# taz.de -- Bundestag beschließt Patientenrechte: Akteneinsicht ohne Härtefal… | |
> Die Koalitionsfraktionen beschließen ein neues Patientenrecht, das wenig | |
> neues regelt. Verbraucherverbände sehen das Gesetz kritisch. | |
Bild: Sollen mehr Rechte bekommen: Patienten in Deutschland. | |
BERLIN dapd | Patienten erhalten mehr Rechte. Der Bundestag beschloss am | |
Donnerstagabend mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen das | |
Patientenrechtegesetz. SPD und Linke stimmten dagegen, die Grünen | |
enthielten sich. | |
Zuvor hatte der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller | |
(CSU), noch einmal für das Vorhaben geworben. „Wir legen einen Grundstein | |
für eine neue Kultur in den Praxen und den Gesundheitsversorgungshäusern, | |
für eine Kultur der Partnerschaft, der Transparenz und der | |
Rechtssicherheit“, betonte er. | |
Das von der Bundesregierung vorgelegte und im Gesundheitsausschuss leicht | |
veränderte Patientenrechtegesetz sieht unter anderem vor, die bislang im | |
Standes-, im Zivil-, im Straf- und im Sicherheitsrecht verstreuten | |
Regelungen zu bündeln und für die Bürger übersichtlicher zu machen. | |
## Akteneinsicht für Patienten | |
In einem Behandlungsvertrag sollen die Vertragsbeziehungen zwischen | |
Patienten und Ärzten definiert werden. Gestärkt werden soll die Information | |
der Patienten über Untersuchungen, Diagnosen und Therapien. Dabei soll auch | |
eine besondere Informationspflicht für die sogenannten Individuellen | |
Gesundheitsleistungen (IGeL) gelten, da die Krankenkassen oftmals diese | |
Kosten nicht übernehmen. | |
Patienten erhalten bei Streitigkeiten zudem das Recht, Einsicht in ihre | |
vollständige Patientenakte zu nehmen. Bei Verdacht auf einen | |
Behandlungsfehler haben Patienten außerdem Anspruch auf die Erstellung | |
eines Gutachtens. | |
Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) unterstrich, das neue Gesetz stärke | |
die Position der Patienten. So sollten die Bewilligungsverfahren durch die | |
Krankenkassen schneller erfolgen. Justizministerin Sabine | |
Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) verwies darauf, dass das Gesetz für mehr | |
Transparenz sorge. „Erstmals werden Informations- und Aufklärungspflichten | |
gesetzlich verankert. Jeder kann jetzt ins Gesetz schauen und weiß sofort, | |
welche Rechte und Pflichten ihn treffen.“ Die Stärkung der Rechtsposition | |
von Patienten sei nicht länger ein bloßes Versprechen, sondern werde | |
endlich Realität. | |
## Enttäuschung über fehlenden Härtefallfonds | |
Einen neuen Härtefallfonds für Opfer von Behandlungsfehlern wird es im | |
neuen Patientenrechtegesetz allerdings nicht geben. Im Interview mit der | |
Nachrichtenagentur dapd sagte Zöller, es wäre aber denkbar, „eine Stiftung | |
zu schaffe, die in Härtefällen aktiv wird – etwa nach dem Vorbild der | |
Opferschutzorganisation Weißer Ring“. Mit einem Härtefallfonds „könnten | |
sehr viele Gerichtsprozesse erspart werden“. | |
Allerdings machte Bahr in der Zeitung Die Welt deutlich, dass er einen | |
Härtefallfonds ablehnt. Die Forderung gebe es schon lange, er habe aber | |
„noch kein Konzept dafür gesehen“. Es bringe auch nichts, wenn der Patient | |
zwei Verfahren anstrengen müsse, „einmal die Klage auf dem Rechtsweg, und | |
dann den Antrag auf Entschädigung beim Fonds“. | |
Verbraucherschützer äußerten sich skeptisch über das Gesetz. Der | |
Gesundheitsexperte bei der Verbraucherzentrale Hamburg, Christoph Kranich, | |
sagte dem Deutschlandfunk, in dem Gesetz stehe „nicht mehr drin“ als bisher | |
auch schon geregelt gewesen sei. Er vermisse unter anderem den | |
Härtefallfonds. | |
Der Vorsitzende der Deutschen Hospizstiftung, Eugen Brysch, kritisierte im | |
Sender NDR Info, notwendig wäre eine generelle Beweislastumkehr gewesen. | |
Bislang beschränke sich diese auf klare Fälle „also wenn ich anstatt des | |
linken Beins das rechte Bein amputiert habe“. Dass es keinen Härtefallfonds | |
gebe, sei „eine Riesenenttäuschung“. | |
29 Nov 2012 | |
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