder Wahlen sind, wird die SPD nicht | |
mehr an dieser Kandidatin vorbeikommen. | |
14 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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