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# taz.de -- Handball: Schauspieler auf der Platte
> Die Füchse Berlin bieten erneut großes Spektakel. In der Champions League
> bezwingen sie den Favoriten FC Barcelona. Torwart Heinevetter verdient
> sich Extralob.
Bild: Hatte viele Super-Momente: Torwart Silvio Heinevetter.
Wie der da lamentiert, hadert, die Faust ballt, sich im Tornetz windet!
Seine Freundin Simone Thomalla, die ist ja für schauspielerische
Darbietungen am Sonntagabend bekannt, er selbst aber, er hat’s genauso gut
drauf. Beruflich ist er zwischen den Pfosten eines Handballtors unterwegs,
und das Handballfeld, die „Platte“, nutzt er gern als große Bühne.
Die Rede ist von Silvio Heinevetter. Der Nationaltorwart und Thomallafreund
bekam seinen großen Auftritt am Sonntag in der Arena am Ostbahnhof: In der
Champions League (CL) war der FC Barcelona zu Gast – die sind im Handball
in etwa so eine große Hausnummer wie im Fußball. Die Füchse siegten im
Vorrundenspiel überraschend mit 31:30 (14:16) – vor allem dank der Paraden
Heinevetters.
## Barca mit Weltmeistern
„Ich hatte viele Super-Momente mit den Füchsen, aber das war unglaublich“,
sagte der Torhüter nach der Partie, der ob der lauten „Oh wie ist das
schön“-Gesänge, die durch die Arena hallten, nur schwerlich zu verstehen
war. Die Füchse haben den 13.333 Zuschauern mal wieder gezeigt, dass sie
Spektakel bieten können – und dass der Halbfinaleinzug in der CL 2012 kein
Zufall war. Der Gegner schien schier übermächtig: Sieben Spieler Barcelonas
sind erst vor zwei Wochen Weltmeister mit Spanien geworden.
Die letzten Minuten des Matches geben dabei alles her, was eine packende
Handball-Begegnung bieten kann: 34 Sekunden vor Schluss steht es bereits
31:30 für die Füchse. Unterzahl für die Berliner, aber sie sind im Angriff.
Und sie müssen abschließen, um nicht wegen Zeitspiels den Ballbesitz zu
verlieren. Füchse-Spieler Iker Romero wirft – und scheitert. Nun könnten
die Katalanen ausgleichen, noch wenige Sekunden. Zwei-Meter-Mann Siarhei
Rutenka wirft – und Heinevetter hält. Schlusssirene. Durchatmen.
„Das war unglaublich, wie Silvio den letzten Wurf pariert hat“, sagt
Trainer Dagur Sigurdsson im Anschluss. Der Sieg gehe in die Top drei seiner
Erfolge mit den Füchsen ein. Die Zuschauer in der ausverkauften Arena
machen derweil die Welle mit den Spielern.
Die Dramaturgie ist aber auch perfekt: Lange sieht es so aus, als könnten
sich die Füchse mühen, wie sie wollen – die Spanier schlagen eiskalt
zurück. Die führen erst 10:6, später, zur Pause, mit 16:14. Rutenka (sechs
Treffer) und der unglaublich gute Victor Gonzales Tomas (acht Treffer)
erzielten Tore am Fließband.
In der zweiten Hälfte können die Füchse auch dank der Breite des Kaders
punkten. Ivan Nincevic, Evgeni Pevnov und Bartomiej Jaszka, der seinen
eigenen polnischen Fanclub in der Halle hat, steigern sich. Erst schaffen
die in Gelb gekleideten Füchse den Ausgleich, dann gar die Führung.
Linksaußen Nincevic trifft und trifft (am Ende sechs Treffer), Johannes
Sellin (5) wird zu dessen Pendant auf der anderen Seite. Und Kreisspieler
Pevnov (5) zeigt sein wohl bisher bestes internationales Spiel.
Kurz vor Ende zittern die Gelben noch mal: Tomas erzielt mit einem
fantastischen Dreher den Anschlusstreffer. Es wirkt, als könnte Barcelona
nochmal zulegen. Doch am Ende steht da immer ein Heinevetter. Dem
CL-Achtelfinale, das die Füchse bereits vorzeitig erreicht hatten, kann man
auch dank dieses Schauspielers mit Zauberhänden gelassen entgegensehen.
11 Feb 2013
## AUTOREN
Jens Uthoff
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