| # taz.de -- Berliner Fussballfan-Kontoverse: Eisern gegen den DFB | |
| > Der Streit zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem Verband verschärft | |
| > sich. Die Köpenicker kritisieren, wie der DFB gegen Fans vorgeht. | |
| Bild: Der 1. FC Union Berlin und seine Fans. | |
| Der 1. FC Union Berlin hat den Taten Worte folgen lassen. In einem | |
| Positionspapier lehnt der Verein die Vorgehensweise des Deutschen | |
| Fußball-Bunds (DFB) bezüglich des Sicherheits- und Gewaltproblems in | |
| deutschen Stadien ab. Das Konzeptpapier „Sicheres Stadionerlebnis“, vom DFB | |
| Ende September veröffentlicht, sei „in seiner Gesamtheit grundsätzlich | |
| nicht akzeptabel“. Der Club wirft DFB und Deutscher Fußball-Liga (DFL) | |
| „eine offenkundige Fehleinschätzung“ des Gefahrenpotenzials der Fans und | |
| der gegenwärtigen Situation vor. | |
| Der Köpenicker Verein erhob als erster der 36 deutschen Profivereine in | |
| Liga eins und zwei Einspruch gegen die geplante Verschärfung der | |
| Richtlinien seitens des DFB. Noch am Abend folgte der FC St. Pauli dem | |
| Beispiel der Berliner und zog sich aus der „Kommission Sicherheit“ zurück. | |
| Bereits im Juli war man der Sicherheitskonferenz ferngeblieben, weil man | |
| den damals vorgelegten „Fankodex“ nicht ausreichend diskutiert sah. | |
| Union fordert, dass zukünftig je zwei Fanvertreter im Vorstand und im | |
| Aufsichtsrat der DFL und zwei Beisitzer im Präsidium des DFB sitzen. Bisher | |
| sind Fanvertreter hier nicht beteiligt. Der für DFB und der DFL angeblich | |
| so wichtige Dialog mit den Fans gebe es bisher nicht. Die vom Verband im | |
| August 2012 zusätzlich eingerichtete Kommission Sicherheit besteht neben | |
| dem Vorsitzenden aus fünf DFL-Vertretern und sechs Club-Vertretern. Von den | |
| hauptamtlichen Sicherheits- und Fanbeauftragten, die mittlerweile jeder | |
| Klub hat, findet sich auch hier niemand. | |
| Ein weiterer grundsätzlicher Kritikpunkt: Man schreibe den Vereinen im | |
| Lizensierungsverfahren vor, wie sie mit „Problemfans“ umzugehen habe. Dabei | |
| sei dies Sache der Vereine und des Rechtsstaats. | |
| Die Union-Fans nehmen die Stellungnahme des Clubs entsprechend positiv auf: | |
| „Union zeigt, dass er wirklich der etwas andere Verein ist“, sagt „Rio“ | |
| Kern, 43, Union- und St.-Pauli-Fanfossil, der sich im Köpenicker Club | |
| engagiert. „Bei Union setzt man auf selbstbestimmte Strukturen. Das soll | |
| auch weiter so sein. Ich stehe in dieser Sache 100 Prozent hinter dem | |
| Club.“ | |
| Die Anhänger freut es, dass sie einen Verein haben, der sich damit auch | |
| gegen die „englischen Verhältnisse“ wehrt, die auch dem deutschen Fußball | |
| bevorstünden: „Die harten Maßnahmen von DFB und DFL dienen lediglich der | |
| einfacheren Vermarktung und weiteren Kommerzialisierung “, erklärt Kern. | |
| Und der Union-Fan und ehrenamtliche Helfer Olaf Forner sagt, er sei jetzt | |
| „fast ein bisschen stolz auf seinen Club.“ | |
| Seitens der DFL will man das Papier zunächst nicht kommentieren. Jeder Klub | |
| könne bis 22. Oktober Verbesserungsvorschläge und Fragen hinsichtlich der | |
| geplanten DFB-Richtlinien einreichen. Die Vorschläge würden am 12. Dezember | |
| auf der Mitgliederversammlung der Kommission Sicherheit diskutiert. | |
| Vonseiten der DFL hieß es lapidar: Es sei das gute Recht von Union Berlin, | |
| eine solche Stellungnahme zu veröffentlichen, wenn der Club dies für | |
| sinnvoll halten würde. | |
| Das Präsidium Unions um Präsident Dirk Zingler kritisieren zudem, dass man | |
| die kulturelle und soziale Verantwortung der Vereine untergrabe, wenn man | |
| zukünftig vor allem den Weg des Überwachens und Strafens gehe. „Angesichts | |
| wegfallender sozialpädagogischer Angebote“ hätten die Vereine eine | |
| „gestiegene gesellschaftliche Verantwortung“, der man eben mit präventiver | |
| Jugendarbeit begegnen wolle, nicht mit Ausschluss. Gleichwohl leugnet Union | |
| nicht, dass es eine Fanproblematik gäbe und dass es auch Sanktionierungen | |
| geben müsse. Nur eben nicht auf jenem Wege. | |
| 18 Oct 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Jens Uthoff | |
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