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# taz.de -- Pro + Contra: Sind Mädchen Mathe-Deko?
> Der Otto-Versand bietet ein Mädchen-T-Shirt mit dem Aufdruck „In Mathe
> bin ich Deko“ an und kriegt im Netz dafür richtig auf die Mütze. Zu
> Recht?
Bild: So jung und schon nichts als Deko: „In Mathe bin ich Deko“-T-Shirt f�…
Pro
Immerhin ist das T-Shirt blau und nicht rosa. [1][„In Mathe bin ich Deko“]
steht drauf und wird vom Otto Versand für 4,99 Euro vertrieben – in der
Sparte „Sprüche-T-Shirts“ für Mädchen.
Da wird also Eltern, die sich außer darüber, was man so für billige
Klamotten bei Otto bestellen kann womöglich nicht allzu viele Gedanken
machen, nahegelegt, dass es völlig in Ordnung, sogar voll witzisch ist,
wenn ihre Tochter nicht rechnen kann, solange sie dabei gut aussieht.
Dekoratives Beiwerk, das dem Unterrichtsgeschehen nicht folgen kann – da
lernt das Mädel schon früh seinen Platz im Leben kennen. Ziemlich
schlechter Zeitpunkt in
[2][//twitter.com/search?q=%23aufschrei&src=typd:#Aufschrei]-Zeiten so ein
Klischee des naturwissenschaftlich unterbelichteten, weiblichen Geschlechts
auszustellen. Das Bild ging bereits über [3][//twitter.com/:Twitter] und
[4][//www.facebook.com/home.php:Facebook] rum und verursachte einen
Shitstorm auf der [5][//www.facebook.com/Otto:Facebook-Seite des
Unternehmens], wo es zunächst eine fast ebenso stereotype Entschuldigung
des Hauses gab, die jetzt aber die hochkochenden Emotionen aufgreift:
„Hallo zusammen, seit einigen Stunden erhalten wir kritische Stimmen zu
T-Shirts aus unserer Kinder-Kollektion. Wir haben verstanden, dass einige
von euch sich offensichtlich verletzt fühlen. Dies war nicht unsere
Intention, zumal diese Kollektion aus der Feder von Frauen entstanden ist.
Die T-Shirts sind bislang bei vielen unserer Kunden super angekommen und
wir erhalten sehr viele positive Produktbewertungen auf otto.de. Daran
könnt ihr ja schon erkennen, wie unterschiedlich diese Sprüche
interpretiert werden können. Wir nehmen eure Meinungen sehr ernst, bitten
aber auch um Verständnis, dass es andere Meinungen gibt. Viele Grüße euer
Social Media-Team“
Nun ja, trotzdem ist das T-Shirt sexistisch, denn auch Jungen können sich
dank Otto-Sortiment zu ihrem mathematischen Defizit per T-Shirtaufdruck
bekennen, allerdings nur mit einer „Mathe-Allergiker“-Aufschrift – so ganz
ohne die pikante „Deko“.
Aber demnach scheint auch zu dem Traditionshaus Otto mittlerweile
durchgesickert zu sein, dass Mädchen die Jungs in Sachen Bildung schon
längst überholt haben. Vermutlich ist das T-Shirt nicht mehr als ein
verzweifeltes Festhalten an alten Rollenbildern und nicht mehr oder weniger
dämlich als der per T-Shirt zum Ausdruck gebrachte Besuch eines Hardrock
Cafés irgendwo auf der Welt. Otto sollte schnell noch ein paar Exemplare
mit „Kind, Küche, Kirche“, „blond und doof“, „hübsches Beiwerk“, …
eine Handtasche“ oder so nachlegen. Obwohl, gibt’s bestimmt schon längst.
JULIA NIEMANN
Contra
Ich war in Mathe auch immer nur Deko und ich war nicht alleine. Zum
Beispiel in der 11. Klasse: Ein männlicher Klassenfreund und ich ließen uns
vom Klassenbesten immer in der Nacht vor der Mathe-Klausur erklären, wie
diese Zahlen und Zeichen zueinander in Beziehung zu stellen sind und was
dabei hinten raus kommen soll. Unangenehmerweise und zum nachvollziehbaren
Erstaunen des Lehrers und aller Mitschüler schrieben wir beiden Vollpfosten
immer die besseren Mathearbeiten als der Crack.
Aber das war auch irgendwie logisch: Wir verstanden von dem Kram, den wir
da hingeschrieben hatten schlicht gar nichts. Wir hatten einfach nur
auswendig gelernt. Für den Crack aber bedeuteten diese Dinger etwas, der
dachte darüber nach. Für uns Nieten waren Sinus, Kosinus, binomische
Formeln, Zeichen, die Zahlen darstellen, die wiederum durch irgendeine
andere Zahl in einer angeblich bestimmten Weise nur teilbar sein sollten
und mit Klammern und anderen Zeichen vorangestellt wiederum isomorph,
asymptotisch, geordnet, reel oder natürlich werden würden einfach nur
eines: völlig irre! Verstehen, zu was das alles gut sein sollte, konnten
wir nicht.
Das mit Plus und Minus, Mal und Geteilt hatte damals schon noch begeistern
können - es ließ sich nun relativ leicht feststellen, wieviel Geld man
nicht hatte, um sich diese coolen Sneakers kaufen zu können. Ok, ganz
eventuell erregte dieses Wahrscheinlichkeitsrechnen ein bisschen
Aufmerksamkeit. Darüber konnte man sich so seine Gedanken machen, weil man
hoffte, erkennen zu können, wie wahrscheinlich es ist, dass man in den
nächsten Wochen das Geld für diese Turnschuhe endlich zusammen bekommt.
Den ein oder anderen erinnerte dieses Wahrscheinlichkeitszeugs entfernt an
Gott, an dem man in der 11. Klasse so seine Zweifel hatte und am Ende
könnte man ja vielleicht mit ganz einfachen Gleichungen ausrechnen, dass es
den wahrscheinlich gar nicht gibt. Deshalb habe ich dann auch Mathe und
Religion als Abiturfächer gewählt. Letzteres ein Fach, das jene
Erwachsenen, die sich jetzt wieder mal so für Mathe ins Zeug werfen,
bestenfalls für überflüssiges Dekozeugs halten. Aber wer bitte von diesen
erwachsenen und sich über ein lustiges T-Shirt empörenden
Mathe-Verteidigern könnte heute mal eben erklären, was diese oben stehenden
– selbstverständlich gegoogelten – mathematischen Begriffe wirklich
bedeuten?
Würde ich T-Shirts mit Aufdruck tragen, würde ich das Ding anziehen. Hätte
ich eine Tochter, ich fänd's saucool, sie in dem Teil zu sehen. Mathe ist
und bleibt für den Großteil von uns Nieten, egal ob weiblich oder männlich,
Dekoration. Gebt es doch zu. DORIS AKRAP
7 Mar 2013
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## AUTOREN
D. Akrap
J. Niemann
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T-Shirts
Frauen
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