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# taz.de -- Deutschlands Tennis-Stars: Unfreiwillige Geschenke
> Nach dem kollektiven Aus bei den Australian Open macht sich Deutschlands
> Tenniselite Gedanken über die anstehenden Aufgaben im Fed- und Davis-Cup.
Bild: Chance vertan: Julia Görges ärgert sich im Achtelfinale.
MELBOURNE taz | Der Himmel war wieder mal von einem betörenden Blau, aber
am Horizont zogen Wolken herauf. Nicht in der meteorologischen
Wirklichkeit, die in den nächsten Tagen stabil schöne Sommerzeit für
Melbourne verspricht, sondern für das deutsche Frauentennis. Und dabei geht
es weniger um die Niederlagen von Angelique Kerber und Julia Görges im
Achtelfinale der Australian Open – sondern um gewisse Sorgen im Hinblick
auf das in knapp drei Wochen stattfindende Spiel im Fed Cup gegen
Frankreich.
Vor ein paar Tagen hatte Kerber zum ersten Mal einen Schmerz im Rücken
gespürt, hatte sich behandeln lassen, allerdings ohne Erfolg. Nach der
Niederlage am Sonntag gegen die extrem sicher und druckvoll spielende
Russin Jekaterina Makarowa (5:7, 4:6) wolle sie die gesundheitliche
Beeinträchtigung nicht als Ausrede benutzen („Ich hab einfach zu spät ins
Match gefunden“), aber es war nicht zu übersehen, dass sie nicht so
aufschlagen konnte wie gewohnt.
Der Schmerz meldete sich jedes Mal in der Bogenspannung der Ausholbewegung,
er nahm mit der Dauer des Spiels zu, und selbst eine medizinische Auszeit
Mitte des zweiten Satzes änderte daran nichts. Eine Untersuchung soll nun
klären, worin das Problem besteht und wie es sich beheben lässt. „Ich
hoffe, dass ich in Frankreich dabei sein kann“, sagte sie zum Abschied.
Das hofft Teamchefin Barbara Rittner auch, die Angelique Kerber, Julia
Görges, Sabine Lisicki und Doppelspielerin Anna-Lena Grönefeld für die
Begegnung nominiert hatte. Doch vor ein paar Tagen hatte sich Grönefeld in
Melbourne beim Fitnesstraining einen Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen,
nun die Sorgen um Kerbers Verfassung – es sieht so aus, als stünden der
Chefin ein paar unruhige Wochen bevor.
## Görges macht Geschenke
„Wir müssen dann halt mit den Sachen, die wir haben, umgehen“, sagte Julia
Görges mit Blick auf die Reise nach Limoges. Ihr selbst fehlte nichts beim
Abschied aus Melbourne – zumindest körperlich nicht. Aber es ließ sich
nicht vermeiden, dass sie in Gedanken noch mal zum Satzball im Tiebreak des
ersten Satzes zurückkehrte, bei dem sie zunächst eine vergleichsweise
leichte Möglichkeit zum Punktgewinn vergab, als sie den Ball nicht ins
freie Feld, sondern direkt in Li Nas Laufweg spielte und dann einen hohen
Rückhandball aus nächster Nähe ins Netz drosch. Ein Geschenk für die
Chinesin.
Die griff mit beiden Händen zu, und von dem Moment an entfernten sich die
beiden voneinander. Am Ende verlor Görges zu klar 6:7, 1:6, denn selbst im
zweiten Satz besaß sie mehr Chancen, als es das Ergebnis glauben macht.
Aber so sehr sie sich auf über den Fehler ärgerte, er änderte nichts an
ihrer Meinung, ihren Vorstellungen einen Schritt näher gekommen zu sein.
„Ich weiß, dass ich heute eine sehr, sehr große Chance liegen gelassen
habe“, sagte sie, „aber es wird schon noch irgendwann passieren, dass ich
ein Grand-Slam-Viertelfinale kriege“.
Der Blick auf ihre Resultate bei den großen Turnieren der vergangenen zwei
Jahre zeigt in der Tat eine Stabilisierung mit Steigerungen. Und was die
bevorstehende Aufgabe im Fed-Cup betrifft, so gönnt sie sich eine Portion
Zuversicht und sagt: „Wir haben ja zwei gute Einzelspielerinnen.“ Eine
davon ist sie selbst.
## Kohlschreiber ohne Rhythmus
Die zweite Woche der Australian Open wird nun ohne deutsche Beteiligung
stattfinden. Philipp Kohlschreiber hatte am Samstag kein Mittel gegen die
massiven Aufschläge des langen Kanadiers Milos Raonic gefunden (6:7, 3:6,
4:6). Kohlschreiber braucht Rhythmus im Spiel, um auf Touren zu kommen,
aber das ließ Raonic nie zu, und so zeichnete sich relativ schnell ab, zu
welchem Ergebnis dieses Spiel führen würde.
Welche Schlüsse für die Reise des deutschen Davis-Cup-Teams Ende dieser
Woche nach Argentinien zu ziehen sind? Gar keine. Auf Sand in Buenos Aires
gegen die Herren Monaco, Berlocq und Co. wird alles ganz anders sein. „Das
wird hoffentlich ne enge Partie“, sagt Kohlschreiber, „wir werden in jedem
Match Chancen haben, und die müssen wir nutzen.“ So hatte es vor ein paar
Tagen auch Florian Mayer beschrieben, Deutschlands zweiter Einzelspieler im
Team des neuen Chefs Carsten Arriens. Mal sehen, was daraus wird.
20 Jan 2013
## AUTOREN
Doris Henkel
## TAGS
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Verletzung
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Novak Djokovic
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