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# taz.de -- BBC-Direktor tritt zurück: Mr. Entwistles „ehrenvoller“ Schritt
> BBC-Direktor George Entwistle seinen Rücktritt erklärt. Ursache ist ein
> Fernsehbeitrag, der einem britischen Politiker fälschlicherweise
> Kindesmissbrauch vorwarf.
Bild: Nichts wie weg: George Entwistle, hier auf einem Foto vom 23. Oktober.
LONDON dapd | BBC-Direktor George Entwistle hat am Samstagabend seinen
Rücktritt erklärt. Damit zog er die Konsequenzen aus einem schwelenden
Skandal um falschen Umgang mit dem Thema Kindesmissbrauch. Der Sender hatte
Anfang November eine Sendung ausgestrahlt, in der ein Politiker der
britischen Konservativen fälschlicherweise des Kindesmissbrauchs
beschuldigt wurde.
Er habe sich mit seinem Rücktritt für einen „ehrenvollen“ Schritt
entschieden, erklärte Entwistle in einer kurzen Stellungnahme vor der
BBC-Zentrale in London. „Aber nach den gänzlich ungewöhnlichen Ereignisse
der vergangenen Woche bin ich zur Erkenntnis gelangt, dass die BBC einen
anderen Direktor berufen sollte.“ Entwistle war erst vor acht Wochen zum
Generaldirektor der BBC ernannt worden. Der Chef des BBC-Weltdienstes, Tim
Davie, übernimmt nun die Leitung des Senders, bis ein Nachfolger für
Entwistle gefunden ist.
In der BBC-Sendung „Newsnight“ hatte ein mutmaßliches Opfer von
Kindesmissbrauch angegeben, es sei von einem bekannten Mitglied der
konservativen Partei missbraucht worden. Zwar wurde der Name des Politikers
in dem Beitrag, der sich um mutmaßliche Missbrauchsfälle in Wales in den
1970er und 1980er Jahren drehte, nicht genannt. Im Internet kursierten aber
später Gerüchte, die sich auf einen bestimmten Politiker konzentrierten.
Dieser wies den Vorwurf am Freitag entschieden zurück und drohte mit einer
Klage. Der in „Newsnight“ zitierte Zeuge räumte daraufhin ein, dass er sich
bei der Identität seines Peinigers geirrt habe und entschuldigte sich wie
auch die BBC bei dem Politiker.
## Entwistle auch wegen des Savile-Skandals unter Druck
Schon im Oktober hatte die BBC einräumen müssen, dass ihr früherer
Kinderprogramm-Moderator Jimmy Savile Kinder missbraucht hatte. Savile ist
vergangenes Jahr gestorben, war aber offensichtlich bis nach seinem Tod
durch den BBC gedeckt worden. Auch der Fall hatte für viele Schlagzeilen
gesorgt, die Polizei ermittelt.
Der Rücktritt Entwistles stieß in Großbritannien auf Respekt. Er sei
„schade, aber die richtige Entscheidung“, sagte Maria Miller, die
Ministerin für Kultur, Medien und Sport, in der Nacht zum Sonntag. Chris
Patten, Ombudsmann der BBC, nannte den Samstag „einen der traurigsten
Abende in meinem öffentlichen Leben“. Er lobte „Ehre und Mut“, die
Entwistle bewiesen habe.
John Whittingdale, Vorsitzender des für die BBC zuständigen
Parlamentsausschusses für Medien, sagte, „was in den letzten Tagen passiert
ist, hat seine (Entwistles) Autorität und Glaubwürdigkeit immens
geschmälert“. Unter den Umständen wäre es für Entwistle sehr schwer
gewesen, weiterzumachen.
Bereits am Samstagmorgen hatte Entwistle sich nach der Ausstrahlung des
umstrittenen TV-Beitrags entschuldigt und von einem Fehler gesprochen. „Wir
hätten nicht einen Film zeigen sollen, der so fundamental falsch gewesen
ist. Was hier passiert ist, ist völlig inakzeptabel“, sagte er im
BBC-Radio. Entwistle räumte ein, dass der „Newsnight“-Beitrag dem Vertrauen
in die BBC geschadet habe. Vor der Ausstrahlung habe er keine Kenntnis von
der umstrittenen Sendung gehabt. Rückblickend hätte er sich gewünscht, dass
man sich in der Angelegenheit an ihn gewandt hätte.
Ministerin Miller sagte nun, „es ist unerlässlich, Glaubwürdigkeit und
öffentliches Vertrauen in diese wichtige nationale Institution
wiederherzustellen“. Dabei sei entscheidend, dass die BBC durch ihre
interne Organisation sicherstelle, ein erstklassiges Nachrichtenprogramm zu
liefern.
11 Nov 2012
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