| # taz.de -- Porno-Unternehmer Thylmann: Untenrum gut verlinkt | |
| > Die deutsche Justiz ermittelt, in Belgien wurden Büros von Fabian | |
| > Thylmann durchsucht. Wer ist der Mann, der nun Onlineporno-König genannt | |
| > wird? | |
| Bild: Eingang zu einer der Pornoseiten Fabian Thylmanns. | |
| BERLIN taz | „Das Internet ist für Pornografie gemacht“, lautet ein alter | |
| Spruch. Und an ihm ist einiges Wahres: Nie war der Zugang zu | |
| Fleischinszenierungen so leicht, wie in Zeiten des kaum vollständig | |
| kontrollierbaren Netzes. | |
| Bequem vom eigenen Sofa aus lassen sich Bewegt- wie Standbilder abrufen. | |
| Das Geschäftsmodell der meisten Anbieter basiert auf der Hoffnung, dass die | |
| Nutzer vom frei zugänglichen Material nicht genug bekommen und sich | |
| zusätzliche Videos kaufen. | |
| Wer Fabian Thylmann, in Aachen geboren und in Brüssel zur Internatonalen | |
| Deutschen Schule gegangen, verheiratet und ursprünglich Programmierer, auf | |
| Videos und Fotos sieht, ist erstaunt. Dieser unscheinbare junge Mann soll | |
| das derzeit größte Onlinepornoimperium betreiben? Doch Thylmann ist seit | |
| Jahren im Geschäft: der Programmierer startete erst einen | |
| Affiliate-Service, also eine Software, mit der Klicks auf Links von einem | |
| zu einem anderen Inhalt nachverfolgt und vergütet werden. | |
| Kauft sich also ein Nutzer einen Zugang zu einer Seite, wird dafür eine | |
| Provision an den Verlinkenden fällig. Thylmann verkaufte den NATS (das N | |
| stand Thylmann zufolge für seinen Onlinespitznamen Nathan) genannten Dienst | |
| 2006. Für Erotik- und Pornowebseitenbetreiber ist dies die wichtigste | |
| Währung. | |
| Dann stieg Thylmann mit eigenen Plattformen in den Onlinepornomarkt ein: | |
| mit der Firma Virage Media gründete und betrieb er Plattformen wie | |
| „MyDirtyHobby“, und kaufte die Seite „Privatamateure“, auf beiden stehen | |
| angebliche oder tatsächliche Amateure vor Webcams, die von den Nutzern | |
| bezahlt werden, um mit dem Nutzer zu chatten, zu strippen oder an sich | |
| herumzuspielen – oder die fertige Filmchen anbieten. | |
| ## „Hochlastwebseiten“ im Betrieb | |
| 120 Leute arbeiteten nach Thylmanns Angaben 2009 für Virage Media, die | |
| nicht nur die Webseiten, sondern auch die komplette Zahlungsabwicklung für | |
| die Beteiligten übernahm, inklusive einem ausgeklügelten Beteiligungssystem | |
| für die Amateure, darauf verlinkende und die eigene Firma. Auch hiermit war | |
| Thylmann finanziell offenbar erfolgreich. Gleichzeitig kamen Teile der | |
| Porno-Branche durch aufkommende große Pornovideoportale wie Youporn ins | |
| Straucheln, auf der Teile oder auch ganze Filme plötzlich kostenlos | |
| verfügbar gemacht wurden. | |
| Nur: Wie aus Thylmann der Onlineporno-Zar werden konnte, der er heute | |
| angeblich ist, bleibt rätselhaft. Angeblich soll er sich von Investoren | |
| Geld geliehen haben – 362 Millionen US-Dollar (276 Millionen Euro), | |
| berichten Medien – und sich 2011 die Seiten Youporn, Pornhub, Brazzers und | |
| eine ganze Reihe weiterer Onlinepornoseiten zugelegt haben. Aus Virage | |
| Media wurde Manwin, eine Firma die offiziell in Luxemburg sitzt und sich | |
| Erfahrung im Betrieb von „Hochlastwebseiten“ auf die Website schreibt. | |
| Sie gibt sogar eine eigene „Corporate Social Responsibility“-Strategie an: | |
| Zum Beispiel will man sich an einer Anti-AIDS-Kampage in New York beteiligt | |
| haben. Stolz wird vermeldet, dass man im Onlinesegment mit dem Urvater der | |
| Pornografie, dem Playboy, zusammenarbeiten werde. Teile der Firma haben | |
| ihren Sitz auf Zypern, andere an anderen Flecken der Erde – und genau hier | |
| setzen wohl die Steuerhinterziehungsvorwürfe an: Reporter in der | |
| Tageszeitung Die Welt schrieben, dass bei Manwin möglicherweise steuerlich | |
| nicht alles mit rechten Dingen zugehe. | |
| Thylmann wies dies von sich, die Sache wird in den kommenden Tagen ein | |
| Gericht beschäftigen. Die Kölner Staatsanwaltschaft, die Thylmann nun | |
| verhaften ließ, überzeugte dessen Erklärung jedoch offenbar nicht. Bis | |
| Weihnachten muss der Porno-Unternehmer sich nun entscheiden, ob er sich von | |
| der belgischen Polizei an die deutschen Behörden ausliefern lassen will. | |
| 13 Dec 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Falk Lüke | |
| ## TAGS | |
| Pornhub | |
| Datenschutz | |
| Hollywood | |
| Internet | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kontrolle von Pornos in Großbritannien: Klarnamenpflicht fürs Pornogucken | |
| In Großbritannien müssen bald Pornoseiten ihre Nutzer verifizieren. Das | |
| aussichtsreichste System gehört einer Firma, die mehrfach gehackt wurde. | |
| Zehn Jahre Haft für Spionage: Hollywood-Hacker verurteilt | |
| Ein Hacker hatte in den USA Hollywood-Stars, darunter Scarlet Johansson, | |
| ausspioniert. Jetzt muss der Mann für zehn Jahre ins Gefängnis. | |
| Verdacht auf Betrug am Fiskus: „Porno-König“ verhaftet | |
| Fabian Thylmann gehören einige der beliebtesten Pornoseiten im Netz. Nun | |
| wurde er wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung festgenommen. |