# taz.de -- Polizei in Hamburg: Nicht rechts genug | |
> Ein Polizeiangestellter klagt gegen Kündigung wegen rechter Gesinnung. Er | |
> hatte vor der jüdischen Schule ein Foto von einem Totenkopf mit | |
> Polizeimütze gemacht. | |
Bild: Geschmacklos: Vor der Talmud-Tora-Schule fotografierte der Objektschütze… | |
HAMBURG taz | Als der kräftige Polizist Andreas W. im weißen Poloshirt, | |
Jeans und mit rasiertem Kopf zusammen mit seinem Anwalt Dieter Struck am | |
Freitag den Gerichtssaal 109 des Arbeitsgerichts betritt, vermittelt er den | |
Eindruck, als würde er die ganze Aufregung um seine Person nicht verstehen. | |
„Sollte mein Mandant die Gefühle von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde | |
verletzt haben, tut ihm das aufrichtig leid“, erklärt Struck. „Und er | |
entschuldigt sich an dieser Stelle ausdrücklich.“ | |
Dabei hatte der polizeiliche Objektschützer für die jüdische Gemeinde für | |
Schlagzeilen gesorgt: Er hatte ein Foto vor dem Polizeicontainer mit einem | |
Totenkopf und Polizei-Mütze gemacht und dies auf seine Facebook-Seite | |
gestellt. Der Totenkopf war im Nationalsozialismus das Symbol der | |
Waffen-SS. Diese war auch für die Bewachung von Konzentrationslagern | |
zuständig, in denen Millionen Juden ermordet wurden. | |
Nach Bekanntwerden der Provokation hatte Polizeipräsident Wolfgang | |
Kopitzsch (SPD) Andreas W. sofort suspendiert. Zugleich versucht Kopitzsch, | |
W. wegen seiner rechtsextremen Einstellung fristlos zu entlassen. Doch die | |
Erfolgschancen sind gering, wie der Gütetermin zeigte. Denn mittlerweile | |
ist das Strafverfahren gegen 38-Jährigen wegen der Verwendung | |
verfassungsfeindlicher Kennzeichen von der Staatsanwaltschaft eingestellt | |
worden, da der im Internet veröffentlichte Polizei-Totenschädel in keiner | |
Weise dem spezifischen Symbol der Uniform-Abzeichen der SS-Verbände zum | |
Verwechseln ähnlich sieht. | |
Und auch der Arbeitsrichter, der es zwar begrüßt, „dass Rechtsradikale und | |
rechte Tendenzen in der Polizei nicht geduldet werden“, bezweifelt, ob die | |
„geschmacklose Aktion“ eine fristlose Kündigung rechtfertigt. Das soll nun | |
im Verfahren im September geklärt werden. | |
Andreas W. war 2003 als Polizeiangestellter im Außendienst eingestellt | |
worden. Sein Einsatzort war zuletzt hauptsächlich der jüdische | |
Talmund-Tora-Komplex in Rotherbaum, in der sich die Joseph-Carlebach-Schule | |
befindet. Der Komplex gilt als besonders anschlagsgefährdet. | |
Das Auffliegen der Affäre hatte die Polizeiführung in helle Aufregung | |
versetzt, weil das Verhalten W.s jahrelang intern gedeckelt wurde. Denn | |
Andreas W. war bereits vorher wegen seiner rechten Gesinnung aufgefallen. | |
So soll er Kollegen mit migrantischem Hintergrund übel gemobbt haben und im | |
Kollegenkreis die Lektüre von Adolf Hitlers „Mein Kampf“ gepriesen haben. | |
Das Dezernat für interne Ermittlungen stellte das Verfahren jedoch ein. | |
Kurz vor Auffliegen der Totenkopf-Affäre wurde W. befördert – kurz nachdem | |
eine Abmahnung in den Papierkorb wanderte. | |
2 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Magda Schneider | |
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