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# taz.de -- Großes Interessen-Durcheinander: Keine Arbeitereinheitsfront
> Die Gewerkschaft Contterm hat die Bremer Hafenstauerei Schultze wegen
> Behinderung einer Betriebsratswahl angezeigt - Unterstützung von Ver.di
> erhält sie nicht
Bild: Schon damals organisiert: Bremer Hafenarbeiter in den 20ern
BREMEN taz | „Der liebe Käpt’n Schultze“: So nennt Wolfgang Kurz, Vorsta…
der Bremer und Hamburger Hafenarbeitergewerkschaft Contterm, den
Geschäftsführer der Bremer Hafenstauerei Schultze – und das meint er
keineswegs freundlich, denn er hat gegen Stefan Schultze Strafanzeige wegen
Behinderung einer Betriebsratswahl gestellt. Contterm erhofft sich in ihrem
Kampf gegen Schultze sowohl Unterstützung von Ver.di als auch von der
Linkspartei.
„Die Geschäftsführung hat bereits vor acht Jahren den Betriebsrat
abgesetzt“, sagt Kurz. „Schultze hat seitdem Betriebsvereinbarungen mit
sich selber geschlossen.“ Die hätten aus Rundschreiben bestanden, in denen
die Beschäftigten über Arbeitszeitverlängerungen, unbezahlte Schichten und
den Wegfall von Zuschlägen unterrichtet worden seien.
Versuche, einen neuen Betriebsrat zu wählen, habe Schultze unterlaufen und
die Angestellten unter Druck gesetzt. So habe das Unternehmen von den
Wahlvorstandsmitgliedern erst verlangt, auf eine Schulung zu verzichten und
ihnen dann die Erstattung des Lohnausfalls für die Bildungsmaßnahme
verweigert.
Contterm hat in Bremen und Bremerhaven rund 200 Mitglieder – „Tendenz
steigend“, sagt Kurz. Viele ehemalige Ver.di-Mitglieder seien beigetreten,
„weil sich die Hafenarbeiter nicht mehr vernünftig vertreten gefühlt
haben“. Er wirft Ver.di eine „Sozialpartnerschaft“ mit dem
Unternehmerverband Bremische Häfen (UHB) vor, in dessen Verwaltungsrat
Stefan Schultze sitzt, und Haustarife für neun Euro Stundenlohn. „Wenn
Ver.di sich für Arbeitnehmer einsetzt, dann höchstens für Angestellte im
öffentlichen Dienst.“
Ver.di nehme Contterm als Konkurrenz wahr, sagt Kurz. „Sie hat Angst, ihr
Monopol zu verlieren.“ Einzig das „Netzwerk für eine kämpferische und
demokratische Ver.di“ unterstütze Contterm. Das bestätigt Patrick Schulte
von der Bremerhavener Netzwerk-Gruppe: „Wir haben guten Kontakt zu Contterm
und sehen gerade im Bereich der Häfen eine ganz klare Sozialpartnerschaft
von Ver.di-Funktionären.“
Dennoch fordert Contterm Unterstützung von Ver.di im Kampf gegen Schultze.
„An uns sind keine KollegInnen herangetreten“, sagt dazu
Ver.di-Fachbereichsleiter Dirk Reimers, „und das könnten sie ja tun –
soweit sie Ver.di-Mitglieder sind“. Im Übrigen wisse er nichts von
behinderten Betriebsratswahlen: „Ich müsste mich da auf die
Berichterstattung Dritter verlassen.“ Es gebe keinen Grund für eine
Unterstützung: „Contterm wird sicherlich alle nötigen Schritte eingeleitet
haben.“ Und er fügt hinzu: „Es ist schon komisch: Die orientieren sich an
unseren Tarifen, kritisieren uns aber gleichzeitig dafür.“ Das soll sich
laut Kurz ändern: „In Bremen gibt es dafür bereits eine Tarifkomission“.
Contterm hat die Linkspartei kontaktiert und sie ebenfalls um Unterstützung
gebeten. „Ich muss mich da erst reinarbeiten“, sagt dazu Klaus-Rainer Rupp,
Bürgerschaftsabgeordneter der Bremer Linksfraktion. Am Wochenende werde man
gemeinsam mit dem Landesvorstand über den Sachverhalt reden: „In solchen
Dingen wollen wir als Fraktion und Partei gemeinsam entscheiden.“
Bei der Hafenstauerei ist indes weder der Geschäftsführer noch ein
Vertreter zu sprechen. Dabei hatte Dirk Reimers noch vorgeschlagen,
Schultze zu befragen: „Der kann Ihnen bestimmt Genaueres zu den
Betriebsratswahlen erzählen.“
10 Oct 2012
## AUTOREN
Simone Schnase
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