# taz.de -- Rundfunkgebühren: Radio Bremen in Existenznot | |
> Radio Bremen ist in einer akuten Finanzkrise, alles Tricksen hilft nicht | |
> – nur mehr Geld aus dem Gebührentopf kann das Problem lösen, sagt der | |
> Rechnungshof. | |
Bild: Konnte Radio Bremen finanziell nicht retten: der Neubau an der Schlachte. | |
Radio Bremen ist in „existenzbedrohlichen Nöten“, das ist das Fazit eines | |
Berichts über Radio Bremen, den die Rechnungshofpräsidentin Bettina Sokol | |
am Freitag vorgelegt hat. Der Sender habe ein „strukturelles Defizit“ von | |
jährlich mehreren Millionen Euro, das bisher oft durch zunehmende Kredite | |
und rechtlich fragwürdige Finanz-Operationen kaschiert werde. | |
Wenn Radio Bremen für 2014 nicht einen weiteren Kredit der reichen | |
Rundfunkanstalten bekomme, sei der Sender „auf Basis der bestehenden | |
Planungen im Geschäftsjahr 2014 zahlungsunfähig“, das steht sogar im | |
Bericht der Wirtschaftsprüfer von Radio Bremen. An eine Rückzahlung der | |
auflaufenden Kredite ist nicht zu denken, die Verschuldung sei | |
„existenzgefährdend“, stellt der Rechnungshof dazu fest. | |
Zur Finanzierung des Neubaus hat Radio Bremen zum Beispiel Wertpapiere aus | |
dem „Deckungsstock“ der Altersvorsorge verkauft – „problematisch“ fin… | |
das der Rechnungshof. Erträge aus Wertpapieren aus der Rücklage für die | |
Altersversicherung flössen in den laufenden Haushalt, sogar mit | |
Hedgefonds-Papieren könnte für die Alterssicherung spekuliert werden – | |
alles zu riskant, findet der Rechnungshof und empfiehlt dem Senat daher, | |
eine gesetzliche Regelung für den Deckungsfonds zu schaffen, um die | |
Kreativität der Radio-Bremen-Haushälter einzuschränken. Denn am Ende würde | |
das Land Bremen für Radio Bremen haften. | |
Handeln könnte der Senat auch gegen eine weitere, vom Rechnungshof als | |
rechtswidrig dargestellte Praxis: Radio Bremen hat einen Überziehungskredit | |
von maximal 6,5 Millionen Euro für das laufende Geschäft. Das, so der | |
Rechnungshof, ist nach dem Rundfunkfinanzierungs-Staatsvertrag schlicht | |
verboten. Die Rechtsaufsicht über diese Praxis, so erklärte Sokol auf | |
Nachfrage, hat der Bremer Senat. Seine rechtswidrige Kreditaufnahme am | |
Kapitalmarkt rechtfertige der Sender mit dem Hinweis auf die rechtswidrig | |
schlechte Finanzausstattung, erklärte Sokol. | |
Die Ausgaben von Radio Bremen sind zwischen 2007 und 2011 von rund 120 | |
Millionen auf knapp 100 Millionen Euro zurückgegangen. Die | |
Programmleistungen des Bremer Senders für die ARD sind gleichzeitig von 2,5 | |
Prozent auf 0,75 Prozent zurückgegangen – damit ist die „Präsenz“ des | |
Senders in der ARD geschwächt. Auch die Zusammenlegung von Hörfunk und | |
Fernsehen in einem Neubau im Faulenquartier hat die Finanzprobleme offenbar | |
nicht wie erhofft lösen können. | |
„Allein durch eigene Anstrengungen“, so der Rechnungshof, könne Radio | |
Bremen seine Selbstständigkeit nicht erhalten. Der Finanzausgleich von | |
anderen Sendern war im Jahre 2001 mit Zustimmung des Bremer Senats | |
abgesenkt worden. Seitdem sei Radio Bremen „strukturell unterfinanziert“, | |
sagt der Rechnungshof. Der Anteil, den Radio Bremen aus den | |
Rundfunkgebühren bekommt, müsse steigen. | |
Die ARD-Anstalten wollen zum Anfang des Jahres 2014 einen Vorschlag machen, | |
wie der ARD-interne Finanzausgleich neu geregelt werden kann, teilte der | |
Intendant von Radio Bremen, Jan Metzger, mit. | |
15 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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