# taz.de -- Wasserbetriebe: Berlin kann alles haben | |
> Nach RWE will nun auch der verbliebene private Teilhaber Veolia nach | |
> langem Sträuben seine Anteile am Berliner Wasser verkaufen. | |
Bild: Wasser bald wieder ganz in kommunaler Hand? | |
Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) können wieder komplett in Landesbesitz | |
kommen. Laut Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) hat der verbliebene | |
private Teilhaber Veolia angeboten, seinen Anteil von rund 25 Prozent ganz | |
zu verkaufen. Ein Veolia-Sprecher bestätigte das der taz. „Wir führen | |
derzeit Gespräche über einen Totalausstieg“, sagte Nußbaum am Mittwoch im | |
Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses. Dazu liege ein schriftliches Angebot | |
des Unternehmens vor. | |
Ein konkreter Kaufpreis soll nicht in dem Schreiben stehen. 2012 hatte das | |
Land dem Essener Konzern RWE einen gleich großen Anteil für 618 Millionen | |
Euro abgekauft. Kommt es auch mit Veolia, einem französischen Mischkonzern, | |
zur Einigung, wäre das Land Berlin erstmals seit 1999 wieder alleiniger | |
Eigentümer der Wasserbetriebe. Damals hatte der damalige schwarz-rote Senat | |
49,9 Prozent des Unternehmens für umgerechnet 1,7 Milliarden Euro an RWE | |
und Veolia-Vorgänger Vivendi verkauft. Zudem gab es eine Gewinngarantie, | |
die zunehmend in die Kritik geriet. Anfang 2011 war ein Volksentscheid zur | |
Veröffentlichung der umstrittenen Wasserverträge erfolgreich, der sich für | |
eine Rekommunalisierung des Unternehmens stark machte. | |
Nachdem RWE und das Land Berlin Anfang 2011 zu verhandeln begannen, hatte | |
Veolia einen Verkauf seiner Anteile lange vehement abgelehnt. Später rückte | |
das französische Unternehmen von dieser Position ab und bot Ende 2012 einen | |
Teil seiner Anteile an. Zehn Prozent der Unternehmensbeteiligung wollte | |
Veolia aber auf jeden Fall behalten. In diesem Frühjahr reduzierte Veolia | |
auf fünf Prozent, nun kann sich das Unternehmen vorstellen, sich ganz aus | |
Berlin zu verabschieden. „Ja, wir haben Verhandlungen über die Möglichkeit | |
eines Komplettaustiegs begonnen“, sagte Veolia-Sprecher Matthias Kolbeck | |
der taz. | |
Die Grünen-Abgeordnete Heidi Kosche, eine der treibenden Kräfte bei dem | |
Wasser-Volksbegehren reagierte erfreut auf die Nachricht des | |
Verkaufsangebots. „Es ist gut, dass die Wasserbetriebe wieder zu 100 | |
Prozent in Landesbesitz kommen können“, sagte sie der taz. „Dann kann man | |
ökologisch und wirtschaftlich an manches anders ran gehen“, sagte sie. Sie | |
verwies dazu auf das Beispiel Paris: Dort müssten Leute mit wenig Geld im | |
Portemonnaie weniger für das Wasser bezahlen. | |
Die Grünen-Fraktion ist nach ihren Worten durchaus offen für einen Kauf. | |
Beim Geschäft mit RWE habe sich ihre Kritik gegen die Höhe des Kaufpreises | |
gerichtet, nicht gegen den Rückkauf an sich – „der hätte um einige | |
Millionen niederiger sein können“, sagte Kosche. | |
Maßstab für den Kaufpreis sind naheliegenderweise jene 618 Millionen, auf | |
die das Land sich mit RWE einigte. Kosche und andere argumentieren, der | |
Wert eines Unternehmens definiere sich über die künftigen Gewinne. Die aber | |
werden geringer ausfallen, wenn das Land einer Vorgabe des | |
Bundeskartellamts folgen und die Wasserpreise deutlich senken muss. Dagegen | |
klagt Berlin derzeit. RWE hatte 2011 anfangs 800 Millionen Euro verlangt. | |
Zur Finanzierung dienen langfristige Kreditverträge, bei denen Berlin laut | |
Senator Nußbaum von den derzeit sehr niedrigen Zinsen profitiert. „In der | |
Finanzierung sind wir noch günstiger als erwartet“, sagte er im | |
Hauptausschuss. | |
15 May 2013 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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