# taz.de -- Wahl zur Fußballerin des Jahres: Pathetisch und pragmatisch | |
> Die US-Amerikanerin Abby Wambach ist seit einem Jahr vereinslos. Für die | |
> Wahl zur Weltfußballerin des Jahres spielte das keine Rolle. | |
Bild: Herausragende Spielerin des US-Teams: Abby Wambach bei der Kür zur Weltf… | |
Eine ordentliche Portion Pathos darf es bei Abby Wambach gerne mal sein, | |
auch in den weniger schönen Momenten ihres Fußballerinnenlebens. Besonders | |
niedergeschmettert war die wuchtige Angreiferin am 17. Juli 2011. Im | |
Frankfurter WM-Finale hatte die herausragende Spielerin des US-Teams das | |
Elfmeterschießen gegen Japan 1:3 verloren, aber als einzige ihrer | |
Mannschaft vom Strafstoßpunkt getroffen. Staatstragend verkündete sie: „Die | |
Japanerinnen haben hier mit einem zwölften Mann gespielt. Und der hieß | |
Hoffnung.“ | |
Sie meinte die Hoffnung der Japaner, vier Monate nach der | |
Nuklearkatastrophe von Fukushima, die Bilder und Erlebnisse des Unglücks | |
mit Hilfe dieses sportlichen Triumphs leichter überwinden zu können. Ein | |
Jahr später revanchierten sich die USA im olympischen Finale von London mit | |
einem 2:1 – und nun nahm Wambach Homare Sawa, der Kapitänin der japanischen | |
Weltmeisterelf, auch den Titel als Weltfußballerin ab. | |
Keine Selbstverständlichkeit, schließlich ist die 32-Jährige seit über | |
einem Jahr vereinslos. Ihr letzter Klub MagicJack, vom | |
Telekommunikationsmillionär Dan Borislow geführt, wurde im Oktober 2011 von | |
den Chefs der US-Profiliga (WPS) ausgebootet. Wegen der nachfolgenden | |
juristischen Endlosauseinandersetzungen mit Borislow sagte die WPS die | |
Saison 2012 ab. Doch in Abby Wambach, die bei MagicJack am Ende sogar als | |
Spielertrainerin fungierte, hatte der umstrittene Borislow stets seine | |
entschlossenste Fürsprecherin. | |
Bei den London-Spielen spendierte er den US-Spielerinnen teure Abendessen | |
und schleuste sie beim eigentlich ausverkauften Halbfinalspiel der | |
US-Basketballer ein. Und Wambach, die zweiterfolgreichste Torschützin des | |
Nationalteams (152 Tore), zeigte sich erneut dankbar gegenüber Borislow. | |
Die Olympiasiegerin von 2004 und 2012, in deren Sammlung noch ein WM-Titel | |
fehlt, ist da ganz pragmatisch. „Am Ende des Tages brauchen wir Leute, die | |
sich einkaufen“, sagt sie. Wambach hat mittlerweile zwei Profiligen kommen | |
und gehen sehen. Und so betont die Weltfußballerin: „Es ist nicht immer | |
alles einfach – und es muss nicht immer alles einen Wohlfühlfaktor haben.“ | |
8 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Andreas Morbach | |
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