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# taz.de -- Die Wahrheit: Ein Strick Aale für drei Fragezeichen
> Von „Teekesselchen“ bis zu den „drei ???“ – Wie man sich die Tage
> zwischen den Jahren so zerstreuen kann.
Nach „Tempo, kleine Schnecke!“, das ich vor allem wegen der Antithese im
Titel verehre, aber auch, weil es wirklich spannend ist, wenn der Würfel
einfach nicht den blauen Punkt zeigt und die blaue Schnecke also fast das
ganze Rennen hinten bei den gemalten Blumen stehen bleibt, bis sie sich
schließlich doch am Ende noch an die gelbe heranschiebt, spiele ich auch
sehr gern „Teekesselchen“. Die tolle Idee: „Mit meinem einen Teekesselchen
kann man Wasser kochen, das andere ist ein Spiel“, habe ich allerdings nur
einmal anbringen können, die Mitspieler waren ganz schön gewitzt für ihr
Alter (fünf, sechs und acht Jahre).
In der zweiten Runde steigerte sich die Gewitztheit noch, denn einer der
Mitspieler hatte „Muschi“ als Teekesselchen ausgewählt, und zwar einmal die
Katze und einmal einen Asteroiden gleichen Namens, der nach der Ehefrau des
Entdeckers benannt worden war. Was die alles in der Schule lernen, diese
Schlauberger. Da kommt man doch gar nicht mehr mit.
Mit den cleversten der Kinder tummele ich mich zuweilen auch gern beim
„Ja-nein-ich-schwarz-weiß-Spiel“, über das Ephraim Kishon in der
Kurzgeschichte „Das Geheimnis der Redekunst“ mal richtig festgestellt hat,
wenn man es spiele, also die genannten Worte vermeide, klinge man haargenau
wie der israelische Außenminister.
Es ist fast schon gruselig, die Kleinen auf Fragen wie: „Welche Farbe hat
frisch gefallener Schnee?“, mit: „Das kann man leider nicht so genau
sagen“, oder: „Es ist eine sehr helle Farbe, mehr soll zu diesem Zeitpunkt
von meiner Seite aus nicht verraten werden“, antworten zu hören.
Und die Tage zwischen den Jahren boten Zeit für mehr ungewöhnliche
Zerstreuung: Ich ordnete Rezepte, die ich mir vor Jahren, mit einem lauten
Huster getarnt, aus Wartezimmerzeitungen gerissen hatte, und übersetzte aus
reiner Klugscheißerei alles in veraltete Mengenangaben. Etwa: „Mousse au
Chocolat: Man nehme ein Schock Eier.“ Oder: „Pökelfisch: ein Strick Aale
und eine Kufe Salz.“ Schließlich kann es nicht schaden, die alten Angaben
als Referenz im Kopf zu behalten.
Wenn Deutschland dann doch noch mal aus dem Euroraum fliegt, will ich nicht
die Einzige sein, die alles in D-Mark umrechnen kann und muss, so wie das
manche Griechen jetzt schon mit der Drachme machen (vielleicht sogar mit
Talenten und Minen, falls dort noch mehr zusammenbricht).
Außerdem schrieb ich während der beschaulichen Abende, an denen die anderen
mit ihren neuen Geschenken und der Bleigieß-App (macht viel weniger
Rußdreck als das Original) spielten, ein paar saftige Fortsetzungen für
meine Lieblingsserie „Die drei ???“. Und katapultierte damit die
Geschichten über die drei naseweisen Detektive – den dicklichen Justus
Jonas, den nöligen Peter Shaw und den unterschätzten Rechercheur Bob
Andrews – flott aus der Kinder- in die Erwachsenenwelt: In „Die drei ???
und der Geisterpuff“ geht es um Trafficking in Rocky Beach, „Die drei ???
und der flüsternde Pfaffe“ behandelt Homosexualität und Kirche, und in „D…
drei ??? und die drei !!!“ wird eine spektakuläre Orgie gefeiert.
4 Jan 2013
## AUTOREN
Jenni Zylka
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