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# taz.de -- Video der Woche: Big Brother in der Hosentasche
> US-Behörden haben 2011 mehr als 1,3 Millionen Mobilfunk-Datensätze
> abgefragt. Der „Cell Phone Privacy Song“ soll verhindern, dass das
> vergessen wird.
Bild: Dudeldum, Dudeldei … there goes our privacy.
1,3 Millionen Mal haben US-Behörden im vergangenen Jahr die
Mobilfunkbetreiber nach Daten gefragt – und diese gaben meist willig
Auskunft. Das ergab eine Anfrage des Kongress-Abgeordneten Ed Markey Ende
Juli. Die Zahl der betroffenen Nutzer ist dabei womöglich weitaus größer,
denn eine einzelne Abfrage kann auch eine komplette Funkzelle betreffen.
In „Notfällen“ ist für so etwas nicht mal eine richterliche Anordnung
notwendig – rund ein Drittel der Fälle waren so deklariert. Ein Skandal,
fand der Techblog [1][PandoDaily] und in dessen Auftrag hat die Brooklyner
Musikagentur Explain Music ein Lied geschrieben: den „Cell Phone Privacy
Song“.
Unterlegt mit fluffigen Pop-Beats und Hintergrund-Huuhuu erzählt der Song
die Geschichte der 1,3 Millionen Abfragen und anderer Risiken von
Mobilfunk, das Video dazu zeigt unspektakulär (aber effektiv) tanzende
Menschen auf den Screens ihrer Smartphones. Sie fragen: Was passiert
eigentlich mit den Daten, die Firmen und Behörden sammeln? „They know what
we know / but we don't really know / how long they keep our data / where
our data goes“.
Nicht nur die US-Behörden gieren nach Daten, auch die Hersteller sammeln
fleißig mit (auch wenn Apple die Speicherung von Ortsdaten der
iPhone-Nutzer [2][mittlerweile abgestellt hat]), genau wie
Mobilfunk-Konzerne – und sogar Apps, die mitunter massive Sicherheitslücken
haben, wie vor Kurzem [3][WhatsApp], oder per Klick von den Usern zum
Schnüffeln befugt werden: „We read their policies / on these tiny screens /
And when we click yes / There goes our privacy“. Wir tragen unseren Big
Brother in der Hosentasche.
Behördliche Datenabfragen an den Grenzen der Legalität sind natürlich nicht
nur in den USA ein Problem: Nur mühevoll legalisierten Richter im
Nachhinein die Datensammelwut der Dresdener Polizei im Februar 2011, die
bei Neonazi-Aufmärschen [4][rund eine Million Handydaten zum Ermitteln von
Straftätern sammelten] – diese stammten allerdings zum größten Teil von
friedlichen Demonstranten und Anwohnern. Und der Berliner Innensenator
Frank Henkel (CDU) gab Ende August 2012 zu, dass die Berliner Polizei seit
2009 zu Ermittlungszwecken 6,6 Millionen Handydaten [5][von den Providern
abgefragt hat].
Solche Meldungen sorgen immer kurzzeitig für Aufruhr, sind aber viel zu
schnell vergessen. Der „Cell Phone Privacy Song“ singt dagegen an. Die vier
Macher von „Explain Music“ eifern politischen Liedermachern wie Woody
Guthrie oder Bob Dylan nach – aber auch anderen Erklärsongs, die via
Youtube zu Hits wurden, etwa Jonathan Coultons [6][„Mandelbrot Set“],
dessen Erklärung der Mandelbrot-Menge fast 300.000 Mal geklickt wurde
[7][http://www.youtube.com/watch?v=ES-yKOYaXq0]oder dem [8][„Large Hadron
Rap“] von Kate McAlpine über die Funktion des Teilchenbeschleunigers im
Europäischen Kernforschungszentrum Cern bei Genf – mit 7,5 Millionen Klicks
eines der erfolgreicheren viralen Videos der letzten Jahre.
Der erfolgreichste Song von Explain Music hat ein ähnlich komplexes Thema,
nämlich die Probleme beim „Fracking“, einer Methode zur Förderung von Öl…
der Clip zu [9][„My Water's on Fire Tonight (The Fracking Song)“] wurde
bisher über 300.000 Mal geklickt. Dem „Cell Phone Privacy Song“ ist eine
ähnliche Zirkulation zu wünschen.
21 Sep 2012
## LINKS
[1] http://pandodaily.com/2012/09/17/pandohouse-rock-the-cell-phone-privacy-son…
[2] /iOS-Update-behebt-Ortsdaten-Speicherung/!70220/
[3] /SMS-Ersatz-und-Datenschutz/!101896/
[4] /Funkzellenabfrage-bei-Dresdener-Nazi-Demo/!94847/
[5] /Fahndung-in-Berlin/!100489/
[6] http://www.youtube.com/watch?v=ES-yKOYaXq0
[7] http://www.youtube.com/watch?v=ES-yKOYaXq0
[8] http://www.youtube.com/watch?v=j50ZssEojtM
[9] http://www.youtube.com/watch?v=timfvNgr_Q4
## AUTOREN
Malte Göbel
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