# taz.de -- Champions League: Real – Galatasaray: Sensation in Madrid | |
> Überraschung im Bernabéu-Stadion: Der Außenseiter Real Madrid schlägt | |
> Galatasaray. Und auch noch ziemlich klar. Schon wieder kein Autokorso. | |
Bild: Easy. Ronaldo. | |
Die Startbedingungen: Real Madrid ist spanischer Rekordmeister, Galatasaray | |
nur türkischer. Real hat neunmal die Champions League bzw. deren | |
Vorgängerwettbewerb gewonnen, Galatasaray nur einmal den Uefa-Pokal. In der | |
[1][Uefa-Rangliste] steht Madrid auf Platz 3, Galatasaray nur auf Platz 44. | |
Und im Achtelfinale hat Real, wenngleich mit etwas Glück, [2][Manchester | |
United bezwungen], Galatasaray, wenngleich mit etwas Glück, [3][nur Schalke | |
04]. | |
Aber: Bei Real steht nur [4][ein Türke] auf dem Platz, bei Galatasaray | |
gleich ein ganzer Bus voll. Die Statistik spricht also eindeutig für | |
Galatasaray. Dazu passt das Understatement von Trainer Fatih Terim: „Wenn | |
ich der Trainer einer der anderen sieben Mannschaften wäre, hätte ich mir | |
auch gewünscht, gegen Galatasaray gelost zu werden.“ Die Anne (Türkisch für | |
„die Ayse“) hat die Fahne gewaschen und gebügelt, die Hupen sind geölt, d… | |
[5][Gebete verrichtet], die Gasknarren geladen. Es kann losgehen. | |
Das Spiel: Real überlässt in der ersten Halbzeit Galatasaray viel Raum, den | |
die Gäste, gar nicht dumm, fröhlich nutzen. Es ist ein ausgeglichenes Spiel | |
mit Chancen auf beiden Seiten. Real geht kontrolliert vor, mit einem | |
glänzend aufgelegten Karim Benzema auf der rechten Seite, einem wie immer | |
aufgelegten Cristiano Ronaldo über links und dem sehr effektiven Zentrum | |
mit Mesut Özil und Xabi Alonso. Allerdings bleibt das Gefühl, dass sie | |
nicht alles geben. Bei Galatsaray zeigen sich immer wieder Schwächen in den | |
Ballannahmen und im defensiven Stellungsspiel, aber nach vorne halten sie | |
gut mit. | |
Felipe Melo, Hamit Altintop und immer wieder Didier Drogba haben immer | |
wieder ausgezeichnete Gelegenheiten, die Mannschaft stürmt munter drauflos. | |
Vielleicht zu munter. In der 9. Minute erobert Özil in der eigenen Hälfte | |
den Ball, spielt einen Zuckerpass quer durch die gesamte gegnerische Hälfte | |
auf Ronaldo, der den Ball cool über Torwart Fernando Muslera lupft. | |
Der entscheidende Moment: Ein Elfmeter, den es nicht gibt. 27. Minute, | |
Kapitän Selcuk Inan tritt einen Eckball für Galatasaray. Real hat | |
Schwierigkeiten, den Ball unter Kontrolle zu bringen, bis Michael Essien | |
und Sami Khedira eine Idee kommt: Sie klemmen den Ball auf Hüfthöhe | |
zwischen sich ein, und weil das keine ganz leichte Übung ist, helfen sie | |
mit der Hand nach. Zwei Minuten später flankt Essien von der rechten Seite | |
ungehindert auf links. Dort steht Benzema. Semih Kaya und Emmanuel Eboué | |
stehen zwar ungefähr auch da, aber eben nur ungefähr. 2:0. | |
Danach geht das Spiel zwar genauso weiter, aber Real lässt sich die Führung | |
nicht mehr nehmen. Die zweite Halbzeit ist ähnlich, nur langweiliger. Bis | |
der Moment kommt, an dem Real nicht mehr will und Galatasaray nicht mehr | |
kann. | |
Der Spieler des Spiels: Xabi Alonso. Im Mittelfeld gewohnt souverän. Und in | |
der 73. Minute flankt er einen Freistoß aus dem Mittelfeld hoch auf den | |
eingewechselten Gonzalo Higuain, der mitten vor dem Tor allen Platz der | |
Welt hat, um ins Tor einzuköpfen. Ein Genie-Vollbart ist gut, eine | |
Genie-Vollbart, der geniale Flanken schlägt, noch besser, nicht wahr, | |
[6][Herr Pirlo]? | |
Die Pfeife des Spiels: Sind zwei Pfeifen: Der norwegische Schiedsrichter | |
Svein Oddvar Moen. Der Mann pfeift so eigenwillig wie sein Name grantlig | |
ist. Auf die Handsituation, über die man vielleicht geteilter Meinung sein | |
kann, folgt in der 78. Minute eine eindeutige Fehlentscheidung: Sergio | |
Ramos steigt in der eigenen Hälfte Stürmer Burak Yilmaz auf den Fuß. Doch | |
anstatt eines Elfmeters gibt es Gelb für Burak, der deswegen im nächsten | |
Spiel gesperrt ist. Aus Gründen der Gerechtigkeit bekommt Ramos in der | |
letzten Minuten ebenfalls Gelb, auch er wird in Istanbul fehlen. | |
Die andere Pfeife ist Fatih Terim. Auswärts gegen Madrid mit zwei Stürmern, | |
Drogba und Burak, aufzulaufen, ist vielleicht cool, aber weniger klug. Nach | |
einem Rückstand von 0:2 einen offensiven Mann wie Wesley Sneijder gegen | |
einen Abwehrspieler auszuwechseln, noch weniger klug. Und ganz und gar | |
unklug: den offensichtlich hundemüden Drogba bis zum Ende im Spiel zu | |
belassen. | |
Die Schlussfolgerung: Mit dieser Abwehrleistung wird auch der Favorit im | |
Rückspiel Probleme bekommen. | |
Und sonst? Der Autokorso [7][fällt schon wieder aus]. Oder ist vertagt. | |
Denn was ist schon ein 0:3, wenn man in einem Stadion voller Türken spielt? | |
3 Apr 2013 | |
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Deniz Yücel | |
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