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# taz.de -- Euronews wird 20: Ein Europasender? Nicht mit uns!
> Der paneuropäische Newssender Euronews wird 20. Anscheinend ist das aber
> kein Grund für ARD und ZDF, endlich mitzumischen.
Bild: Herzlichen Glückwunsch! Euronews wird 20. Deutsche Beteiligung ist aller…
Vielen mag es schon passiert sein: Es wird ein bisschen rumgezappt – und
plötzlich stolpert man über einen Nachrichtensender namens Euronews. Mehr
oder weniger ohne deutsche Zuschauer, sendet der Nachrichtenkanal seit
nunmehr 20 Jahren für eine paneuropäische Öffentlichkeit. Am 1. 1. 2013
wird das Jubiläum gefeiert.
Euronews ist ein Nachrichtenkanal mit verschiedensten Facetten: aktuellen
Filmberichten zu politischen Ereignissen, Sport, Wirtschaft, Kultur und
anderen Aspekte des europäischen Lebens. Eigner von Euronews mit Sitz in
Lyon sind 21 öffentliche Fernsehanstalten aus Europa und angrenzenden
Mittelmeerländern. Allerdings: Von Anfang an nicht dabei ist Deutschland.
Das hat medienpolitische Gründe aus der Zeit nach 1990. Die deutschen
öffentlich-rechtlichen Sender hatten damals ihre internationalen
Aktivitäten in 3sat und Arte entfaltet. Ein gesamteuropäischer
Nachrichtenkanal, der seinen Sitz ohnehin nicht in Deutschland hatte, lag
nicht im Interesse der Medienpolitik, und seither hat auch niemand
versucht, den Rundfunkstaatsvertrag dahin gehend zu erweitern, dass sich
ARD und ZDF an Euronews beteiligen könnten.
Für Euronews ist das ein großes Problem, wie Philippe Cayla, verantwortlich
für die Weiterentwicklung des Senders, erläutert: „Verschiedene
Interessenten, besonders in Polen und in Osteuropa, fragen, warum
Deutschland nicht beteiligt ist.“
Das Fehlen von Deutschland ist also ein Legitimationsproblem: Warum sollen
kleinere Sender dabei sein, wenn der größte Staat der EU mit Abwesenheit
glänzt? Dabei sieht sich Euronews als großer internationaler Player.
Täglich schalten über 5 Millionen Europäer das Programm ein, mehr als bei
der Konkurrenz von CNN und BBC World News zusammen. Auch in den USA und
vielen Ländern Afrikas ist Euronews zu empfangen und sogar in ganz
Russland.
## Vertreter der europäischen Meinung
Stolz ist Philippe Cayla auf die Reichweite seines Programms in den jungen
Demokratien Osteuropas und im Nahen Osten. „In diesen Ländern ist Euronews
in den lokalen Sprachen verfügbar, Arabisch, Persisch, Türkisch,
Ukrainisch, und überall dort haben wir eine sehr gute Zuschauerquote. Dabei
vertreten wir in gewissem Sinn die europäische, demokratische Meinung.“
Wobei Kritiker bemängeln, dass Euronews regelmäßig Zuschüsse aus dem
Haushalt der EU bekommt. Cayla sieht die Unabhängigkeit seines Senders
dadurch allerdings nicht gefährdet, denn diese Zuschüsse würden
hauptsächlich für die Herstellung der arabischen und persischen
Sprachfassungen sowie für ein polnisches Programm genutzt. Nur ein kleiner
Teil dient der Finanzierung von Beiträgen, die einen EU-Bezug haben. Vom
Gesamtetat von etwa 70 Millionen Euro, mit dem in Lyon 800 Mitarbeiter ein
24-Stunden-Programm produzieren, kommt etwa ein Drittel aus EU-Mitteln.
Seit Jahren wirbt Cayla darum, dass sich die deutschen Sender stärker bei
seinem Nachrichtenkanal engagieren. „Es würde auch der Berichterstattung
guttun, wenn durch die Zulieferung von ARD und ZDF die deutsche Sicht auf
Europa mehr zur Geltung käme.“ Doch noch beißt er sich an der deutschen
Medienpolitik die Zähne aus. Namentlich der CDU-Koordinator für
Medienpolitik, der sächsische Staatskanzleichef Johannes Beermann, gilt als
Hemmschuh.
In seinem Bestreben, die Aktivitäten von ARD und ZDF an allen Ecken und
Enden zurückzudrängen, sähe Beermann seine Glaubwürdigkeit unterhöhlt, wenn
er ausgerechnet in Sachen Euronews nachgeben würde. Da ist es dann egal, ob
die Legitimation des europäischen Projekts von anderen potenziellen
Mitstreitern mit Verweis auf Deutschland infrage gestellt wird.
1 Jan 2013
## AUTOREN
Jürgen Bischoff
## TAGS
Jubiläum
Deutschland
BBC
ARD
Radio
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