# taz.de -- Regierungskrise in Australien: Revolution gescheitert | |
> Australiens Premierministerin Julia Gillard hat am Donnerstag eine | |
> überraschende Parteirevolte überlebt. Kurz vorher entschuldigte sie sich | |
> für Zwangsadoptionen. | |
Bild: Gillard, ihr Stellvertreter und Unterstützer sichtlich erleichtert nach … | |
SYDNEY dpa | Eine Parteirevolte gegen die australische Premierministerin | |
Julia Gillard ist am Donnerstag fehlgeschlagen. Abgeordnete hatten mit | |
einer Petition gegen die Labor-Parteichefin gedroht und sie damit | |
gezwungen, in der Fraktion die Vertrauensfrage zu stellen. Bei der | |
Zusammenkunft der Abgeordneten trat dann aber niemand gegen Gillard an. Die | |
51-Jährige wurde ohne Abstimmung einstimmig im Amt bestätigt. „Man kann | |
wohl sagen, dass die Premierministerin starke Unterstützung hatte“, sagte | |
Wayne Swan, der gleichzeitig als Gillards Stellvertreter bestätigt wurde. | |
Wäre jemand gegen Gillard angetreten und hätte der Kandidat unter den gut | |
100 Anwesenden eine einfach Mehrheit der Stimmen bekommen, wäre die | |
Regierungschefin sofort abgelöst worden. Gestartet hatte die Revolte der | |
Minister für regionale Entwicklung, Simon Crean. Nach zahlreichen | |
schlechten Umfrageergebnissen forderte er Gillard sechs Monate vor den | |
nächsten Wahlen am Morgen überraschend auf, sich dem Votum zu stellen. | |
Gillard setzte sofort eine Abstimmung an. | |
Kurz vor der Abstimmung entschuldigte sich Gillard formal dafür, dass in | |
Australien unverheiratete Mütter Jahrzehnte lang gezwungen worden sind, | |
ihre Babys zur Adoptionen freizugeben. „Wir verurteilen diese beschämende | |
Praxis, die euch, den Müttern, das Grundrecht entzogen hat, eure Kinder zu | |
lieben und aufzuziehen“, sagte die Premierministerin im Parlament. | |
„Wir räumen die tiefgreifenden Folgen dieser Politik und Praxis für Väter | |
ein, und erkennen den Schmerz an, den dies Brüdern, Schwestern, Großeltern, | |
Partnern und anderen Familienangehörigen zugefügt hat.“ Etwa 800 Betroffene | |
hörten die Worte der Politikerin, Gillard erhielt mehrfach Applaus. | |
## „Beschämende Praxis“ | |
„Worte könnten den Schaden nicht wieder gut machen“, sagte die | |
Labor-Parteichefin. Die Regierung stellte fünf Millionen australische | |
Dollar für Therapien und für Nachforschungen nach Verwandten zur Verfügung. | |
Das Nationalarchiv bekommt 1,5 Millionen Dollar für die Aufarbeitung des | |
Themas. | |
Seit den 50er und bis in die 70er Jahre wurden Müttern nach Schätzungen 150 | |
000 Babys weggenommen, auch gegen den Protest der Frauen. Die Behörden | |
setzen die vorherrschende Meinung um, dass unverheiratete oder | |
minderjährige Mütter die Kinder nicht richtig aufziehen können. Viele | |
wurden zur Adoption freigegeben, einige verbrachten ihre Kindheit auch in | |
Heimen. | |
21 Mar 2013 | |
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