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# taz.de -- SPREEUFER: Bezirk mit dem Rücken zur Mauer
> Der Senat kritisiert Friedrichshain-Kreuzberg und dessen
> Bezirksbürgermeister Franz Schulz für den gestoppten Teilabriss der East
> Side Gallery. Doch die Investoren will Rot-Schwarz weiterbauen lassen.
Bild: Es geht nicht nur um eine Mauer, sondern um ein ganzes Ufer.
Klaus Wowereits Lächeln wirkt so glücklich wie authentisch auf dem Foto, es
stammt aus einer Zeit, in der East-Side-Gallery-Protest und
Flughafen-Desaster noch weit weg waren: von 2006, der Regierender
Bürgermeister von der SPD schüttelt dem Immobilieninvestor Maik Uwe Hinkel
bei einem Richtfest die Hand. Bis heute wirbt Hinkel [1][mit der Aufnahme
in einer Broschüre] für seine Bauvorhaben in der Stadt.
Gute Voraussetzungen also für das, was Wowereit in Sachen East Side Gallery
nun vorhat: „Wir werden uns vermittelnd einschalten“, [2][versprach er am
Montag]. Der Teilabriss der 1990 von Künstlern bemalten Mauerteile
erscheine nicht als notwendig, so der Regierende. Nun müssten Alternativen
gefunden werden, um das Gelände zu erschließen.
Hinkel plant einen Luxuswohnturm, gegen den am Montag bei einer Mahnwache
erneut 100 Teilnehmern demonstrierten. Schon zuvor hatte Hinkel die
Abrissarbeiten an der East Side Gallery gestoppt. Bei der nächsten Tagung
des [3][Forums Stadtspree] am 18. März will er mit allen, die am Spreeufer
etwas zu sagen haben, diskutieren.
Damit schließt sich der Kreis: Nach der letzten Sitzung des Forums Ende
Januar hatte sich der Protest gegen die Spreeuferbebauung neu formiert. Der
Chef des Sage-Club in Mitte und Mitbegründer der [4][Club-Kommission],
Sascha Disselkamp, organisiert ihn maßgeblich. Die Ankündigungen Wowereits
machten ihn „total fassungslos“ sagte Disselkamp am Montag der taz: „Es
geht nicht darum, ein paar Zufahrtswege zu ändern, sondern um den ganzen
Todesstreifen.“ Diesen in den neunziger Jahren als Bauland deklariert zu
haben, sei ein grober Fehler, den Senat und Bezirk nun rückgängig machen
müssten. „Das ist der Grund, warum am Sonntag Tausende auf die Straße
gegangen sind“, sagte Disselkamp. Auf dem Nachbargrundstück von Hinkels
Areal ist ein weiterer, achtzig Meter langer Gebäuderiegel geplant.
Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) lehnt es bisher ab,
Investoren Ersatzgrundstücke anzubieten. Dafür fehle das gesamtstädtische
Interesse, erklärte Nußbaum Ende 2012 in einem Brief an
Friedrichshain-Kreuzbergs Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne).
([5][Seite 1] und [6][Seite 2] des Briefes)
Schulz selbst hatte bei der Demonstration am Sonntag eingeräumt, nicht mit
solch vehementem Protest gegen den Abriss von Teilen der East Side Gallery
gerechnet zu haben. Am Montag war er nicht erreichbar. Vonseiten der
Landespolitiker wurde er scharf angegriffen: Die Fraktionschefs von SPD und
CDU im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh und Florian Graf, sprachen in einer
Mitteilung von „Berlin schädigendem Planungschaos des Bezirks
Friedrichshain-Kreuzberg“. Der Senat solle nun für eine Umsetzung der
Investorenvorhaben sorgen – ohne weitere Beeinträchtigung der East Side
Gallery, schrieben Saleh und Graf. Stadtentwicklungssenator Michael Müller
(SPD) stimmte in die Kritik ein. „Ich bin im Moment einigermaßen
überrascht, dass der Bezirk nicht die eigene Verantwortung sieht.“
Derweil hat die [7][Onlinepetition gegen die Bebauung des Todesstreifens]
einen neuen Unterstützer gefunden: US-Sänger David Hasselhoff, der 1989 auf
der Mauer stehend „Looking for Freedom“ sang, begründete seine Stimmabgabe
[8][//twitter.com/DavidHasselhoff/status/308508397995712512:via Twitter]
damit, dass die Mauer ein Symbol für Freiheit und Durchhaltevermögen sei.
4 Mar 2013
## LINKS
[1] http://www.livingbauhaus.de/download/LB_Imagebroschuere_dt.pdf
[2] http://www.berlin.de/landespressestelle/archiv/20130304.1155.381963.html
[3] http://www.stadtspree.org/
[4] http://www.clubcommission.de/
[5] http://www2.frieke.de/uploads/brief_von_nussbaum_seite_1.jpg
[6] http://www2.frieke.de/uploads/brief_von_nussbaum_seite_2.jpg
[7] http://www.change.org/de/Petitionen/herr-wowereit-east-side-gallery-retten-…
[8] http://https
## AUTOREN
Sebastian Puschner
Anne Juliane Wirth
## TAGS
East Side Gallery
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