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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Mohammed ist keine Gesetzesänderung wert, die FDP ist eine
> Golfspielersekte, und Ursula von der Leyen möchte sich als Koalabär
> empfehlen.
Bild: Hat bald eine eigene Briefmarke – Ehrenwort!
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?
Friedrich Küppersbusch: Die zweite Spielminute in Hamburg.
Was wird besser in dieser?
Vielleicht können wir das bei YouTube löschen lassen.
Ein beleidigter Mohammed und über 200 Seiten aus der Feder von Bettina
Wulff inklusive Therapiegespräche. Was davon muss zensiert werden?
Nichts, es geht hie wie da um Verkaufsförderung.
Soll der Mohammed-Schmähfilm in Deutschland gezeigt werden?
Beim Bundesarchiv und der Murnau-Stiftung gibt es etwa 40 sogenannte
Vorbehaltsfilme – von „Jud Süß“ und „Kolberg“ bis zu Riefenstahls
Reichsparteitagshymnen. Sie dürfen nur in wissenschaftlichem Zusammenhang
und kommentiert vorgeführt werden, weil die heutigen Rechteinhaber dies so
beschlossen haben, meist auf Grundlage ablehnender Bewertungen der
„Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“. Auch die
„Bundesprüfstelle“, also die Pornogucker vom Amt, könnten eingreifen. Der
Film ist keines Aufhebens und erst recht keiner Gesetzesänderung wert.
Der Armutsbericht ist raus. Die reichsten 10 Prozent der Deutschen besitzen
53 Prozent des Gesamtvermögens. Wohin mit dem Geld?
Zum Finanzamt!, suggeriert der „Armutsbericht“ der Sozialministerin.
Saucooler Künstlername, wenn die SPD keine Ideen hat, können sie sich
welche von der leihen. Mag sein, dass die Ministerin sich als Koalabärin
empfehlen möchte, mag sein, dass sie Landtagswahlkampf für Niedersachsen
macht. Beides ändert nichts daran: Rot-Grün hatte die Spitzen- zur
Spatzensteuer runterliberalisiert. Und nun verteidigt die Golfspielersekte
FDP die Errungenschaften Gerhard Schröders gegen die Linksradikale Ursula.
Das ist schön gaga. Von der Leyen ließ schreiben, den Reichtum könne man
„über die Progression der Einkommensteuer zur Finanzierung öffentlicher
Aufgaben heranziehen“. Wenn man mit etwas katholischer Soziallehre die SPD
links überholen kann, hat die SPD ein Problem.
Jenny Elvers-Elbertzhagen ist betrunken beim NDR aufgetreten, YouTube hat
das Interview gesperrt. Warum nur?
Erschütternd, was Menschen tun, um nicht in der Verfilmung der
Bettina-Wulff-Memoiren mitspielen zu müssen. Im Volo-Seminar beim WDR wurde
uns ein Take eines Radiokorrespondenten mit locker 1,8 Elvers vorgespielt:
„Was würden Sie als Moderator da jetzt machen?“ Richtige Antwort war: „H…
Knüllemann, offenbar geht es Ihnen gerade nicht so gut – lassen wir es für
heute dabei bewenden, vielen Dank.“ Der NDR hat diese Begnadigung sozusagen
nachträglich bei YouTube durchgesetzt, das ist das Mindeste.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung feiert am Donnerstag den 30. Jahrestag der
Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler. Angela Merkel wird auch eine Rede
halten. Was wird sie wohl sagen?
Sie wird die Sonderbriefmarke zu Ehren Kohls präsentieren, die erstmals in
der Geschichte der Philatelie ohne Postwert daherkommt, da Kohl den
anonymen Spendern sein Ehrenwort und so weiter und so fort.
Innenminister Friedrich will den Verfassungsschutz umbauen und auf die
Überwachung „friedfertiger Radikaler“ in Zukunft verzichten. Was ist denn
da los?
Friedrichs Islamfeindlichkeit war bisher diffus, abstrakt, rhetorisch – die
geplanten „Vermisst“-Plakate mit Aufrufen zur Denunziation hingegen wären
„smoking guns“, eine Einladung mindestens zur Sachbeschädigung an jeder
Litfaßsäule. Das ist eine schlichte Güterabwägung, es gäbe Ärger und einen
Innenminister als Auslöser. Den Verfassungsschutz will er – gegen den Geist
der zu schützenden Verfassung – entföderalisieren. Das ist eine alte
Innenministerkrankheit, sie heißt „Alle Macht zu mir“ oder kurz
„Schilyismus“.
In Österreich sorgt eine Äußerung des Braunauer Bürgermeisters, Hannes
Waidbacher, für Wirbel. Der will Adolf Hitlers Geburtshaus wieder bewohnbar
machen, da es in der Umgebung bereits genug Gedenkstätten gäbe. Hat der
Mann recht?
Er eiert inzwischen wieder zurück.Wer will da wohnen? Hitler-Fans,
Dummköpfe oder vielleicht ein touristisch orientierter Teppich-Imbiss.
Früher war eine Behindertenwerkstatt der Lebenshilfe drin, die Miete zahlt
das Innenministerium. Das – und nicht die Stadt Braunau – entscheidet über
die Nutzung.
Und was machen die Borussen?
Nach zwei Meistertiteln und dem Double bekommen wir eine eigenen „Tatort“!
Noch zwei Titel, und wir kriegen einen roten Punkt auf der Wetterkarte!
Fragen: JUM, CAK
23 Sep 2012
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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