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# taz.de -- Diplomatischer Eklat in Indien: Botschafter bleibt, basta!
> Das Oberste Gericht verhängt eine Ausreisesperre gegen italienischen
> Diplomaten. Der hatte für zwei italienische Soldaten gebürgt.
Bild: Proteste in Delhi vor der Vertretung Italiens.
DELHI taz | Der Konflikt hat alles, um Titelseiten zu schmücken: Zwei
schicke italienische Marinesoldaten mit Sonnenbrille, die Indien festnimmt
und des Mordes bezichtigt. Schon stehen sie vor Gericht. Doch dann gelingt
ihnen die Flucht zurück nach Italien. Bühne frei für den vornehmen
italienischen Botschafter in Delhi, der seine Soldaten verteidigt und nun
an ihrer Stelle in Indien vor Gericht steht.
„Basta“, schreit da das führende indische Wochenmagazin Outlook von seinem
Cover. Der indische Premierminister Manmohan Singh ist ebenso erzürnt:
„Inakzeptabel“ nennt er das Verhalten der Italiener. Halb Indien fühlt sich
von Italien an der Nase herumgeführt.
Es musste wohl so weit kommen. Indien und Italien verbinden lange Skandal-
und Liebesgeschichten. Schon in der 80er Jahren stürzte die indische
Regierung des damaligen Premiers Rajiv Gandhi über den
Bofors-Waffenskandal, bei dem ein italienischer Waffenhändler mit
Beziehungen zur Gandhi-Familie eine Hauptrolle spielte.
Nun ist wieder ein Waffengeschäft zwischen Delhi und Rom aufgeflogen. Es
geht um bewaffnete Hubschrauber für hochrangige Regierungsmitglieder. Der
indische Verteidigungsminister sagte vor kurzem den Deal ab, nachdem
bekannt wurde, dass Millionen an Bestechungsgeldern flossen.
## Internationale Gewässer oder nicht
Über all diesen krummen Geschichten schwebt die große Liebe des 1991 von
tamilischen Terroristen ermordeten Rajiv Gandhi zu der Italienerin Sonia
Gandhi, Chefin der regierenden Kongresspartei. Für sie ist es sehr
peinlich, dass ihres eigener Regierungschef den Vorgang als „inakzeptabel“
bezeichnet.
Schwer zu sagen, wer recht hat. Die zwei Marinesoldaten an Bord eines
italienischen Frachters erschossen im Februar 2012 zwei arme indische
Fischer, die sie für Piraten hielten. Bis heute streiten Indien und
Italien, ob die Schüsse inner- oder außerhalb des indischen
Hoheitsgewässers fielen. Indien sagt: Es war innerhalb der 12-Meilen-Zone
und deshalb gehört der Fall vor ein indisches Gericht. Italien sagt: Es war
außerhalb und deshalb gehört der Fall vor den internationalen
Seegerichtshof.
Jedenfalls legte das italienische Schiff in Indien an, die Marinesoldaten
wurden festgenommen und im Bundesstaat Kerala vor Gericht gestellt. Später
richtete Indiens Oberster Gerichtshof ein Sondergericht. Noch bevor dieses
zusammentrat, erlaubte der Oberste Gerichtshof den beiden Italienern eine
Heimreise zu Weihnachten. Alles war gut. Die beiden kamen zurück. Dann
wurde ihnen erneut die Heimreise zu den Wahlen im Februar gestattet.
Diesmal kamen sie nicht zurück, obwohl zuvor der italienische Botschafter
vor dem Obersten Gerichtshof für ihre Rückkehr bürgte.
Nun fühlt sich Indiens oberstes Gericht hintergangen. „Sie haben unser
Vertrauen verloren“, sagte am Montag ein Richter des Gerichts und ordnete
an, dass der italienische Botschafter für zwei Wochen Indien nicht
verlassen darf. Das Gericht hält seine diplomatische Immunität aufgrund
seiner Bürgschaft gegenüber dem Gericht für aufgehoben. Also ist der
Botschafter gefangen. Das ist für Italien inakzeptabel. Fortsetzung folgt.
18 Mar 2013
## AUTOREN
Georg Blume
Georg Blume
## TAGS
Indien
Diplomatie
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Indien
Indien
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