# taz.de -- FEHMARNBELT: Vogelflug-Monopol vor Gericht | |
> Norweger wollen zweite Fährverbindung zwischen Fehmarn und Dänemark vor | |
> dem Bundesgerichtshof durchsetzen. Doch Scandlines lässt sie nicht an | |
> Land. | |
Bild: Die Reederei Scandlines will in Puttgarden keine Konkurrenz für seine F�… | |
HAMBURG taz | Es könnte eng werden auf dem Fehmarnbelt. Ein Konsortium der | |
norwegischen Reedereien Fosen und Eidsiva will eine zusätzliche | |
Fährverbindung zwischen den Ostseeinseln Fehmarn und Lolland eröffnen. Dort | |
betreibt bereits die Reederei Scandlines einen Pendelverkehr auf der | |
sogenannten Vogelfluglinie. Zudem ist am Fehmarnbelt das größte | |
Infrastrukturprojekt der Europäischen Union in Planung: der Ostseetunnel | |
zwischen Deutschland und Dänemark. | |
Dieses Wirrwarr ordnen sollte zuvor der Bundesgerichtshof (BGH) in | |
Karlsruhe. Am gestrigen Dienstag wurde dort über eine Beschwerde des | |
Bundeskartellamts gegen eine Entscheidung des Oberlandesgerichts (OLG) | |
Düsseldorf verhandelt. Dieses hatte vor zwei Jahren die Haltung von | |
Scandlines bestätigt, den Konkurrenten nicht in seinen Hafen in Puttgarden | |
auf Fehmarn zu lassen. Die Zugangsverweigerung stelle keinen Verstoß gegen | |
das Kartellrecht dar, so das OLG damals. | |
Eidsiva und Fosen versuchen schon seit Jahren, Scandlines auf der | |
Vogelfluglinie Konkurrenz zu machen. Im Dezember 2008 hatten die Norweger | |
dem schleswig-holsteinischen Landesbetrieb für Küstenschutz in Kiel erste | |
Planungen vorgelegt. Nach einem der taz.nord vorliegenden Ergebnisprotokoll | |
wollen sie mit zwei Fähren im Stundentakt zwischen den Inseln Lolland und | |
Fehmarn fahren. Sollte die Nutzung von Puttgarden nicht durchsetzbar sein, | |
wollten sie in unmittelbarer Nähe einen zusätzlichen Hafen errichten. Das | |
würde allerdings ein Planfeststellungsverfahren mit | |
Umweltverträglichkeitsprüfung erfordern, heißt es in dem Vermerk. Möglich | |
sei das ohnehin nur, wenn diese Fläche „nicht für die feste | |
Fehmarn-Belt-Querung benötigt“ würde. Eben dort aber soll der Tunnel nach | |
seiner Fertigstellung in rund zehn Jahren an die Erdoberfläche kommen, | |
weshalb sie nicht als Hafengebiet zur Verfügung steht. | |
Deshalb wandten Fosen und Eidsiva sich an das Bundeskartellamt, um Zugang | |
zum Scandlines-Hafen zu bekommen. Dort wollen sie einen derzeit nicht | |
genutzten Fähranleger und ursprünglich für den Bahnverkehr bestimmte | |
Flächen im Fährhafen Puttgarden nutzen. Scandlines als Eigentümerin des | |
Hafens hatte das verweigert. Das Bundeskartellamt hingegen verfügte im | |
Januar 2010, dass der Mitbewerber gegen „ein angemessenes Entgelt Zugang zu | |
den wesentlichen Einrichtungen“ erhalten müsse. Am Nachmittag hob der BGH | |
die OLG-Entscheidung auf und verwies das Verfahren zur erneuten Verhandlung | |
nach Düsseldorf zurück. | |
In der Vorinstanz hatte das OLG zugunsten von Scandlines entscheiden, weil | |
das Gelände, das die Konkurrenzunternehmen nutzen wollen, derzeit rechtlich | |
für den Eisenbahnverkehr bestimmt ist. Diese Begründung ließ der BGH aber | |
nicht gelten – schließlich sei die rechtliche Widmung des Areals „kein | |
unabänderlicher Zustand“, sagte Richter Peter Meier-Beck. | |
11 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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