# taz.de -- USA und Gaza-Konflikt: Obamas viele neue Probleme | |
> Solidarisch mit Israel sein und den neuen ägyptischen Präsidenten nicht | |
> verprellen: Der Gaza-Konflikt treibt die USA in die Klemme. | |
Bild: Mögen sich nicht besonders: Benjamin Netanjahu und Barack Obama. | |
WASHINGTON taz | Das Szenario im Nahen Osten ist für Barack Obama ein | |
explosives Déjà-Vu. Vor ziemlich genau vier Jahren, kurz nachdem er zum | |
ersten Mal zum US-Präsidenten gewählt worden war, hat Israel ebenfalls Gaza | |
attackiert. Die damalige Bilanz waren 1.400 tote PalästinenserInnen. | |
Dieses Mal bombardiert Israel vor dem Hintergrund einer veränderten | |
regionalen Lage: Der Diktator in Ägypten, ein zuverlässiger Alliierter | |
Washingtons, ist von der Macht vertrieben. Syrien befindet sich im | |
Bürgerkrieg. Und in vielen Ländern der Region sind die Regime mit starken | |
Protestbewegungen konfrontiert. | |
In der Nacht, als die neuen israelischen Bombenangriffe auf Gaza begannen, | |
telefonierte der US-Präsident sowohl mit dem israelischen Premierminister | |
als auch mit dem ägyptischen Präsidenten. Die beiden Männer interpretieren | |
die Gespräche unterschiedlich. Benjamin Netanjahu twitterte anschließend | |
seine Anerkennung über Obamas „unmissverständliche und klare Unterstützung | |
für Israels Recht auf Selbstveteidigung“. | |
Einige Stunden später löschte der israelische Premierminister allerdings | |
diese Botschaft. Mohamed Mursi berichtete seinem Volk im Fernsehen vom | |
Telefonat: „Wir sind überein gekommen, dass Ägypten und die Vereinigten | |
Staaten zusammen arbeiten, um jede Eskalation oder Fortsetzung der | |
(israelischen, d. Red.) Aggression zu vermeiden.“ Der ägyptische Präsident | |
holte seinen Botschafter aus Israel zurück und beauftragte seinen | |
Premierminister, am Freitag einen demonstrativen Besuch in Gaza zu machen. | |
## Militärhilfe aus den USA | |
Die beiden Länder sind die größten Empfänger von Militärhilfe aus den USA. | |
Israel bekommt jährlich mehr als 3 Milliarden Dollar. Ägypten mehr als 1 | |
Milliarde Dollar. Zumindest ein Teil der Waffen, den die Israelis in Gaza | |
einsetzen, kommt aus den USA. Doch während Netanjahu Ziele in Gaza | |
bombardiert und damit bis zum frühen Freitagmorgen mindestens 19 Menschen | |
in Gaza getötet hat, macht Mursi eine Gratwanderung zwischen den USA | |
einerseits und seiner pro-palästinensischen öffentlichen Meinung | |
andererseits. | |
Aus Washington spricht Verteidigungsminister Leon Panetta in dieser Woche | |
mit seinem israelischen Kollegen Barak über das israelische Vorgehen gegen | |
Gaza und verurteilt die Gewalt der Hamas. Auch das US Außenministerium | |
stellt sich hinter das „Selbstverteidigungsrecht Israels“. Zugleich erklärt | |
Mark Toner, Sprecher im Außenministerium: „Wir bitten Ägypten seinen | |
Einfluss in der Region geltend zu machen.“ | |
Das ist ein neuer Ton in den bilateralen Beziehungen. Bislang hat | |
Washington die ägyptische Spitze argwöhnisch beobachtet. Angesichts der | |
Befürchtung eines Bodenkriegs in Gaza und einer Ausweitung der | |
Kampfhandlungen haben die USA auch mehrere arabische Länder eingeschaltet, | |
die Beziehungen zur Hamas unterhalten. Sie sollen ihren Einfluss geltend | |
machen, um zu deeskalieren. In den USA und in Israel ist die Organisation | |
Hamas als „terroristisch“ eingestuft. | |
Am Donnerstagabend berichtete CNN live von den Feindseligkeiten. Reporter | |
standen in Tel Aviv und in Gaza City, während im Hintergrund Menschen | |
flohen und Detonationen zu hören waren. Am Wochenende sind an verschiedenen | |
Orten der USA Demonstrationen gegen den Krieg in Gaza geplant. | |
16 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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