| # taz.de -- "Rassistisches" Gesetz: Lieber gleich Hartz IV | |
| > Die Grünen wollen das Asylbewerberleistungsgesetz abschaffen - am Ende | |
| > könnte sich das auch finanziell für Bremen lohnen. Nicht mal die CDU ist | |
| > völlig dagegen | |
| Bild: Manche demonstrieren schon lange dafür. Jetzt könnte sich Rot-Grün die… | |
| Die Grünen-Fraktion will das – verfassungswidrige – | |
| Asylbewerberleistungsgesetz ganz abschaffen und verlangt jetzt vom | |
| rot-grünen Senat eine entsprechende Bundesratsinitiative. Ob die | |
| SPD-Fraktion auch dafür ist, hat sie zwar noch nicht entschieden. Es gebe | |
| aber „keinen inhaltlichen Dissens zu den Grünen, sagt der | |
| Fraktionssprecher. Bei der Linksfraktion stößt die Initiative auf offene | |
| Ohren, und die CDU ist auch nicht völlig dagegen. | |
| Hintergrund der Debatte ist das [1][Urteil des Bundesverfassungsgerichts], | |
| das die seit 1993 geltende Regelung als „verfassungswidrig“ verwarf. Bis | |
| eine neue verabschiedet ist, wird das Sozialgesetzbuch auch für | |
| AsylbewerberInnen angewandt. Das soll nach dem Willen der Grünen so | |
| bleiben. | |
| Das Asylbewerberleistungsgesetz sei „rassistisch“, sagt die Fraktionschefin | |
| der Linken, Kristina Vogt, es sei „unsinnig“, sagt Grünen-Politiker Zahra | |
| Mohammadzadeh. Sie erhofft sich Unterstützung aus Nordrhein-Westfalen, | |
| Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz für ihre Initiative. Ihr gehe es | |
| nicht allein um höhere Grundleistungen für jene Flüchtlinge, die bisher | |
| mindestens ein Fünftel weniger als Deutsche in vergleichbarer Lage bekamen, | |
| sagt Mohammadzadeh. Laut Amnesty International standen einem | |
| alleinstehenden Asylbewerber bisher monatlich 225 Euro zu, einem Kind unter | |
| sieben nur 135 Euro. Auch andere Benachteiligungen müssten abgeschafft | |
| werden, fordert die Grünen-Politikerin. So müssen Flüchtlinge | |
| beispielsweise für die Dauer des Asylverfahrens bisher in Unterkünften | |
| leben und bekommen auch nur eine eingeschränkte Gesundheitsversorgung. | |
| Zahnerkrankungen werden zunächst nur in akuten Fällen auf Staatskosten | |
| behandelt, gleiches gilt für Zahnersatz. AsylbewerberInnen dürften nicht | |
| anders behandelt werden als Deutsche, sagt Mohammadzadeh. Die Linken | |
| fordern zudem das Ende aller Diskriminierungen bei der Erwerbstätigkeit. | |
| Bei der CDU hingegen will man nicht gleich „das Kind mit dem Bade“ | |
| ausschütten, wie Sigrid Grönert sagt. Es sei aber eine „breite Diskussion“ | |
| und eine „grundlegende Überprüfung“ des bisherigen Gesetzes nötig, an de… | |
| Ende auch eine Abschaffung desselben stehen könne, so Grönert. Man müsse | |
| dann aber auch sehen, was auf Landesebene noch getan werden könne, etwa zur | |
| Beschleunigung der Verfahren am Verwaltungsgericht. Andere Unionspolitiker | |
| sind rigider: „Jede Vergünstigung für Asylbewerber schafft einen neuen | |
| Anreiz, möglichst in Deutschland Asyl zu begehren“, sagt der | |
| innenpolitische Sprecher der Union im Bundestag, Hans-Peter Uhl (CSU). | |
| Für Bremen könnte sich die Abschaffung des Gesetzes lohnen: Wenn für | |
| Asylbewerber dauerhaft das Sozialgesetzbuch gilt, muss sich der Bund | |
| entsprechend an den Kosten beteiligen. | |
| 25 Sep 2012 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.bverfg.de/entscheidungen/ls20120718_1bvl001010.html | |
| ## AUTOREN | |
| Jan Zier | |
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