# taz.de -- Geplante Bunker-Konversion: Stadtentwicklung mit Bunker | |
> Die Altonaer Bezirkspolitik brütet über die Zukunft der Hochbunker im | |
> Florapark und vor dem S-Bahnhof Sternschanze. Eine kulturelle Nutzung ist | |
> erwünscht | |
Bild: Wo musizierender Band-Nachwuchs den Drogenhandel eindämmen soll: der Hoc… | |
HAMBURG taz | Der Bezirk Altona muss sich mit zwei militärischen Altlasten | |
aus dem Zweiten Weltkrieg herumschlagen. Die eine ist der Bunker am | |
S-Bahnhof Sternschanze, der von Bands zum Proben benutzt und kürzlich wegen | |
Baufälligkeit geschlossen wurde. Die andere ist der Bunker im Flora-Park, | |
der jetzt frei geworden ist und vom Stadtteil genutzt werden könnte. Dafür | |
müsste die Stadt ihn allerdings dem Bund abkaufen. Entsprechende | |
Verhandlungen laufen. | |
Der Rundturm gegenüber der S-Bahn-Station ist ohne Vorwissen nicht als | |
Bunker zu erkennen, was auch die Absicht der Erbauer war. Sie haben zur | |
Tarnung das Dach gedeckt und die Fassade mit Ziegeln verkleidet. Vom | |
Erdgeschoss windet sich eine Rampe als Spirale bis unter die Decke, auf der | |
sich die Schutzsuchenden in den Bunker schieben konnten, weshalb der Bau | |
auch als „Schneckenturm“ bezeichnet wird. | |
Der Turm steht zwar faktisch unter Denkmalschutz. Trotzdem hat ihn der | |
Senat so weit verkommen lassen, dass ihn das Bezirksamt im Februar „aus | |
baupolizeilichen Gründen“ schließen ließ. Es bestehe die Gefahr, dass die | |
Dachabdeckung herabfalle, außerdem bröckle die Fassade. Die Bands, die hier | |
probten, brauchen jetzt neue Räume. | |
Als der Umbau des Wasserturms im Sternschanzenpark in ein Hotel verhandelt | |
wurde, kam der Bunker als Möglichkeit ins Spiel, etwas für die Menschen im | |
Stadtteil zu tun. Um die kritischen Gemüter zu besänftigen, hatte Mövenpick | |
als Hotel-Betreiber angeboten, eine Million Euro für Stadtteilprojekte zur | |
Verfügung zu stellen. Dabei war auch ein Café oder Treff im Bunker | |
angedacht worden. | |
400.000 Euro von dieser Wasserturm-Million sind noch übrig. Die CDU wehrt | |
sich dagegen, mit dem Geld den Bunker zu sanieren. „Mit 400.000 Euro ließen | |
sich gerade mal die schlimmsten Baumängel beseitigen“, sagt der | |
Bezirksabgeordnete Andreas Grutzeck. Die Sanierung des Turms sei aber | |
Aufgabe der Liegenschaft und müsse aus einem anderen Topf bezahlt werden. | |
Wie die 400.000 Euro ausgegeben werden sollten, müsse noch einmal neu im | |
Stadtteil besprochen werden. | |
Wie mit dem Bunker zu verfahren sei, werde seit anderthalb Jahren mit | |
vielen Akteuren diskutiert, sagt Grutzecks Kollegin Stefanie Wolpert. Ziel | |
der Grünen sei es, „dass die Bands da weiter ihren Proberaum haben“. Ihre | |
Fraktion hat zusammen mit der SPD in Altona das Sagen. | |
Auch für den klotzigen Hochbunker im Flora-Park kämen Proberäume als | |
Nutzung in Frage. „Band-Übungsräume sind Mangelware“, sagt der CDU-Mann | |
Grutzeck. Die Grünen würden den Hochbunker gerne dafür einspannen, die | |
Drogen-Dealer aus dem Florapark zu verdrängen. „Unser Interesse ist, den | |
Flora-Park durch Aktivitäten des Stadtteils zurückzuerobern“, sagt die | |
Abgeordnete Wolpert. | |
Schon heute dient die Außenseite des Bunkers als Kletterwand. Seit ihn der | |
Bund nicht mehr für den Zivilschutz vorgesehen hat und verkaufen will, gibt | |
es eine Chance, mehr daraus zu machen. „Das Bezirksamt Altona hat | |
Interesse, den Bunker zu erwerben“, sagt Nils Fischer vom Bezirksamt. | |
Finanziert werden könnte das möglicherweise aus dem Rahmenprogramm | |
Integrierte Stadtteilentwicklung. Beim Kaufpreis müsste der Bund der Stadt | |
freilich entgegen kommen. | |
6 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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