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# taz.de -- Kommentar Strommarkt: Planwirtschaft im Energiesektor
> Das Design des Strommarkts stimmt nicht mehr, wir brauchen einen
> Kapazitätsmarkt. Doch was macht die Regierung? Stückwerk.
Ökonomisch ist die Situation merkwürdig: Fossil befeuerte Kraftwerke sind
zwar noch notwendig für die Versorgungssicherheit, sie sind aber
unrentabel.
Der Grund dafür ist, dass das Design des Strommarkts nicht mehr stimmt. Von
jeher werden an der Börse nur erzeugte Kilowattstunden verkauft. Heute aber
brauchen wir im Interesse der Netzstabilität dringend einen zusätzlichen
Markt, an dem auch Kapazitäten gehandelt werden. Dort müssen Kraftwerke
Geld verdienen können, schlicht indem sie als Reserve bereitstehen. Man
nennt das einen Kapazitätsmarkt.
Doch was macht die Regierung? Stückwerk. Da wird an einzelnen Stellen am
System herumgedoktert, nämlich dort, wo man die größten Defizite erkannt
hat. Das wäre noch tragbar, würde sich die Regierung deutlich zum
Kapazitätsmarkt bekennen und erklären, sie brauche eine Übergangslösung,
weil die Implementierung eines neuen Marktmodells Zeit kostet (was stimmt).
Doch kein Mensch weiß, wohin die Bundesregierung den Strommarkt entwickeln
will. Stattdessen: allenthalben Sonderregelungen – wie die geplante
Abschaltverordnung, die Unternehmen für kurzfristige
Verbrauchseinschränkungen bei Engpässen entschädigen soll.
Klar, für den nächsten Winter erhöht das neue Gesetz die
Versorgungssicherheit. Aber es ist – für eine schwarz-gelbe Regierung
befremdlich – ein Stück Planwirtschaft. Denn es kommt dabei nicht zum Zuge,
wer auf preisgünstigste Weise das Netz stabilisieren kann, sondern es geht
allein darum, ehemaligen Monopolisten eine „angemessene Vergütung“ für den
Weiterbetrieb von Kraftwerken zu bezahlen.
Und so bleibt ein Geschmäckle. Zumindest so lange, bis die Bundesregierung
endlich sagt, wohin sie will: Will sie einen transparenten Kapazitätsmarkt
schaffen oder nicht?
21 Sep 2012
## AUTOREN
Bernward Janzing
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