# taz.de -- Kika-Chef Kottkamp beurlaubt: Dunkle Schatten über Erfurt | |
> Überraschend trennen sich die Wege von Kika-Chef Steffen Kottkamp und die | |
> des Kinderkanals. Es läuft ein Ermittlungsverfahren gegen ihn. | |
Bild: Die Staatsanwaltschaft ermittelt: Bei Kika und MDR. | |
BERLIN taz | „Wir sind immer noch dabei, die Schatten der Vergangenheit | |
Stück für Stück zu überwinden", hatte MDR-Intendantin Karola Wille am 19. | |
Dezember zu den Skandalen ihres Senders. Am selben Abend schob sich einer | |
dieser Schatten wieder über den Sender und den Erfurter Kinderkanal (KiKa). | |
Denn da trennten sich überraschend die Wege von Steffen Kottkamp und die | |
des KiKa. Außerdem wurde der Leiter der MDR-Revision beurlaubt. Kottkamp | |
war beim Gemeinschaftsprogramm von ARD und ZDF, bei dem der MDR die | |
Federführung hat, seit 2008 Senderchef. Da der Kika so klein ist, heißt der | |
Job dort Programmgeschäftsführer. | |
Vom Kika-Skandal, bei dem Marco K., damals Herstellungsleiter des Senders, | |
über Jahre mindestens acht Millionen aus dem Senderetat abgezwackt hat, | |
will Kottkamp „total überrascht“ worden sein. So hatte er im Verfahren | |
gegen den mittlerweile eine mehrjährige Haftstrafe absitzenden K. | |
ausgesagt. | |
Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Erfurt in Sachen Kika auch gegen Kottkamp | |
ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der MDR war darüber schon seit dem | |
18. Dezember informiert. „Das Verfahren soll im Zusammenhang mit der | |
Aufklärung der früheren Vorgänge um den mittlerweile abgeurteilten | |
ehemaligen Herstellungsleiter stehen“, teilte der MDR mit. Man habe sich | |
daher gemeinsam mit Kottkamp „zu diesem Schritt entschieden“. Der Vertrag | |
des 44-Jährigen mit dem Kika lief noch bis zum zweiten Halbjahr 2013. | |
Der ehemalige Herstellungsleiter K. hatte per Scheinrechnungen von mit ihm | |
zusammenarbeitenden Produktionsfirmen beim Kika Rechnungen gestellt. Die | |
vom für die Kika-Finanzen zuständigen MDR überwiesenen Beträge hatte er | |
dann mit seinen Helfern geteilt. K. selbst will seinen Anteil komplett in | |
Kasinos verspielt haben. Als die Sache im Herbst 2010 durch die | |
Selbstanzeige eines TV-Produzenten aufflog, kassierte Kottkamp eine | |
Abmahnung. | |
## Etwas seltsam | |
Im Prozess gegen K. hatte Kottkamp 2011 erklärt: „Ich habe nichts von | |
Scheinrechnungen gewusst.“ Außerdem seien ihm als Programmgeschäftsführer | |
die Rechnungen „nicht vorgelegt worden, weil das nach dem damaligen | |
Verständnis auch nicht notwendig war“. Kottkamp sagte auch, weder die | |
„Spielleidenschaft noch eine Spielsucht“ des Herstellungsleiters K. seien | |
ihm bekannt gewesen. | |
Wie es möglich war, dem Sender pro Jahr durchschnittlich knapp eine Million | |
Euro zu entziehen, ohne dass dies bei dem eher kleinen Kika-Etat von 35 | |
Millionen irgendwem auffiel, gehört bis heute zu den großen Rätseln des | |
Skandals. Auch Kottkamp hatte vor Gericht eingeräumt, „dass das im | |
Nachhinein etwas seltsam klingen mag“. | |
Intendantin Wille wie Kottkamp selbst haben den Ermittlern „restlose | |
Aufklärung“ zugesagt, so der MDR und dem Landeskriminalamt auch „die | |
sendereigenen Prüfungsergebnisse zur Verfügung gestellt“. | |
Doch diese MDR-internen Prüfungsergebnisse scheinen nicht ganz so restlos | |
aufzuklären, weshalb man sich am gleichen Tag auch „einvernehmlich mit dem | |
Leiter der Revision des MDR auf seine Beurlaubung geeinigt” habe, schreibt | |
Wille laut der Medienwebsite [1][www.flurfunk-dresden.de] in einem Brief an | |
die Mitglieder des MDR-Rundfunkrats. Zu den Gründen ist bislang nichts | |
bekannt. Die MDR-Revision war im Zusammenhang mit dem Kika-Betrug schon | |
massiv unter Beschuss geraten, beim Kika selbst wurde erst als Folge des | |
Skandals ein eigenes Controlling eingerichtet. | |
20 Dec 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.flurfunk-dresden.de/ | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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