# taz.de -- Gentrifizierung in der Schanze: Mit der Feuerwehr gegen Dealer | |
> Ein runder Tisch im Schanzenviertel plant Maßnahmen, um die Dealerszene | |
> aus dem Flora-Park zu verdrängen. Kinder und Jugendliche trauten sich | |
> nicht mehr dorthin. | |
Bild: Soll wieder von Kindern und Jugendlichen genutzt werden - und nicht von D… | |
Die Losung des Bezirksamtes Altona klingt konsequent und martialisch: „Die | |
Rückeroberung des öffentlichen Raumes durch Anlieger und der Bewohner der | |
Schanze“. Gemeint ist der Flora-Park hinter der besetzen Roten Flora | |
zwischen Schulterblatt und Lippmannstraße. Denn seit knapp zwei Jahren | |
haben dort vermehrt wieder Dealer ihren Wirkungsbereich eingerichtet. | |
„Die Dealer treten massiv, offensiv bis aggressiv auf, sodass viele | |
Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, den Park mittlerweile meiden“, | |
sagt Altonas Bezirksamtssprecherin Kerstin Godenschwege. | |
„Trotz massiver Einsätze durch regelmäßige Kontrollen und Razzien ist | |
allein auf diesem Weg des Problems nicht Herr zu werden“, sagt | |
Godenschwege. Seit einem halben Jahr hat daher das Bezirksamt unter | |
Moderation der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) einen runden Tisch | |
eingerichtet, um mit Anliegern, Institutionen und Vereinen aus dem Viertel | |
das Problem in den Griff zu bekommen. | |
Denn selbst tagsüber blüht der Handel im Flora-Park und am Eingang neben | |
dem Kulturhaus 73 am Schulterblatt. Er verlagerte sich zeitweilig sogar ins | |
Kulturhaus und macht, nachdem sich die Dealerszene nach einem gewalttätigen | |
Verteilungs- und Revierkampf gewandelt hat, selbst vor der Treppe der Flora | |
nicht mehr Halt. „Alle Akteure sind daran interessiert, den Drogenhandel | |
aus dem Flora-Park wegzubekommen, ohne dass eine Verlagerung in umliegende | |
Parks stattfindet“, sagt Marin Brinkmann, Geschäftsführer der Steg. | |
Die Maßnahmen sollen aber keinen reinen Repressions-Charakter haben. „Eine | |
Stagnation des Drogenhandels durch vermehrte regelmäßige Kontrollen kann | |
gelingen, aber eine Auflösung des Handels ist allein durch polizeiliche | |
Maßnahmen nicht zu erreichen“, sagte der Leiter des Lerchenstraßen-Reviers, | |
Stefan Schneider, beim letzten runden Tisch im Jesus-Center. Dafür müsse | |
eine politische Basis geschaffen werden, denn es gebe vor Ort keine | |
klassische Konsumszene, im Park würde „nur“ eingekauft. | |
Nach den Plänen des runden Tisches soll die Vertreibung der Dealerszene vor | |
allem durch eine Belebung des Parks erreicht werden. Zwar war auch eine | |
Schließung des Parks in der Nacht erwogen worden, dieser radikale Eingriff | |
ist aber doch verworfen worden, weil so etwas angesichts der geografischen | |
Lage kaum denkbar sei. Auch die Schließung des Eingangs Schulterblatt ist | |
offenkundig vom Tisch, da das nur eine temporäre Entspannung brächte und | |
der Handel sich auf die beiden anderen Eingänge verlagerte. | |
Daher sollen Events, Spieltage, Sportturniere und Kunstaktionen, den | |
Dealern die Lust am Handeln nehmen. Dafür hat die Stadt laut Godenschwege | |
einen Fonds von 60.000 Euro bereitstellt. „Die Freiwillige Feuerwehr hat | |
schon Übungen in den Park verlegt“, sagt Godenschwege, „und konnte | |
zumindest während der Übungen ’Dealerfreiheit‘ im Park melden.“ | |
25 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
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