# taz.de -- Schauspieler Dieter Pfaff stirbt an Krebs: Der Selbsterfinder | |
> „Sperling“, „Bloch“, „Der Dicke“: Dieter Pfaff verliert den Kampf… | |
> Lungenkrebs und Deutschland einen beliebten TV-Star. Er starb mit 65 | |
> Jahren in Hamburg. | |
Bild: „Vollendeter Charakterbildner“ Dieter Paff 2010. | |
HAMBURG dpa | Schon schien Dieter Pfaff den Krebs überwunden, zumindest die | |
Krankheit im Griff zu haben. Mitte Februar kündigte er noch an, für neue | |
Episoden seiner TV-Serie „Der Dicke“ wieder vor der Kamera zu stehen. „Der | |
Krebs ist weg“, sagte er damals. Umso mehr schockte jetzt die Nachricht vom | |
Tod des einfühlsamen und vielseitigen Charakterdarstellers, der am Dienstag | |
mit 65 Jahren im Kreis seiner Familie zu Hause in Hamburg starb. | |
Wie sehr das TV-Publikum Pfaff liebte, zeigte sich am Bangen und Hoffen | |
seiner Fans, als im vergangenen Herbst die am Ende tödliche Krankheit | |
diagnostiziert wurde. Er musste damals die Dreharbeiten für eine neue | |
Staffel seiner beliebten ARD-Serie „Der Dicke“ abbrechen und sich einer | |
Chemotherapie unterziehen. Den angekündigten Neuanfang der Dreharbeiten | |
schaffte er nicht mehr. | |
Als Franziskanerpater in „Bruder Esel“, Kommissar „Sperling“, als | |
Psychotherapeut „Bloch“ oder eben "„Der Dicke“ spielte sich Pfaff in die | |
Herzen von Millionen Fernsehzuschauern. In der Rolle des wohlbeleibten | |
Rechtsanwalts Dr. Gregor Ehrenberg kümmerte sich Pfaff „mit viel Herz und | |
Verstand um die Probleme der Menschen“, würdigte ARD-Vorsitzender und | |
NDR-Intendant Lutz Marmor am Mittwoch den gestorbenen Schauspieler. | |
Pfaff habe Ehrenberg als einen Mann gespielt, „der sich einmischt, wo | |
andere wegsehen, der Werte lebt wie Mitmenschlichkeit und Toleranz, mit | |
aller Schlitzohrigkeit, die einen erfolgreichen Anwalt ausmacht“, so | |
Marmor. „Wahrhaftig, beharrlich, einfühlsam und von einzigartiger Präsenz“ | |
sei Pfaff als Schauspieler gewesen. „Diese Eigenschaften machten ihn | |
unverwechselbar.“ | |
## Der Menschenversteher | |
Den Menschenversteher hat Pfaff in vielen Rollen verkörpert - sich aber | |
auch im realen Leben als Unicef-Sonderbotschafter gegen den Einsatz von | |
Kindersoldaten engagiert. Es war seine Glaubwürdigkeit, die die Zuschauer | |
an dem Mimen mit Leibesfülle und Bildschirmpräsenz schätzten. | |
Dabei machte der in Dortmund geborene Sohn eines Polizisten erst spät seine | |
Liebe zur Schauspielerei auch zum Hauptberuf. Sein Lehramtsstudium hatte er | |
zwar abgebrochen, doch zunächst zog es ihn als Dramaturg, Autor und | |
Regisseur zum Theater. Erst Jahre später beschloss er, sich selbst zu | |
entdecken, wie er selber erzählte. Als ihm der Durchbruch gelang, war er | |
fast 50 Jahre alt. | |
Neben den TV-Serienhelden hat Pfaff auch in Kinoproduktionen mitgewirkt, so | |
zum Beispiel in der Komödie „Manta - der Film“ oder in der Mediensatire | |
„Late Show“ als abgehalfterter Moderator. Seine Vielseitigkeit zeigte Pfaff | |
auch in dem ARD-Zweiteiler „Im Schatten der Macht“ (2003, Regie: Oliver | |
Storz) über den Rücktritt Willy Brandts als Bundeskanzler, Pfaff | |
verkörperte den damaligen Innenminister Hans-Dietrich Genscher. | |
## Mehr als „der lustige Dicke“ | |
Eigentlich habe er aber ohnehin Therapeut werden wollen, um sich mit dem | |
menschlichen Wesen auseinanderzusetzen, sagte er einmal. Mit den Abgründen | |
der menschlichen Seele kannte er sich aus, auch deshalb setzte er auf die | |
darstellende Kunst. „Deswegen bin ich auch kein Therapeut geworden, weil | |
das andere spannender und spielerischer war.“ Und das hat sich der | |
Spätzünder in Sachen Schauspielerei dann quasi selbst auf den mächtigen | |
Leib geschneidert. | |
Pfaff hätte weiterhin den „komischen Dicken“ geben können, doch auf diesen | |
Part wollte er sich nicht festlegen lassen. Als jedoch ein Regisseur | |
verbreitet habe könne keine Filme tragen, also keine Hauptrollen spielen, | |
sagte er sich: „Okay, entweder du akzeptierst das jetzt oder du entdeckst | |
dich selber.“ | |
Der Selbsterfinder entwickelte fortan seine Rollen hauptsächlich selbst, | |
zunächst vor allem ernste Parts, „um zu beweisen, dass ich ein seriöser | |
Schauspieler bin“. Seine Lieblingsfigur wurde dann aber der schlitzohrige | |
Anwalt in „Der Dicke“ - sein „Versuch, das Ernsthafte mit dem | |
Komödiantischen“ zu verbinden. | |
## „Märchenonkel für Erwachsene“ | |
Hochkarätige Preise und hohe Quoten erntete er als „vollendeter | |
Charakterbildner“, der in seinen Rollen sensibel Menschenporträts zeichnet, | |
immer wieder. Den Adolf-Grimme-Preis, die renommierteste | |
Fernsehauszeichnung, bekam er für „Balko“ und „Bruder Esel“. | |
Er selbst nannte sich gern „Märchenonkel für Erwachsene“, erzählte seine | |
Geschichten aber fast nur in seinen Filmen - in Talkshows sah man ihn | |
selten („Ein Schauspieler braucht immer ein Geheimnis“). So hielt er es | |
auch mit seinem Privatleben. Mit seiner Frau, den erwachsenen Zwillingen | |
und deren Familien lebte er bis zuletzt in einer Generationen-WG unter | |
einem Dach. | |
6 Mar 2013 | |
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ARD | |
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