# taz.de -- Kommentar Opel und GM: Investieren für das Ende | |
> Der Vorstand von General Motors hat angekündigt, kräftig in Opel zu | |
> investieren. Was wie eine gute Nachricht klingt, könnte sich als | |
> schlechte erweisen. | |
Es herrschte eitel Sonnenschein am Mittwoch in der Opel-Zentrale in | |
Rüsselsheim. Der Vorstand von General Motors war samt Chef Dan Akerson (am | |
Donnerstag wird er sich auch mit Kanzlerin Merkel zu Gesprächen treffen) zu | |
Besuch und versprach, Opel europaweit mit einer Investition in Höhe von | |
vier Milliarden Euro bis 2016 zu unterstützen. Fließen soll das Geld | |
hauptsächlich in die Entwicklung der neuen Modelle und Motoren mit geringem | |
Benzinverbrauch. | |
Aber was heißt das jetzt genau? Mal von den feierlichen Sätzen abgesehen: | |
Opel braucht das Geld, und zwar bitternötig. Noch der größte Optimist muss | |
einsehen, dass die Verlustzahlen der letzten Jahre mehr als deprimierend | |
sind. Allein im letzten Jahr stiegen die Verluste von 700 Millionen Euro im | |
Jahr 2011 auf 1,8 Milliarden Euro an! | |
Seit 1999 bedeutet die deutsche Automarke ein Verlustgeschäft für GM, | |
gekostet hat sie den amerikanischen Mutterkonzern mehr als 15 Milliarden | |
Dollar in den letzten 15 Jahren. Nur zum Vergleich: Das entspricht etwa dem | |
halben Verteidigungsetat der Bundesregierung. Man muss also nicht studiert | |
haben, um erkennen zu können, dass Opel in einer großen Krise steckt. | |
Die kommenden Herausforderungen sind bekannt: Opel verkauft seine Wagen | |
hauptsächlich in Europa – wo es schon eine große Überkapazität gibt und d… | |
Autoverkäufe seit fünf Jahren rückläufig sind. Auch in den ersten zwei | |
Monaten des Jahres 2013 fiel der Marktwert EU-weit um 10 Prozent; die | |
Verluste für Opel sehen allerdings noch schlimmer aus. Opel muss für diesen | |
Zeitraum ein Minus von 16 Prozent verzeichnen. | |
## Peugeot-Citroen-Opel? | |
Die richtig schlechte Nachricht kommt aber noch. Opel steckt nämlich in | |
Europa fest; in die Zukunftsmärkte wie zum Beispiel China kann man mangels | |
Reserven nicht investieren. Zudem werden die Segmente, in denen die | |
Autofirma hausiert, von der Konkurrenz massiv unter Druck gesetzt: und zwar | |
von oben (BMW, Audi) wie von unten (Kia, Hyundai, Skoda). Selbst die | |
Schwestermarke Chevrolet tritt auf dem europäischen Markt als Konkurrentin | |
auf. Also: Was steckt dahinter? | |
Warum investiert GM jetzt noch in Opel? Es gibt Gerüchte, nach denen | |
geplant wird, Opel mit dem ebenfalls angeschlagenen französischen | |
Kompendium PSA Peugeot Citroen zusammenzuführen. Oder Opel gleich ganz zu | |
verkaufen. GM-Chef Akerson hat die Frage, ob GM im Jahre 2016 noch der | |
Mutterkonzern von Opel sein würde, nicht beantworten wollen. Bemerkenswert | |
ist auch, dass GM von einem Zehnjahresplan für Opel gesprochen hat, aber | |
nur bis 2016 Geld investieren möchte. Auch die Standorte Rüsselsheim, | |
Kaiserslautern und Eisenach sind nur bis 2016 gesichert. | |
Das lässt Raum für Interpretation. GM gehört immer noch zum Teil dem | |
amerikanischen Staat. Um es einfach zu sagen: Die Gewinne, die GM in den | |
Staaten und in China generiert, werden in und durch Europa aufgefressen. | |
Der Preis für eine Schließung der Standorte in Europa dürfte hoch sein – | |
politisch und ökonomisch. Sollte GM also vorhaben, Opel auszustaffieren, | |
aus der eigenen Bilanz zu nehmen und anschließend den schwarzen Peter nach | |
der Schließung nach Frankreich zu schieben – eine bessere Gelegenheit wird | |
es kaum geben. | |
11 Apr 2013 | |
## AUTOREN | |
Jonas Fröberg | |
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