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# taz.de -- Älteste Schweizer Bank schließt: Das Ende einer steinalten Bad Ba…
> Das renomierte Geldhaus Wegelin stellt das Bankgeschäft ein. Die
> Schweizer hatten von 2002 bis 2010 amerikanischen Steuerhinterziehern
> geholfen.
Bild: Die Staatsanwälte hoben hervor, es sei zum ersten Mal eine ausländische…
ZÜRICH dpa | Es war ein Ende mit langer Vorankündigung. Dass die einst so
renommierte Bank Wegelin – das älteste private Geldhaus der Schweiz – sich
unter dem Druck amerikanischer Steuerfahnder selbst auflösen würde, hatte
sie schon vor einem Jahr angekündigt.
Damals fegte die Nachricht wie eine Schockwelle durch die Finanzzentren in
Zürich und Genf: Nachdem in den USA drei ihrer Manager wegen Beihilfe zur
Steuerhinterziehung angeklagt wurden und auch der gesamten Bank ein
ruinöses Strafverfahren drohte, entschlossen sich Wegelin-Chef Konrad
Hummler und seine Mitgesellschafter in einem Verzweiflungsakt zum
Notverkauf.
Für geschätzt 300 Millionen Franken (250 Millionen Euro) wurde der größte
Teil des Geldhauses von der Raiffeisen-Gruppe übernommen. Die führt
Wegelins lukratives Geschäft mit wohlhabenden Privatkunden seitdem in einem
noblen Institut mit dem Namen Notenstein-Bank weiter. Mit einer wichtigen
Ausnahme: Das „vergiftete“ Geschäft mit US-Kunden, die Steuern verstecken
wollten, wurde ausgegliedert und noch unter dem Namen Wegelin
weitergeführt.
Geschäftszweck dieser Wegelin-„Bad Bank“ war vor allem die eigene
Abwicklung bei gleichzeitiger Erleichterung der weiteren Ermittlungen der
US-Staatsanwaltschaft gegen potenzielle Steuerbetrüger. Dabei ist mit dem
in Banken- und Justizkreisen längst erwarteten offiziellen
Wegelin-Schuldeingeständnis nun der wichtigste Meilenstein in Richtung
Abwicklung erreicht worden.
Für die Wegelin-Teilhaber Otto Bruderer und Konrad Hummler war der Flug
nach New York zur Teilnahme an der Verhandlung des Bezirksgerichts von
Manhattan vermutlich die traurigste Geschäftsreise ihrer Laufbahn. Bruderer
gab namens der Bank das Schuldeingeständnis, zwischen 2002 bis 2010
US-Bürgern geholfen zu haben, Steuern vor dem heimischen Fiskus zu
verstecken. Und zwar in Kenntnis der Tatsache, dass die Gelder dieser
Kunden nicht wie vorgeschrieben bei deren US-Finanzämtern deklariert waren.
## 74 Millionen Dollar Strafe
Insgesamt geht es um Vermögen in Höhe von rund 1,2 Milliarden Dollar. Dafür
wird die Bank nun eine Buße von rund 74 Millionen Dollar zahlen. Die Summe
setzt sich zusammen aus jeweils grob gerechneten Einzelbeträgen an
vermutlich entgangenen Steuereinnahmen, der Rückerstattung illegal
gemachter Gewinne sowie einer Geldstrafe.
Im Gegenzug stellen die US-Justiz- und Steuerbehörden die Strafverfolgung
der Bank ein. Zwar muss das Ende des Verfahrens noch von einem Richter
bestätigt werden, was für den 4. März erwartet wird. Aber das gilt als
Formalie. „Wegelin wird nach dem Abschluss des US-Verfahrens das
Bankgeschäft einstellen“, teilte das Geldhaus Donnerstagabend mit – auch
das nur noch eine Formsache, der Vollzug des vor einem Jahr selbst
angekündigten Endes.
Doch von „Ende gut, alles “ kann für die Schweizer Bankenwelt nach dem
Wegelin-Aus keineswegs die Rede sein. Die Staatsanwälte hoben bei dem
Verfahren in Manhattan hervor, es sei damit zum ersten Mal eine
ausländische Bank wegen eines derartigen Steuervergehens in den USA belangt
worden.
Es wird vielleicht nicht das letzte Mal sein: Die Wegelin-Anklage war Teil
eines Feldzugs gegen Steuerhinterziehung mit Hilfe ausländischer – längst
nicht nur Schweizer – Finanzinstitute. Dutzende Banken stehen dabei im
Visier amerikanischer Fahnder, darunter auch die Großbanken UBS und Credit
Suisse, die Privatbank Julius Bär sowie die Zürcher und Basler
Kantonalbanken.
## Herausgabe sämtlicher Kundendaten
Abzuwenden wären Prozesse wohl nur, wenn die betroffenen Banken freiwillig
das tun, wozu Wegelin im Zuge des Strafverfahrens gezwungen wurde: Die
Herausgabe sämtlicher Daten von Kunden, die in den USA steuerpflichtig
sind. Einige Banken haben damit bereits begonnen. Der logische nächste
Schritte wäre zumindest nach Ansicht der sozialdemokratischen Schweizer
Partei SP der gänzliche Abschied vom Bankgeheimnis und der Übernahme des
weithin üblichen automatischen Informationsaustausches steuerlich
relevanter Daten.
Aufmerksam beobachtet wird das Vorgehen der US-Justiz von SPD-Politikern in
Deutschland, die im aufziehenden Wahlkampf immer lauter nach einem
schärferen Vorgehen gegen Schweizer Banken auch in der Bundesrepublik rufen
und dabei auf Amerika als Vorbild verweisen. Dass die Schweiz inzwischen
den Weg einer „Weißgeldstrategie“ eingeschlagen hat und die meisten ihrer
Banken schwören, seit 2009 keine Schwarzgelder mehr anzunehmen, wird dabei
vom Tisch gewischt.
4 Jan 2013
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USA
Steuerbetrug
Steuerhinterziehung
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