# taz.de -- Vorgezogene Neuwahlen in Israel: Knesset löst sich auf | |
> Eigentlich sollte es erst im Herbst 2013 Neuwahlen in Israel geben. Doch | |
> nach einem Koalitionsstreit in der Regierung hat sich das Parlament | |
> selbst aufgelöst. | |
Bild: Wettert gegen den Iran: Ministerpräsident Netanjahu bei der Eröffnung d… | |
JERUSALEM dpa | Das israelische Parlament hat sich am Montagabend mit | |
überwältigender Mehrheit selbst aufgelöst und damit den Weg für Neuwahlen | |
am 22. Januar geebnet. 100 der insgesamt 120 Abgeordneten stimmten für den | |
Vorschlag der Regierung. Es gab keine Gegenstimmen oder Enthaltungen. Bis | |
zu den Wahlen wird das Parlament sich jetzt nur noch in Sonderfällen | |
versammeln. | |
Bei Ansprachen zur Eröffnung der neuen Sitzungsperiode spielte der | |
Atomstreit mit dem Iran erneut eine große Rolle. Der israelische | |
Staatspräsident Schimon Peres nannte die Führung in Teheran eine „große und | |
unmittelbare Gefahr für die ganze Welt, nicht nur für Israel“. „Alle | |
Optionen einschließlich der militärischen müssen auf dem Tisch bleiben, | |
damit der Iran den Ernst der Lage begreift“, sagte der 89-Jährige. | |
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte: „Wer die Bedrohung Israels | |
durch eine atomare Aufrüstung des Irans nicht ernst nimmt, hat nicht das | |
Recht, Israel auch nur einen Tag lang zu regieren.“ Die neuen Sanktionen | |
gegen Teheran seien so streng wie nie. „Heute haben wir Möglichkeiten, | |
gegen den Iran und seine Ableger vorzugehen, die wir früher nicht hatten.“ | |
Oppositionsführer Schaul Mofas (Kadima) warf Netanjahu vor, er säe nur | |
Furcht und Israel sei heute schwächer und isolierter als zuvor. Er nannte | |
Netanjahu den „zynischsten Regierungschef in der Geschichte des modernen | |
Zionismus“. Die Kadima-Partei, mit 28 Mandaten stärkste Fraktion in der | |
Knesset, ist in der politischen Mitte angesiedelt. | |
Ursprünglich sollten die Parlamentswahlen erst im Oktober 2013 abgehalten | |
werden. Netanjahu hatte die Entscheidung für Neuwahlen mit einem unlösbaren | |
Streit innerhalb seiner Koalition über den Staatshaushalt für das Jahr 2013 | |
begründet. | |
Netanjahu gilt als klarer Favorit bei den Neuwahlen. Seine rechtsgerichtete | |
und siedlerfreundliche Koalition kann nach Umfragen mit einem Ausbau ihrer | |
Parlamentsmehrheit von derzeit 66 auf 68 von 120 Sitzen rechnen. Die | |
Oppositionsparteien des linken Lagers und der politischen Mitte sind | |
geschwächt und zerstritten. | |
Eine überraschend im Mai gebildete große Koalition mit der Kadima-Partei, | |
die Neuwahlen verhindern sollte, war im Juli an einem Streit über die | |
allgemeine Wehrpflicht zerbrochen. | |
16 Oct 2012 | |
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